Auch mit seiner Lieblingsband Depeche Mode gelang Markus Kavka kein beeindruckendes Portrait.

Konstanz (mis) - Markus Kavka in der Welt der Stars. Eigentlich nach wie vor eine schöne Idee, weltbekannte Musiker zum Gespräch zu treffen, gemeinsam eine Karriere nachzuzeichnen und die Zuschauer außerdem zu Originalschauplätzen zu führen. Leider ging das Konzept mit Depeche Mode gestern Abend wieder nur teilweise auf.

Nach drei "Number One!"-Sendungen kristallisiert sich immer deutlicher die Gratwanderung heraus, die der frühere MTV-Moderator auf Kabel Eins scheinbar vollziehen muss.

Der vermeintlich coole Odeur seines früheren Arbeitgebers weicht nun immer mehr einem penetranten Geruch inhaltsloser Effekthascherei. Das beginnt bei den Werbe-Trailern: Ein Hustenanfall Jon Bon Jovis genügte vergangene Woche für die skandalträchtige Ankündigung: "Bon Jovi: Sehen Sie gleich, warum der Weltstar beinahe sein Interview mit Markus abbricht!"

"Warum schwitzt Martin so? Sind es unsere Fragen?"

Gestern Abend dann ein schweißüberströmter Martin Gore im Backstage-Bereich, unterlegt mit den Worten: "Martin Gore: Warum schwitzt der so? Sind es unsere Fragen? Tut mir leid, Markus, aber die waren es leider ganz und gar nicht. Es war Gores Work-Out, das unmittelbar vor dem Interview endete, was man aber dummerweise nur erfuhr, wenn man sich das ungekürzte Interview im Netz zu Gemüte führte.

Die Erwartungen an die gestrige Sendung waren relativ hoch, gilt Markus Kavka doch als eingefleischter Depeche Mode-Fan. Umso unverzeihlicher, dass er Tourneen verwechselte ("Personal Jesus" sei der Hit der "Devotional Tour" gewesen) und auch bei der Wahl der Originalschauplätze unglücklich agierte.

Kein Besuch am Rose Bowl Stadion?

Wenn man schon in die USA fliegt, sollte man doch Bilder vom legendären Rose Bowl Stadion in Pasadena erwarten, in dem die Band Geschichte schrieb, und nicht von dem Hotel in L.A., in dem sich Dave Gahan 1996 einen Speedball einfuhr. Diktieren hier die Kabel Eins-Bosse die Besuchsstätten, oder was? Immerhin: Das Bridgehouse, wo die Band 1980 entdeckt wurde, hätte er gar nicht zeigen können. Dort steht heute ein Parkhaus.

Auch ein Spaziergang an der Küste von Gores verschlafenem Kalifornien-Nest Santa Barbara vermochte nicht das entscheidende Fünkchen Licht auf das Genie der zu porträtierenden Band werfen. Da auch das Gespräch mit Martin Gore auf rund fünf Fragen eingedampft wurde, konnte man froh sein, dass Kavka noch drei Asse im Ärmel hatte.

Auf Alan Wilders feudalem Anwesen

Labelboss Daniel Miller ("Die meisten prophezeiten der Band ein Ende in Schwulendiscos") stand ihm ausdauernd Rede und Antwort und in den Berliner Hansa Studios wartete mit Gareth Jones ein sympathischer und redefreudiger Langzeitproduzent der Band, der das Portrait mit den erhofften Bonmots aus alten Zeiten bereicherte.

Dass Kavka auch den ehemaligen Keyboarder Alan Wilder vor dessen beeindruckendem Landhaus-Anwesen antraf, war der erzählten Geschichte ebenfalls förderlich, zumal der gelernte Pianist als Architekt des Depeche-Sounds gilt.

Inga Humpe als Zeitzeugin

Im Jungle und im Linientreu sei man Mitte der 80er immer rumgehangen, erzählte der dann überraschend gut gelaunt und musste natürlich auch Stellung zu Gahans Drogenexzessen abgeben. Dieses Thema wurde von den Sendungsmachern leider auch als absolut karriererelevant eingestuft, was zu Lasten der Bandstory ging.

