Seite 1 von 15

Platz 15: 4:13 Dream (2008)

Jedes The Cure-Album hat seine großen Momente. Selbst an dieser festgeschriebenen Regel kratzt 2008 das zum Glück nicht letzte Studioalbum der Wave-Pop-Legenden. Nachvollziehbar jedenfalls, dass The Cure nach diesem Totalausfall 16 Jahre lang die Waffen strecken. Man wird beim Anhören des Albums gleichzeitig rammdösig und wütend auf das selbstzufriedene Genie Robert Smith, der uns hier Kapitulation und Resignation als Weiterentwicklung verkauft. Das Album klingt, als hätte man einer KI aufgetragen, generische Songs im Stile von "Kiss Me Kiss Me Kiss Me" und "Wish" zu schreiben, die man bereits beim Ausfaden vergessen hat.

So wie sich Smith auf "Bloodflowers" hakenschlagend vom eigenen Experimentierdrang des Vorgängers "Wild Mood Swings" entfernte, sieht er nach dem gewagten Heavy-Rock-Experiment "The Cure" von 2004 nun wieder die Zeit für herzerwärmenden Pop gekommen. Dass er die Jahre dazwischen vor allem damit verbrachte, den eigenen Back-Katalog für aufwändige Deluxe-Editions zu remastern, merkt man "4:13 Dream" an. Ähnlich wie auf "Bloodflowers" klingt vieles kraftlos und selbstzitierend. Kein Wunder, "Sleep When I'm Dead" stammt angeblich aus den "Head On The Door"-Sessions, anhand der lausigen Songwriting-Qualität mag man es kaum glauben.

Inzwischen von Bands wie Interpol, The Rapture und Mogwai als Helden verehrt, scheitert Smith hier offensichtlich auch an den eigenen, hoch gesteckten Erwartungen und suchte nach Hitformeln von einst. Keyboarder Roger O'Donnell und Gitarrist Perry Bamonte hatten die Band inzwischen verlassen, doch selbst die Rückkehr von old buddy Porl Thompson bringt keinerlei Schwung in die Vorstellung.

Die ganze Vision hinter "4:13 Dream" bleibt schleierhaft: Das Album rockt nicht, die Melodien zünden nicht, es harmoniert wenig und die Produktion ist katastrophal. Jason Coopers eindimensionaler Drumsound ist die "St. Anger"-Entsprechung des Gothic-Pop. Absolut unverständlich, zumal das Thema Produktion nach den beschwerlichen Erfahrungen mit "The Cure"-Producer Ross Robinson doch an erster Stelle hätte stehen müssen. Kurz vor seinem 50. Geburtstag will Robert Smith vor allem eins: Unter keinen Umständen so klingen wie ein 50-Jähriger. Und bringt seinen Legendenstatus damit kurzzeitig gehörig ins Wanken.

Anspieltipp:

"The Reasons Why"

Besser weiträumig umfahren:

den Rest

Seite 1 von 15

Weiterlesen

1 Kommentar