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5 Fragen an Mayhem

Gebts zu, ihr wolltet schon immer mal wissen, welche Popsongs die Mitglieder von Mayhem heimlich hören, wenn sie nicht gerade böse Black Metal-Verse von den Bühnen speien. Anlässlich der frisch erschienenen EP "Atavistic Black Disorder / Kommando", für die die Norweger mal wieder mit ihren Ex-Sängern Maniac und Messiah kollaborierten, fragten wir genau dies Gitarrist Ghul. Im echten Leben heißt der übrigens Charles Edward Alexander Hedger und ist gar kein Norweger, sondern Brite.

1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?

Ghul: Es gibt eine riesige Anzahl an Alben, die mich als Musiker über die Jahre hinweg beeinflusst haben. Wenn ich ein entscheidendes wählen muss, sollte es aber wahrscheinlich "Anthems To The Welkin' At Dusk" von Emperor sein. Es war das erste Mal, dass ich wirklich künstlerisch befriedigende Musik gehört habe, die gleichzeitig auch sehr extrem und heavy im Sound war. Das Album hat so viel harmonische und melodische Raffinesse und dennoch dient die Musik fortwährend der Atmosphäre und versucht auch nicht, sich zu überintellektualisieren. Das brachte mich tatsächlich zum Nachdenken darüber, was innerhalb dieses Musikstils alles möglich sein kann.

2. Was sollte sich in der Rock-/Metal-Community zum Besseren verändern?

Ich finde die Szene hat große Fortschritte gemacht. Sie hat sich über die ganze Welt ausgebreitet und Menschen fast jeden kulturellen Hintergrunds geöffnet. Das führte zu neuen Einflüssen und Stimmen in der Musik und hat die ganze Community viel interessanter gemacht. Leider gibts auch 'Touristen', gerade im Black Metal. Damit meine ich die Leute, die nicht wirklich verstehen, worum es geht, und alles kommerzialisieren und 'reinigen' möchten, um es annehmbarer für ihre fragilen Persönlichkeiten zu machen. Das ist so, als würde jemand in dein Haus kommen und von dir fordern, dass du bestimmte Filme nicht guckst, deine Bilder von den Wänden abhängst und die Farbe deiner Teppiche änderst. Ich denke, die Szene muss dem widerstehen und sowas ablehnen – aber gleichzeitig auch jeden willkommen heißen, der wirklich Teil der Gemeinschaft sein möchte. Ich spreche hier natürlich vor allem vom Black Metal, denn die ganze Seele dieser Kunst besteht daraus, die dunklen und hässlichen Aspekte der Menschheit zu erkunden. Kunst ohne Zensur, ausnahmslos.

3. Was zeichnete die Arbeit an "Atavistic Black Disorder / Kommando" im Vergleich zu früheren Projekten besonders aus? Und wie hast du die Arbeit mit Maniac und Messiah erlebt?

Vermutlich konnte ich in einem Stil spielen, in dem ich vorher noch nie etwas aufgenommen habe. Die enthaltenen Punk-Coverversionen boten die Möglichkeit, mit einer anderen Art von Energie zu spielen und ein paar coole Rock'n'Roll-Soli auszupacken. Das war einerseits sehr befreiend, andererseits auch herausfordernd. Die Arbeit mit Maniac und Messiah war fantastisch. Man hört einfach, wie perfekt ihre Stimmen auf diesen Stücken passen, und es war einfach toll, so viele Leute einzubeziehen, die Teil der Mayhem-Familie sind.

4. An welchen anderen Projekten feilst du momentan?

Tatsächlich an einigen. Ich stehe kurz davor, auf eigene Faust ein instrumentales Gitarrenalbum zu veröffentlichen, das ich schon vor Ewigkeiten aufgenommen habe. Es heißt "Scratches". Dann habe ich noch eine andere Band namens Veile, eine Art Horror-Metal-Ding. Wir veröffentlichen im Sommer ein paar Songs. Außerdem soll ich, glaube ich, noch an einem neuen Projekt mit Niklas von Shining werkeln. Und dann gibts noch das Sci-Fi-Synth-Projekt R-Complex, das ich letztes Jahr gestartet habe, und mit dem ich auch irgenwann wieder was machen möchte. Es gibt immer was zu tun.

5. Welches Buch, sollte jede(r) einmal gelesen haben?

Das gibts, glaube ich, nicht. Die meisten Leute sind Idioten. Mich selbst eingeschlossen wahrscheinlich. Wenn es um Non-Fiction geht, würde ich allerdings alles von Peter J. Carrol oder Arthur Schopenhauer sagen. Gerade habe ich ein Buch namens "The Religion" von Tim Willocks fertig gelesen. Ein toller Roman, der 1595 während der Belagerung Maltas spielt. Wer sich für Geschichte interessiert, sollte das lesen.

Ach ja, der beste Popsong laut Ghul:

Das ändert sich ständig. Momentan steht es unentschieden zwischen "Bad Boys" von Inner Circle und "Run To You" von Bryan Adams. Objektiv betrachtet ist der beste Popsong allerzeiten natürlich "Africa" von Toto. Das ist einfach Naturgesetz."

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