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5 Fragen an Smalltape

Wir beenden die dieswöchige Ausgabe, wo wir sie begonnen haben: in Berlin. Nur fünf Kilometer entfernt von Attila Csihars temporärem Altar hat Philipp Nespital sein Studio eingerichtet. Der hauptberuflich als Tonmeister arbeitende Multiinstrumentalist spielt bei der Progband Mt. Amber, betreibt seit einigen Jahren aber auch das Soloprojekt Smalltape. Mitte Juli erschien das dritte Smalltape-Album "The Hungry Heart".

Auch dank zahlreicher Gastmusiker an u.a. Marimba, Saxophon und Streichinstrumenten gelang Nespital ein klangfarbenfrohes, vielschichtiges Progressive Rock-Album mit Einflüssen aus Jazz und elektronischer Musik sowie leichten Anleihen an Porcupine Trees Heavy-Phase. Reinhören lohnt. Nespital beantwortete uns ein paar Fragen.

1. Welches Album hatte den größten Einfluss auf dich als Musiker?

Da gibt es natürlich sehr viele. Aber ich denke ohne "Seven Days Of Falling" vom Esbjörn Svensson Trio wäre ich nicht nur ein anderer Musiker, sondern auch ein anderer Mensch.

2. Auf welche(s) Riff/Melodie/Pattern/Lyric, das du selbst geschrieben hast, bist du bisher am meisten stolz?

Ich denke am meisten stolz bin ich auf "Dissolution", den Longtrack auf meinem aktuellen Album "The Hungry Heart". Mein Ziel ist es immer, dass meine Musik Hand in Hand mit der Story geht, und ich habe das Gefühl, dies ist hier toll gelungen. Und es fasziniert mich immer wieder, dass ich "Dissolution" trotz der Komplexität und Tiefgründigkeit als den leichtesten Song des Albums wahrnehme.

3. Was sollte sich deiner Meinung nach in der Rock/Metal-Community zum Besseren verändern?

Rein produktionstechnisch finde ich es bei den meisten Rock- und Metal-Produktionen bedauerlich, dass es in der Regel kaum Dynamik, also ein Kontrast von lauten und leisen Stellen, gibt. Auch bei durchweg lauter Musik, wie beim Metal, gibt es von Seiten der Performance und des Arrangements immer Abstufungen, und die werden meist technisch glattgebügelt, damit das auch auf jedem Endgerät gleich laut klingt. Und egal wie toll die Songs sind, wie gut die Musiker spielen und wie hervorragend die Mischung ist - wenn der Mix am Ende einer Produktion beim Mastering gegen die Wand gefahren wird, um einfach immer nur laut zu sein, dann stirbt das Musikerlebnis durch diese konstante Gleichförmigkeit. Die Songs klingen einfach nur tot. Ich würde mir also mehr Mut zu dynamischeren Mischungen bzw. dynamischem Mastern wünschen, denn genau davon lebt auch die Emotionalität von Musik. Deswegen gehen wir ja nun mal auch zu Konzerten, um diesen Kontrast zu spüren.

4. Was ist dir in deiner Musik am wichtigsten?

Aufrichtigkeit und Authentizität. Ich möchte mir selbst (und auch jedem anderen Musiker) das abkaufen, was ich zu hören bekomme. Das ist viel wichtiger als Stilistik oder Perfektionismus. Sobald ich als Künstler auf Nummer sicher gehe, verfliegt für mich die Magie.

5. Bitte empfiehl ein Buch, das deiner Meinung nach jede*r gelesen haben sollte.

"Formbewusstsein" von Frank Berzbach hat mich sehr beeindruckt und geprägt. Diese Buch würde ich defintiv jedem ans Herz legen.

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