Pop-Rap-Schlager-Hits: Warum klingt alles gleich?

Capital Bra, Samra & Lea - "110"

Fangen wir mit der Keimzelle des Bösen an: Capital Bra, Samra, LEA, Beatzarre und Djorkaeff. Diese Namen in einer Liste, und ihr wisst, womit ihr es zu tun habt. "110" dürfte wohl der größte Erfolg dieser ganzen Soße sein. Lassen wir es Capi zusammenfassen, der in seinem Part den Schaffensprozess sehr treffend beschreibt:

"Kein Plan, ich denke grade an dich
Ich will zeigen, was ich fühle, doch ich kanns nicht"

Was ist das für ein Zirkus? Capital Bra hat in meinen Augen durchaus Star-Potential, und ich habe diesen Mann schon geil rappen gehört. Samra ja theoretisch auch. Aber ich schwöre, keiner der beiden hat jemals auf so einem Song irgendeine hörenswerte Line gekickt. Capi ist beschäftigt damit, sich über "Bitches" auf seinem Insta zu ärgern, aber keine Sorge, die "bleiben ja Bitches". Samra fährt seine klassische Routine darüber, was für ein furchtbarer Typ er zu seiner Freundin ist, aber irgendwie lieben die Frauen ihn ja doch. Das altert alles so mittelgut. Beide rappen mit der Energie von Schichtarbeitern.

Tatsächlich, wenn jemand diesen Song hört, dann wohl für die LEA-Hook, immerhin muss man ihr lassen, dass man diesen Ohrwurm eine Weile nicht loswird. Aber nur, weil es kleben bleibt, macht es das nicht besser, Im Gegenteil, ich wäre dankbar, diesen akustischen Kaugummi von meinem Schuh abzukriegen, so schnell ich kann. LEA ist eine der uninteressantesten Pop-Stimmen, die Deutschland je hervorgebracht hat.

Man windet sich ja immer darum herum, gemein zu ihr zu sein, weil sie so verunsichert vor der Kamera steht, dass es sich anfühlt, als trete man nach unten. Aber irgendwann muss man die Performance eines The Voice-Achtelfinalisten eben die Performance eines The Voice-Achtelfinalisten nennen. Immer, wenn diese Frau auf einem Song auftaucht, singt sie den selben liebeskranken Käse mit der selben andächtigen Jugendpastoren-Stimme. Deutschland hat sich wirklich von ihrer Poetry Slam-Frisur täuschen lassen und schreibt dieser Frau nun irgendeine Form von Artsiness zu.

Die gleichsten Lyrics:

"Wenn wir uns doch lieben
Warum tun wir uns weh-eh?
Ich weiß, ich habs übertrieben
Doch will nicht, dass du geh-ehst"

"Ich vermiss', wie wir war'n
Eben war'n wir noch da
Und du lagst in mei'm Arm
Was hab'n wir getan?
Wir kommen nicht mehr klar
Warum ist es so hart?"