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Stuckrad-Barre: "Panikherz"

Ebenfalls kurzweilig: Wie er mit Thomas Gottschalk auf ein Brian Wilson-Konzert geht und Campino wieder trifft, nachdem er ihn in einem Artikel als "Robert Blanco des Bierdosenpunk" titulierte. Rammstein wiederum begegnete er erstmals in seiner Funktion als Motor Music-Mitarbeiter Mitte der 90er Jahre und freute sich, zumindest deren Gitarrist Richard recht schnell von seiner Fachkompetenz überzeugen zu können, die in diesem Falle hieß: dem Star Drogen zu beschaffen. Jahre später treffen sich die beiden am Strand von Malibu und Kruspe fragt ängstlich besorgt, ob die spätere Drogensucht Stuckrad-Barres etwa an diesem Tag ihre Ursprung hatte.

Der Autor, heute alkohol- und drogenfrei, verherrlicht seine Sucht an keiner Stelle, umgeht dabei aber jegliche erhobene-Zeigefinger-Rhetorik. Denn, bei aller Tragödie, Spaß hat es halt auch gemacht. Wie bei allen Junkie-Dramen aber eben nur: am Anfang. Stattdessen seziert er die knallharte Logik der Sucht, wie sie einen vereinnahmt, zu täglich minutiöser Routine und den Abhängigen somit letztlich eben genau zu jenem Spießerleben zwingt, gegen das zu rebellieren man sie in erster Linie eingenommen hat. Alles vorbei. Heute sieht der ehemalige Oasis-Fanatiker ein Noel Gallagher-Konzert in L.A., vermisst den Druck der Jugend, das völlige Sich-Fallenlassen und empfindet nichts mehr dabei. Ah, und jetzt "Don't Look Back in Anger", toll. Brrr, ist die Klimaanlage kalt. Pop ist eben auch eine Altersfrage. Und weil der Rausch der Nacht für ihn vorbei ist, geht Stuckrad-Barre heute lieber zeitig ins Bett.

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