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5 Fragen an Far Beyond Nothing

Von den amerikanischen Charts gehts in den Berliner Untergrund. Far Beyond Nothing stehen noch am Anfang ihrer Karriere, haben 2020 eine erste EP unter dem Titel "Afterlife" veröffentlicht und bewegen sich im groben Dunstkreis von Dark Rock/Gothic Metal. Pandemiebedingt legten sie im Anschluss an das Release eine längere Pause ein, reaktivierten die Band aber Mitte 2022 wieder. Sänger und Bassist Marcus beantwortete uns ein paar Fragen.

1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?

Mein erstes Album, das ich als prägend bezeichnen würde, war Meat Loafs "Bat Out Of Hell III: The Monster Is Loose", dass ich 2006 zu Weihnachten geschenkt bekommen habe. Das war dann auch mein persönlicher Einstieg in die Rock- und Metalmusik. Mich hat an dem Album besonders fasziniert, wie Musik Geschichten erzählt, in die man eintauchen kann. Das Album "Svartir Sandar" von Sólstafir war 2011 dann ein Anstoß für mich, selbst Musik zu machen. Das ganze Album hat eine so tiefe und vereinnahmende Atmosphäre und löst so viele Emotionen aus, auch wenn ich kein einziges Wort isländisch kann. Auch unser Gitarrist ist ein großer Fan der Band und gerade Atmosphäre ist etwas, worauf wir auch bei unseren Songs einen großen Wert legen. Als Band hören wir ansonsten alle tatsächlich sehr unterschiedliche Musik über alle möglichen Genres hinweg. Das macht das Songwriting bei uns immer etwas herausfordernd, aber auch sehr interessant. Und ich denke, das ist auch der Grund, warum es uns so schwer fällt, einzuordnen, welches Genre wir selbst eigentlich spielen. Ich finde das aber auch nicht so wichtig, oft ist allerdings die erste Frage von außen 'Was macht ihr für Musik?', da fällt es uns dann schwer, kurz und knapp zu antworten.

2. Auf welche(s) deiner Riffs/Melodien/Lyrics/Patterns bist du am meisten stolz?

Der Song "Eleven" von unserer ersten EP "Afterlife" ist sehr wichtig für uns. Wir hatten die EP zwar Anfang 2020 veröffentlicht - noch bevor Corona kam - aber der Song hat gerade zu Zeiten von Lockdown etc., als viele Menschen alleine waren und sich mit ihren inneren Problemen konfrontiert sahen, eine wichtige Botschaft. Es geht uns darum, dass psychische Krankheiten als solche wahrgenommen werden und Betroffene gerade auf die Unterstützung der Menschen in ihrem Umfeld angewiesen sind. Die Zeile "and all that it takes is a leap across the ocean's endless waves" spielt darauf an, dass Probleme oft einfach kleingeredet und nicht für voll genommen werden, während Betroffene vor für sie unlösbaren Herausforderungen stehen. In den meisten unserer Songs geht es darum, sich mit den eigenen Gefühlen und inneren Konflikten auseinanderzusetzen.

3. Was sollte sich in der Rock/Metal-Community zum Besseren verändern?

Ich würde mir mehr Offenheit wünschen. Viele Bands probieren sich aus und experimentieren mit anderen Genres, was ich mutig finde. Das Ergebnis muss einem nicht immer gefallen, aber darum geht es doch auch nicht bei Musik. Wenn Leute Rock- oder Metal-Bands einerseits Ausverkauf vorwerfen, etwa wenn die Musik nicht mehr 'hart genug' ist, andererseits aber von ihnen verlangen, ihr Debütalbum immer wieder neu aufzunehmen, weil damals alles besser war, finde ich das heuchlerisch. Metal als Genre ist auch nicht einfach aufgetaucht, sondern hat sich als Prozess aus Experimenten mit anderen Genres entwickelt. Ich finde, wir sollten immer offen für Veränderungen sein, wir können sie sowieso nicht aufhalten. Leider gibt es zu viele Leute, die gerade in sozialen Medien sehr laut sind und Hass verbreiten. Ich streite mich auch gerne über Musik, aber es sollte nicht persönlich werden. Wir sollten alle wieder etwas netter zueinander sein.

4. Was sollte man definitiv über dich wissen?

Ich bin ein großer Eurovision-Fan, wir haben den diesjährigen Songcontest auch als Band zusammen geschaut. Auch wenn Deutschland eher nicht so erfolgreich ist, mag ich, wie der Wettbewerb Musik, Kultur und Sprache feiert. Ich kann mich noch erinnern, als Lordi 2006 gewonnen haben. Damals habe ich den ESC zum ersten Mal gesehen und war total begeistert, seitdem schaue ich jedes Jahr mit Freunden zusammen. Hat jetzt auch wieder mit Musik zu tun, aber ansonsten gibt es keine besonders spannenden Sachen. Wir haben das Ritual, vor jeder Bandprobe einen Ingwershot zu trinken, ich habe keine Ahnung mehr, warum eigentlich, aber das hat sich irgendwann ergeben. Alle unsere Songs sind also auf einem Fundament aus Ingwershots entstanden – vielleicht ist das interessant.

5. Welches Buch sollte man unbedingt gelesen haben?

Da ich noch studiere und nebenbei arbeite, komme ich leider nicht so oft zum Lesen, wie ich gerne würde. Ich bin abends eher froh, wenn ich mich von Musik oder einer Serie berieseln lassen kann. Das letzte Buch, das ich gelesen habe war "Don't Sleep, There Are Snakes" (deutsche Titel: "Das glücklichste Volk. Sieben Jahre bei den Pirahã-Indianern am Amazonas.") von Daniel Everett. Es ist eine biografische Erzählung über einen Missionar, der im Amazonas – konfrontiert mit neuen Weltsichten und Idealen – seinen Glauben verliert. Ebenso geht es viel um Sprache und deren kulturelle Funktion. Das Buch zeigt auf, wie Sprache unserer Welt Bedeutung gibt, im Guten wie im Schlechten – und dass nichts so eindeutig ist, wie wir es uns manchmal vorstellen.

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