Morrissey vs. Guardian
Kommen wir zu einem Mann mit toller Stimme und streitbaren Inhalten bzw. das in dieser Kolumne hoch geschätzte tl;dr-Thema: Morrissey. Der geballte Zorn der Mozzerdelics war mir natürlich sicher angesichts meiner kritischen Review zu seinem neuen Album "California Son", da ich mich tatsächlich erdreistete, nicht nur die Musik, sondern auch Morrisseys öffentliche Aussagen zu kommentieren. Wer ich denn sei? Müsse es hier nicht um Musik gehen? Das Übliche. Eher unerwartet dagegen, dass einen nun schon so genannte Fans auf Facebook stalken, um den Sänger zu verteidigen und mich mit übelstem Kommentarspalten-Trash zu überziehen. Musikjournalismus im 21. Jahrhundert, ein Traum.
Der Ansicht ist sicher auch Tim Jonze vom Guardian, der aktuell Julia Liebert vom Spiegel ablöst als Morrisseys größter Print-Enemy der Jetztzeit. Grund ist sein zugegeben stark zugespitzter Text mit der Headline "Bigmouth strikes again and again: why Morrissey fans feel so betrayed", in dem er bis zu 30 Jahre alte Morrissey-Zitate neben aktuelle stellt, um den gewünschten Beleg zu erbringen, dass Morrissey auf dem politischen Auge eher blind ist (nicht erwiesen) und sich daher immer mehr alte Fans enttäuscht von ihm abwenden (erwiesen). Johnny Marr war für eine Stellungnahme schätzungsweise nicht zu erreichen, dafür darf der Vorzeige-Linke Billy Bragg im Artikel ins Anti-Morrissey-Horn pusten. Damit es nicht so abgekartet aussieht, betont Bragg noch einmal, dass die Smiths "die beste Band meiner Generation" gewesen ist. Uff.
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