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7 Fragen an Hassle Records

Noch ein Jubiläum! Hassle Records feierte 2020 15-jähriges Bestehen. Das britische Label entstand 2005 als Schwester zu Full Time Hobby, mit Schwerpunkt auf harte Gitarrenmusik. Heute stehen dort unter anderem Brutus, Swedish Death Candy, The Used und Blood Command unter Vertrag.

Wir baten Labelmanager Mease und Miteigentümer Ian "Wez" Westley für eine Sonderausgabe der Fragen-Section ans Mikro:

1. Wie würdet ihr die Essenz von Hassle Records nach 15 Jahren im Business beschreiben?

Wez: Wir schätzen uns glücklich, nach 15 Jahren immer noch im Business zu sein, gerade da die Musikbranche sich so gewandelt hat. Die Essenz bleibt die gleiche: Wir freuen uns, für Künstler und Bands zu arbeiten, die wir lieben. Jeder Künstler bringt eine neue Herausforderung mit sich, uns wird also nie langweilig.

Mease: Ich bin nun seit neun Jahren Vollzeit beim Label tätig und habe vorher schon Teilzeit als Praktikant dort gearbeitet. Und ehrlich gesagt ist es ziemlich verrückt, so lange dabei zu sein, denn die Zeit verging wie im Flug. Doch während all der Zeit blieb der Kern der gleiche: entschieden unabhängig, ohne eine weitere Agenda neben der, Künstler zu unterstützen und aufzubauen, an die wir aufrichtig glauben.

2. Welche drei Releases waren für euch über die Jahre am wichtigsten?

Wez: Alle Releases sind wichtig. Ich nenne drei, die aus verschiedenen Gründen als Meilensteine durchgehen.

  • Juliette Lewis – "Like A Bolt Of Lightning": Das war unser erstes Release bei Hassle. Musikalisch exzellent und eine tolle Performerin. Ich habe vorher schon mit einigen großen Bands gearbeitet, aber nie mit einem Hollywood Star. Mit Juliette lässt es sich sehr angenehm arbeiten und sie ist supertalentiert. Das war eine tolle Erfahrung.
  • Lonely The Brave – "The Days War": Der Sound der Band haute mich um. Brillante, atmosphäre Songs. Aber was sie wirklich abhob war Sänger David Jakes, einer der besten Livesänger, die ich jemals gesehen habe. Er steht in einer Reihe mit Robert Plant und Chris Cornell. Ernsthaft. Aber er ist total introvertiert und hasste es, in einer Band zu spielen, die groß wurde, und hasste es, live aufzutreten. Nachdem er eine Show vor 15.000 Menschen gespielt hatte, sagte ich zu ihm: "Tolles Set, Dave. Großartig!". Er antwortete "Ich habe jede Minute gehasst."
  • Petrol Girls – "Cut And Stitch": Eine Band, die nie Kompromisse mit ihren Glaubenssätzen eingeht. Sie geben sich voll und ganz ihren Überzeugungen hin. "Cut And Stitch" war ein großer Schritt nach vorn verglichen mit dem ersten Album. Ich glaube wirklich, dass sie eine der wichtigsten politischen Bands der Welt werden können.

Mease: Ich schließe mich Wez an: Alle Releases sind eigentlich gleich wichtig, keines genießt eine wie auch immer geartetete 'Prioritätenstellung' gegenüber anderen. Aber natürlich gibt es Scheiben, die für uns persönlich hervorstachen, das ist wohl ganz natürlich im Kreativbereich. Für mich sind es folgende:

  • Alexisonfire – "Crisis": Das Album kam raus, bevor ich angefangen habe, beim Label zu arbeten, aber ich erinnere mich sehr genau daran. Es schürte mein Interesse am Label. So eine tolle Platte und auch eine, die die Band ins Spolight der Alternative Music Szene rückte.
  • Frank Iero – "Stomachaches": Wir mochten sofort, wie roh und aufregend diese Platte war. Man hörte Franks Songwriting von My Chemical Romance, als Teil eines nur von ihm geschriebenen Albums, und dass er mit voller Leidenschaft dabei war. Es war eine Freude, mit Frank zu arbeiten. Er ist definitiv einer der nettesten Menschen in der Musikbranche.
  • Brutus – "Burst": Schon als ich die Demos zum ersten Mal gehört habe, war ich am Haken. Ich konnte nicht aufhören, sie zu spielen, redete ständig von der Band und dass wir unbedingt mit ihnen arbeiten müssen. Die Musik hat etwas Vertrautes, ist aber gleichzeitig so einzigartig. Das war auch eins der ersten Signings vom europäischen Festland. Die Band wachsen zu sehen war so aufregend und ich bin gespannt, wie sie weiter wachsen und sich entwickeln.

3. Wie wählt ihr Bands für Hassle aus?

Wez: Das ist ganz einfach: Mease und ich müssen die Musik mögen. Wir beide lieben Heavy Music, also tendieren wir zu harten Bands. Zweitens müssen wir die Menschen mögen, mit denen wir arbeiten – also die Band, Manager etc.. Bei anderen Companys, wo ich vor Hassle gearbeitet habe, war das nicht immer der Fall.