Von der "People Are People"-Periode (zu der man unsinnigerweise 2raumwohnung-Inga als Zeitzeugin vorstellte) sprang die Folge ungeniert zum Durchbruch in Amerika 1993, der allerdings schon 1988 gelang.

So lag die Stärke der Sendung wie schon vergangene Woche in den Archiv-Ausschnitten, die dieses Mal einen '83er Auftritt in einer Jürgen von der Lippe-Show und Bilder alter Fußball-Hallenturniere featurete, die die Band auf Tournee organisierte.

Fotos

Depeche Mode

Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm) Depeche Mode,  | © laut.de (Fotograf: Björn Buddenbohm)

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22 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Also ich, als gelegenheits und schon auf Vatis alten Platten DM-hörer fand's recht interessant.
    Mir hat´s gefallen, aber den LAUT.de super Musikspezialisten kann man da wohl nichts vormachen.

    Das einzige was ich dämlich fand war die Aussage vor jeder Werbung "sehen sie gleich...bla bla..und woran Dave Gahan starb".
    WIE BITTE!!! DER IST TOT? OH GOTT!!!
    ...achso, 2 minuten und dann wiederbelebt, pffff, jetzt wieder durchatmen.
    Ein echter Thriller.

  • Vor 14 Jahren

    @THB-ill (« "sehen sie gleich...bla bla..und woran Dave Gahan starb". »):

    Ich war gerade schon schön im Halbschlaf als der Trailer kam, der hat mich so erschrocken, dass ich erstmal ewig nicht wieder einschlafen konnte. Blöde Kabel1-Affen.

  • Vor 14 Jahren

    @Jazzking89 (« Besten Beispiel war die oben schon mal erwähnte Rock zone auf MTV!!
    Was der da für einen Schrott losgelassen hat von wegen jetzt seht ihr die und die band die die nächsten Stars von morgen sind und über die Musikszene rollen werden.
    Also ich hab von seinen "Geheimtipps" niemals mehr was gehört!!! »):

    Maximo Park? Stars? Sind dir beide vielleicht ein Begriff. ;)
    Nur mal zwei spontane Beispiele...

  • Vor 14 Jahren

    @Jazzking89 (« Wollte schon mal ernsthaft jemand den Kavka im Fernsehen sehen?

    Mit seiner gelangweilten und Abwesenden Art versucht er nur zu überspielen dass er von dem was er macht keinen Ahnung hat!!

    Besten Beispiel war die oben schon mal erwähnte Rock zone auf MTV!!
    Was der da für einen Schrott losgelassen hat von wegen jetzt seht ihr die und die band die die nächsten Stars von morgen sind und über die Musikszene rollen werden.
    Also ich hab von seinen "Geheimtipps" niemals mehr was gehört!!!

    Und dass er mehr über die Kleidung der Künstler als über die Musik redet ist auch ein sehr gutes Beispiel wie er sein Unwissen überspielt.

    Tja Herr Kavka es kann nicht jeder mit so einem Schwulen "Haarwerk" und so scheiß Klamotten wie sie Rumlaufen!!! »):

    Jeder MTV-Moderator der Welt ist seriöser als jemand, der jeden zweiten Satz mit zwei bis drei Ausrufezeichen unterstreichen muss und dann noch zu allem Überfluss "schwul" als Schimpfwort benutzt. Ironischerweise in einem Satz, der die vorherige Argumentation total ad absurdum führt.
    !!!

  • Vor 14 Jahren

    Da hör ich mir doch lieber eine Depeche Mode Platte an. Wer erwartet den ernshafte und seriöse Berichterstattung bei Kabel 1. Das wär ja so als wenn die Bild aus dem Komunistischen Manifest ziteren würde. Hätte mir Hintergrund zur Musik erwartet um das ein oder andere Neue zu erfahren.Das Gelaber über schwierige Tourneen könnten auch die Flippers erzählen