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Homophobe Gatekeeper

Die eben thematisierten Polyphia sind nicht nur Experten auf dem Gebiet technischen Gitarrenspiels, sondern auch wenn es um Gatekeeping in der Metalszene geht. Sie sind nun mal nicht trve, tragen stylische Wollpullis und liebäugeln mit Hip Hop. No-Goes für so manch alteingesessene:n Kuttenträger:in, die das auch online verbalisieren.

Zu Gatekeeping im Heavy-Kosmos äußerte sich gerade auch Architects-Sänger Sam Carter. Im Rahmen eines Specials für LouderSound interessierte einen Fan Carters Meinung zu einer Aussage Willow Smiths. "Ich glaube, der einzige Grund, warum hauptsächlich alte, weiße Männer diese Musik hören, ist, dass Metal lange Zeit von diesen Leuten 'bewacht' wurde", sagte sie damals gegenüber Guitar.com.

Carter stimmte der These zu und wies auch auf homophobe Tendenzen dieses Gatekeepings hin. "Schon seit Jahren wollte ich ein bisschen Make-up auftragen, mich selbst ausdrücken und eine Show hinlegen. Doch ich habe es lange nicht getan, weil ich fürchtete, dass die Leute mich dafür niedermachen würden, und ich das nicht wollte. Und so ist es dann auch passiert. Die Leute waren nicht nur grässlich, sie benutzten auch homophobe Ausdrücke zur Beleidigung. Als ich aufgewachsen bin, in der Schule fühlte sich die Szene an wie ein inklusiver Ort für Außenseiter. Wie wurde daraus eine Welt, wo es heißt: 'Du kannst dies nicht tun, wenn du eine Frau bist ... Du kannst das nicht tun, wenn du homosexuell bist ...' What the fuck? Es gibt einen Haufen Gatekeeping rund um künstlerische Freiheit."

Carter hatte sich unter anderem im Musikvideo zur 2022 veröffentlichten Single "Deep Fake" mit geschminkten Augen präsentiert und kurz darauf im Interview mit Loudwire erzählt: "Einige Leute sind außer sich deswegen. Ich war überrascht davon. Es ist so dumm, sich von so etwas aufregen zu lassen. Es bringt das Schlechteste in den Menschen zum Vorschein. Was machen diese Leute nur, wenn sie feststellen, dass Darkthrone und Mayhem schon seit Jahren Make-up tragen. Sie werden so wütend sein. Oder wenn sie Ozzy Osbourne zu Gesicht bekommen, das wird sie wohl schwer enttäuschen."

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3 Kommentare mit 8 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Ich weiß nicht, wie andere das hier wahrnehmen, aber ich finde dieses plötzliche Aufspringen auf den LGBTQ-Zug wirkt bei Architects maximal unauthentisch, gerade auch in Folge dessen, dass die Musik mittlerweile weitgehend stadion- und radiotauglich ist und sie sehr offensichtlich darauf schielen, im Mainstream Fuß zu fassen. Die Vergleiche zu Ozzy und insbesondere vor allem den BM-Bands hinken auch komplett, das weiß er aber auch selber, was er da für Unsinn quatscht.

    • Vor einem Jahr

      In einem Musikvideo Make Up tragen = auf den lgbtq-Zug aufspringen?
      Brennt dir der Helm?

    • Vor einem Jahr

      Ähm..wenn jemand weil er in einem Clip Make-Up trägt beschimpft wird ist auf einen fahrenden Zug aufspringen ?

    • Vor einem Jahr

      Nicht nur im Musikvideo, sondern ja auch jetzt regelmäßig bei Live-Auftritten. Und YuiKato kann schlichtweg nicht lesen, von daher gehe ich da mal nicht drauf ein. :)

    • Vor einem Jahr

      Dann halt auch bei Liveauftritten. Das macht deine Vermutung nicht weniger weit konstruiert.

    • Vor einem Jahr

      Wenn ich mir Architects bis zur Holy Hell anschaue, sehe ich 5 Typen mit tätowierten Armen in weit ausgeschnittenen schwarzen Tanktops, cis-männlich bis ins Mark, auf den Gigs zu 90% Männer mit gleicher Ästhetik. Jetzt wird die Musik spätestens mit dem aktuellen Album im Prinzip sogar radiotauglich, die Songs könnten genauso gut von den neueren BMTH sein und der Frontmann trägt auf einmal Lidschatten und High Heels. Und das siehst du nicht mal ein ganz kleines bisschen als kalkulierte Anbiederung? Architects entstammen im Übrigen einer Szene, in der androgynes Aussehen und Make-Up gerade zu deren Anfangszeiten gang und gäbe waren, auch wenn das in den letzten 10-12 Jahren deutlich weniger geworden ist.

    • Vor einem Jahr

      Nachtrag: Hauptsächlich Sam Carter entspricht dem von mir beschriebenen Look, die anderen hatte ich klischeehafter in Erinnerung, der Hauptpunkt bleibt trotzdem bestehen.

    • Vor einem Jahr

      Kenne die Band nicht wirklich. Aber bei manchen dauert es halt etwas länger, bis sie sich ihrer Identität sicher sind und möglicherweise noch länger, bis sie sich trauen, das auch auszudrücken. Klar, das kann man als Anbiederung lesen, aber ich sehe das persönlich lieber so, dass da jemand trotz widriger Umstände endlich zu sich selbst findet.

  • Vor einem Jahr

    Ja die Dummheit und Intoleranz ist überall präsent. Egal in welcher "Musik-Szene" man sich bewegt. Überall wird man Homophobie, Frauenfeindlichkeit, Rassismus und so weiter finden.

  • Vor einem Jahr

    Wenn euch das im Metal schon stört, schaut euch mal die Rapszene an.

    Was hat eine Mallcore-Band wie Architects hier überhaupt verloren?

    • Vor einem Jahr

      In der Rapszene ist bereits 2007 ein Zungenkuss zeischen zwei Männern in einem Video einer Single zu sehen, die gechartet ist und sehr häufig im Musikfernsehen lief. Es gibt mittlerweile recht viele queere oder nicht-binäre Personen in der Rapszene.