YouTube hat seinen Usern den Zugang zu tausenden Videos gesperrt. Grund: Gescheiterte Verhandlungen mit der GEMA im Anschluss an den auslaufenden Lizenzvertrag.

München (vog) - Der gemeine YouTube-Nutzer wird sich heute Morgen darüber gewundert haben, dass die tägliche Dosis an audiovisueller Kost spärlicher als sonst ausfällt. Grund dafür sind die gescheiterten Verhandlungen zwischen YouTube und der GEMA, der Rechtevertretung deutscher Künstler. Wie schon im Rechtsstreit mit der PRS (der "englischen" GEMA) entfernte die Google-Tochter in der Nacht zum 1. April sämtliche Musikvideos der an diesem Rechtsstreit beteiligten Plattenfirmen.

Quo vadis Lizenzgebühren?

YouTube-Manager Patrick Walker nahm in einem Gespräch mit Spiegel Online Stellung zu den Verhandlungen. Er nannte die von der GEMA geforderten Beträge "beispiellos in der Geschichte des Streamens von Online-Videos".

Laut YouTube wurde ein Pauschalbetrag von 12 Cent pro Video-Streamabruf verlangt. Die hierbei entstehenden Kosten könne der Anzeigenumsatz jedoch nicht ausgleichen. GEMA-Sprecherin Bettina Müller hält gegenüber Spiegel Online dagegen, dass man 1 Cent pro Video verlangt habe, YouTube ihren Forderungen nach mehr Transparenz hinsichtlich der Abrechnungsmodalitäten bislang aber nicht nachkam.

YouTube: Keine andere Wahl als Sperrung

YouTube-Manager Walker erklärte nun, dass zunächst alle Clips gesperrt würden, die von Labelseite eingestellt wurden. Danach folgt die Sperrung der von den Nutzern eingestellten Kopien. Ein Vorgang, der wohl mehrere Tage in Anspruch nehmen wird.

YouTube sieht diese Konsequenz unabdingbar: "Wir müssen die Musikvideos allein schon aus Gründen der Vorsicht blockieren, weil zunächst einmal der GEMA-Tarif im Raum steht und sich dadurch nicht tragbare wirtschaftliche Risiken ergeben."

Kritik der großen Plattenfirmen

Bereits in der jüngeren Vergangenheit hatten Plattenfirmen wie Sony und Universal die kostenlosen Angebote auf YouTube und deren Verlinkung auf eigens eingerichteten Nutzer-Seiten untersagt. Videos seien ein Produkt, kein primäres Marketinginstrument, so die Begründung. Seitdem stehen diese teilweise auf Angebotsplattformen wie iTunes zum Verkauf.

Das Tauziehen gehen weiter

Inzwischen bemüht sich die GEMA, den Streit zu schlichten. Man habe niemals 12 Cent pro abgespieltes Video verlangt, sagte eine Sprecherin zu Welt Online. Man gehe von einer Verhandlungsbasis von einem Cent aus und davon, die Verhandlungen in Kürze wieder aufzunehmen.

Der im alten Vertrag festgelegte Tarif wird weiterhin von beiden Vertragsparteien geheim gehalten, dürfte jedoch deutlich niedriger liegen als die nun im Mittelpunkt des Interesses stehenden Forderungen von einem Cent. Die Werbeeinnahmen könnten aber niemals einen Preis von einem Cent pro Abruf auffangen, argumentiert YouTube.

Zum Vergleich: in Großbritannien fordert das britische GEMA-Pendant PRS 0,23 Cent. Und selbst dieser Betrag scheint YouTube zu hoch angesetzt, da die Entrichtung mittelfristig nicht finanzierbar wäre, so ein Sprecher.

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