laut.de-Kritik
R'n'B und Hip Hop für die Massen.
Review von Dani FrommHierzulande hat sich "Empire" zwar als ziemlicher Quotenflop entpuppt. In den USA jedoch feierte die Soap um Lucious Lyon und sein Plattenimperium dermaßen große Erfolge, dass schon lange feststand: Das Drama geht in die nächste Runde. "Here we go again, here we go again", heißt Jussie Smollett aka Jamal Lyon willkommen und verspricht einen großzügigen Nachschlag "fire and emotion".
Da ich mich vom Hip Hop-Denverclan blendend unterhalten gefühlt habe, kommt mir eine Fortsetzung sehr entgegen. Beim Soundtrack jedoch sieht es mit dem Amüsement schon eingeschränkter aus.
Im Grunde gilt für diese Zusammenstellung, die die erste Hälfte der zweiten Staffel untermalt, haargenau das gleiche wie für die Begleitmusik der Auftaktstaffel: Im Zusammenhang mit der Story hat das Gebotene Hand und Fuß. Um musikalisch für sich allein zu bestehen, fehlt es an allen Ecken und Enden.
Die Geschäftsgrundlage von Lyons Label Empire Entertainment, das im Zentrum des Geschehens steht, bilden Hip Hop und R'n'B, produziert für die Massen. Klar, dass der Score zur Serie dann auch keine spannenden Avantgarde- oder Underground-Sperenzchen auffährt, sondern eben genau Hip Hop und R'n'B, produziert für die Massen. Dass die Musik zum Plot passt, macht sie allerdings kein Stück interessanter.
Die Produktionen, größtenteils verantwortet von Hochkarätern wie Ne-Yo, J.R. Rotem oder Timbaland, der zudem als Executive Producer über die Regler wacht, klingen teuer, es mangelt ihnen aber nahezu überall an Ideen, an Originalität sowieso. Es dominiert R'n'B-Stangenware, unterbrochen von zwei, drei so protzigen wie im Grunde lahmen Rap-Ausflügen, einer höchst theatralischen Klavierballade, einem quäkigen Nümmerchen im Rihanna-Style und einem Party-Bummbumm-Track für die Prolo-Disko.
Mit rudimentärer Kenntnis des Personals lassen sich die Titel dann auch unzweifelhaft in diese Schubladen einordnen: V. Bozemann, die Diva, die schon in der Pilotfolge ihren ersten Auftritt hatte, dreht höchst dramatisch das "Hourglass". Mit so viel Wucht in der Stimme müsste man eigentlich nicht ganz so viel hauchen, aber seis drum: Langweilig zwar, aber gut gemacht.
Serayah mimt wieder den Rihanna-Verschnitt, den ihre Rolle für sie vorsieht. Keine Ahnung, ob sie es besser könnte: Im trotz Reggae-Flavours keimfreien, weil völlig emotionslosen "Get No Better (2.0)" jedenfalls wirkt ihre Stimme einigermaßen dünn, und die Nummer damit entsprechend belanglos.
Yazz, der in "Empire" den jüngsten Lyon-Spross Hakeem gibt, rappt ungebrochen passabel bis gekonnt, hat aber immer noch wenig zu sagen, das über "I'm a king" hinausginge. Wir haben ja alle spätestens zusammen mit Joffrey Baratheon gelernt, was es bedeutet, wenn man die eigene Königlichkeit ständig explizit betonen muss.
Einzig im Duett mit seinem Filmbruder Jamal, also mit Jussie Smollett, schürft er etwas tiefer: Es gehe gar nicht ums Geld, behauptet "Ain't About The Money", sondern um Macht. Ob die Lyon-Brüder den Umstand, dass es sich dabei allzu oft um ein und dasselbe handelt, nicht raffen oder absichtlich ausblenden, wird - vielleicht - die Serie zeigen.
Wie schon im ersten Durchgang (und wie im Plot) entpuppt sich Jussie Smollet (respektive Jamal) als der musikalische Dreh- und Angelpunkt. Weswegen er, gesanglich mindestens auf Usher-Niveau, den Reigen nicht nur eröffnet, sondern mit "Heavy" auch wieder beschließen darf. Von Patriarch Lucious trotz aller Zwistigkeiten zum Kronprinzen auserkoren, hadert er mit der Last der Aufgabe und mit Selbstzweifeln: ein amtlicher Cliffhanger, der die voraus gegangene Zumutung "No Doubt About It" beinahe vergessen lässt. Gaststar: Pitbull. Wat willste da erwarten? Genau das, halt.
Für das echte Highlight sorgt diesmal allerdings keiner der Lyons, wenngleich Papa Lucious, will meinen Terrence Howard, immerhin nicht unerheblich beteiligt ist: Lässt der mit "Snitch Bitch" zusammen mit Petey Pablo noch einen dieser Tracks vom Stapel, bei denen man sich fragt, warum zum Teufel da jemand auf Biegen und Brechen versucht, einen Drei-Minuten-Song aus Einfällen zu stricken, die maximal für zwanzig Sekunden ausreichen, läuft er in seiner zweiten Kollabo, die er (wie die erste) selbst produziert hat, zu Bestform auf.
Der Beat mit orientalisch gefärbten Klängen und manch einem "Koyaanisqatsi"-tauglichen Moment überrascht tatsächlich, das erste und leider einzige Mal auf diesem Soundtrack. Er bietet außerdem die perfekte Bühne für die in Staffel zwei frisch eingeführte Figur Freda Gatz, mit dreckigstem Mundwerk zum Leben erweckt von Bre-Z, einer mir bis dato völlig unbekannten Rapperin aus Philadelphia. Hoffentlich bleibt uns die eine Weile erhalten. Dann freu' ich mich tatsächlich sogar auf den nächsten "Empire"-Soundtrack.
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