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Wokeness-Zug überrollt The Cardigans (1)

Stammleser dieser Kolumne dürften sich erinnern, dass ich mit Lobeshymnen zur schwedischen Band The Cardigans nie spare, und schon die 2019 erschienenen Vinyl-Re-Issues abfeierte, als wäre ein neues Album angekündigt worden. Ich bin außerdem nicht alleine mit der Frage, warum diese längst wieder für Konzerte aktivierte Band in den letzten Jahren niemals im erweiterten deutschsprachigen Raum zu sehen gewesen ist. In diese diffuse Gemengelage brachte vor rund zwei Wochen ein Facebook-Post etwas Licht, abgesetzt von Bassist Magnus Svenningson, der mittlerweile leider gelöscht wurde, wie auch mancher Anschlusspost. Dazu später mehr.

Aufgrund der zahlreichen User-Anfragen der letzten Monate (oder Jahre) fühlte sich der Bassist und Social-Media-Beauftragte kürzlich herausgefordert, der interessierten Öffentlichkeit einmal das Prozedere zu erklären, wie man eine bzw. seine Band bucht. Er stellte klar, dass gut gemeinte FB-Postings wie "Please come to Spain" nichts brächten, da es gar nicht in der Hand der Band liege, wo man auftreten könne. Svenningson erklärte in gewohnt lockerem Zungenschlag: "Die Angebote kommen von den Promotern eures Landes. Wir rufen nicht José in Mexiko an und bitten darum, auf seinem Festival spielen zu dürfen. Es läuft so, dass José eine Mail an unseren Agenten in London schreibt, der wiederum unseren schwedischen Verantwortlichen kontaktiert. Wenn das Angebot gut klingt, gibt er uns Bescheid und wir prüfen den Termin. Im positiven Fall, geht die Mailkette an José zurück, der Vertrag kommt zustande, wir proben für das Konzert und kündigen es hier auf Facebook an. Wir steigen in den Bus oder ins Flugzeug, spielen ein bisschen 'Love Me Love Me' und fahren wieder nach Hause."

Im Prinzip ein Posting, das das Gute an den Sozialen Medien hervorhebt: Man ist dicht dran an seiner Lieblingsband, weil sogar ein Mitglied selbst die Posts verfasst. Obendrein ist Svenningson ein humorvoller Zeitgenosse, dessen spitze Feder auch mal in der Kommentarspalte für Heiterkeit sorgt. Seine impulsive Art macht den Cardigans-Auftritt unterhaltend und spannend zugleich. Mit "Love Me Love Me" war natürlich der größte Cardigans-Hit "Lovefool" gemeint. Des Weiteren erfuhr man, dass kein deutscher Promoter seit 2006 mehr um ein Cardigans-Konzert angefragt habe. In Chile sei man seit 2014 zwar dreimal aufgetreten, doch sogar in der Heimat Schweden 16 Jahre nicht mehr.

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