Mease: Was Wez sagt. Es geht um die Musik und die Leute. Es gibt keinen bestimmten Sound, nach dem wir suchen. Wir bringen beide Bands auf den Tisch, die wir entdeckt haben und bei denen wir nicht aufhören können zu hören. Ab diesem Punkt fangen wir an, die Band und ihr Team kennenzulernen, besprechen Ziele und Vision und entwerfen einen kurz- oder langfristigen Plan. Es ist wichtig, diese Gespräche mit der Band zu führen, dass alle sich wohl fühlen und ehrlich miteinander sein können. Wir arbeiten sehr eng mit unseren Bands, müssen also von Anfang an mit dabei sein.

4. Was sollte sich in der Rock/Metal Community zum Besseren verändern?

Wez: Ich wünschte, sie wäre manchmal etwas offener gegenüber neuen Bands, wenn sie anders klingen. Gebt ihnen einen Chance! Schaut doch nur auf die frühen 90er und die Alternative Bands wie Soundgarden. Sie kamen von einem Heavy Guitar Hintergrund, gingen aber experimentell damit um. Letztlich entwickelten sie sich zu einer riesigen Mainstream Band. Ich würde gerne sehen, was einige junge Bands mit Beats und Produktion in den Genres, die ich liebe, anstellen können. Mein junger Sohn hört viel Trap und Drill. Das ist nicht meine Musik, aber die Produktion ist teilweise exzellent. Ich würde gern sehen, wie junge Bands mit solcher Produktion experimentieren.

Mease: Ich finde insgesamt war die Alternative Music Szene immer ziemlich inklusiv und offen. Aber es gibt immer Raum für die Rock/Metal Communities, um weiter zu gehen, obwohl bereits Fortschritte gemacht werden. Was ist denn bitte mehr Punk Rock als eine wirklich inklusive Gemeinschaft zu sein?

5. Wie habt ihr mit Hassle die Pandemie erlebt?

Wez: Erst fragten wir uns, ob denn überhaupt irgendwas zu tun sein wird. Die Antwort lautet: Ja, Unmengen! Wir behielten unseren Releaseplan bei. Phoxjaw veröffentlichten im Juli und liefen echt gut für eine Band, die noch nicht viel getourt ist. Dann hatten wir natürlich das Jubiläumsjahr und legten 15 Katalogalben neu auf Vinyl auf. Das half uns, die Verluste durch Shopschließungen und fehlende Touren zu kompensieren. Außerdem sprachen wir viel mit den Bands, um sicherzugehen, dass es ihnen gut geht, und um sorgfältig Pläne zu schmieden. Viele konnten weder touren noch aufnehmen, was ein großer Schock war. Wir wollten, dass sie wissen, dass wir immer noch da sind und bereit sind zu helfen wo wir nur können.

Mease: Unsere Jubiläumskampagne kam wirklich zum idealen Zeitpunkt, die Pläne hatten wir schon letztes Jahr ausgearbeitet. In der Lage zu sein, sich während eines großen Teils des Pandemiejahres auf Katalogtitel zu konzentrieren, war gut für uns. Es ist momentan sehr schwierig, neue Bands ins Gespräch zu bringen.
Und wir brachten ein Livealbum von Brutus raus, in einer Zeit, als sie eigentlich auf Tour sein sollten. Das war zwar nicht geplant, aber die Band nutzte die Gelegenheit, die Archive durchzusehen und wir alle liebten das "Live In Ghent" Recording. Es fühlte sich richtig an, das jetzt zu veröffentlichen.

6. Worauf können sich die Leute in den nächsten 15 Jahren Hassle freuen?

Wez: Viele weitere Releases, die alle anders klingen!

Mease: Wir sind zwar gut im Planen, aber so weit in die Zukunft zu gucken, ist verzwickt! Hoffentlich schaffen wir es, viele frische Künstler aufzubauen und natürlich unser bestehendes Roster weiter zu pushen und zu pflegen. Ich kanns kaum erwarten, unseren Teil beizutragen und den Hassle Namen in den kommenden Jahren auf ein paar weitere Platten zu pressen.

7. Was sollte man definitiv über euch wissen?

Wez: Als ich vor Jahren anfing, in der Musikindustrie zu arbeiten, stellte ich bald fest, dass da draußen eine Menge Haie rumschwimmen – Leute, denen du nicht vertrauen kannst und die nicht die Wahrheit sagen. Ich schwor mir, keiner von denen zu werden. Es ist ein gutes Zeichen, dass wir über die Jahre hinweg eine Gruppe von Menschen gefunden haben, mit denen wir gerne arbeiten, seien es unsere Promoleute, Labelmanager oder auch die Hersteller.

Mease: Ich brenne wirklich für das, was ich tue!

Im Rahmen der Hassle 15 Jahre Jubiläumskampagne erschienen folgende 15 Releases in neuen, limitierten Vinyl Editions:

Part 1
Juliette And The Licks – "...Like A Bolt Of Lightning"
Casey – "Love Is Not Enough"
frnkiero andthe cellabration – "Stomachaches"
Tubelord – "Our First American Friends"/"Tezcatlipoca"
We Are The Ocean – "Cutting Our Teeth"

Part 2
Lonely The Brave – "The Day's War"
Four Years Strong – "Rise Or Die Trying"
Cancer Bats – "Birthing The Giant"
Petrol Girls – "Cut & Stitch"
Turbowolf – "Turbowolf"

Part 3
Trash Talk - "Eyes & Nines"
Brutus - "Burst"
Rolo Tomassi - "Hysterics"
Press Club - "Late Teens"
Blakfish - "Champions"

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