Faber
"Wem du's heute kannst besorgen, dem besorgst du's morgen auch!" singt Faber. Kurz darauf: "Ich bin in love, wie Jack und Rose auf dem Bigscreen / Kann ich bitte deine Tits seh'n?" Ein Das-gehört-sich-aber-nicht-Gemurmel geht durch die Musiklandschaft. Im Rap hat man solches Macho-Gehabe schon lange akzeptiert, aber kaum steht da ein Kerl mit Gitarre und singt solche Sätze, wird wieder drüber geredet. Eigentlich alles halb so wild, immerhin macht Faber spätestens auf seinem zweiten Album "I Fucking Love My Life" klar, dass er in seinen Songs nur Rollen einnimmt, die er dann mit Übertreibungen karikiert.
Julian Pollina, so der eigentliche Name des Zürchers, ist derzeit wohl einer der spannendsten und eigensinnigsten Texter aus der Schweiz, wenn nicht des ganzen deutschsprachigen Raums. Mit seiner Backing-Truppe, der Goran Koč y Vocalist Orkestar Band, untermalt er seine Rollenspielereien mit Balkan- und Chanson-Klängen und wird schnell zu einer Größe im hiesigen Indie-Feld. Die Positionierung und das Finger-in-die-Wunde-Legen klappen freilich nicht immer, im Sommer 2019 sorgt Pollina für einen kleinen Eklat, weil einer seiner Texte Vergewaltigungs-Fantasien gegenüber Rechten beinhaltet. Nach einem Aufschrei ändert Faber den Text. Wer bereit ist, die Sex-Reimerei als Satire zu deuten, der findet bei Faber in jedem Fall einen interessanten Beitrag zum politischen Diskurs.
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