laut.de-Kritik

Dem letzten Supportact von Black Sabbath gehen die Ideen aus.

Review von

Aus der Unsumme an Untoten, die sich am gestrigen Bluesrock wund schrubben, sind Rival Sons spätestens mit ihrer zweiten Platte "Pressure & Time" äußerst angenehm hervorgetreten. Ihr Sound war nicht neu, aber ihre Songs waren gut. Punkt. Mit "Hollow Bones" scheinen sich die Kalifornier jetzt erstmals im Kreis zu drehen.

Zwar spielen die Led Zeppelin-Epigonen auch auf ihrem fünften Studioalbum das angetretene Erbe von Hardrock- und Protometal auf musikalischer Ebene voll aus, "Hollow Bones" wirkt aber austauschbarer und belangloser als seine Vorgänger.

Da wären einmal der Opener "Hollow Bones Pt. 1", gefolgt von "Tied Up" (man darf den Titel durchaus wörtlich nehmen), in denen Bandkopf Jay Buchanan zielsicher in den luftleeren Raum zwischen Robert Plant und Jim Morrison hinein singt. Das zieht noch immer herrlich an der ausgefransten Jeanskutte. Nur: Buchanas Bandkollegen können nicht mehr ganz Schritt halten.

Die Riffs klingen stringent ausformuliert und sind doch von geringer Originalität. Die guten Ideen scheinen aufgebraucht. Auch der psychedelischen Seite von Rival Sons, die sich in der Strophe und dem Orgelsolo von "Tied Up Jay" lediglich andeutet, fehlt auf Albumlänge die Narrenfreiheit.

Ein Quäntchen Unvernunft hätte für die Traditionalisten aus Long Beach Wunder wirken können. Überzeugt "Thundering Voices" zunächst mit frech groovendem Auftakt, bleibt Buchanans Urschrei im zurückgenommenen Chorus unerwidert. Statt sich treibend ins Uferlose zu wagen, klingt das alles ein wenig zu sehr zu Ende gedacht. Umso erstaunlicher erscheint deshalb die strikt limitierte Studiozeit, die sich Rival Sons auch für "Hollow Bones" auferlegten und das meiste darauf mit First-Takes aufnahmen, wie sie selbst betonen.

Dennoch, ein echter Überzeugungstäter vom Kaliber "Keep On Swinging" von 2012 fehlt dem Album komplett. Die Zigtausenden, die Rival Sons gegenwärtig als Support bei der letzten aller Black Sabbath-Touren sehen, werden eventuell anders empfinden. Live funktioniert Retrorock fast immer ein Stück besser, erst recht bei dieser Rahmung. Für die heimische Anlage ist "Hollow Bones" aber zu weit weg von allem, was auch nur im Entferntesten nach Innovation riecht.

Es ist deshalb auch bezeichnend, dass ausgerechnet die beiden getragenen Stücke "Fade Out" und die finale Akustik-Ballade "All That I Want" zu den besten des Albums zählen. Beide Songs haben deutlich mehr mit Jeff Buckley gemein als den Heroen, mit denen sie touren.

Jay singt hier von großen Gefühlen ("If you could feel my heartache / Each time you walk away / You would never leave / And I would never ask you to stay") mit einer Zurückhaltung, die zumindest für Rival Sons Verhältnisse einen Seltenheitswert genießt. Gerade deshalb fallen sie auf, bleiben präsent und sind auch nach mehrmaligem Hören so angenehm untypisch, dass sie das Gros der restlichen Platte zum Selbstzitat degradieren.

Trackliste

  1. 1. Hollow Bones Pt.1
  2. 2. Tied Up
  3. 3. Thundering Voices
  4. 4. Baby Boy
  5. 5. Pretty Face
  6. 6. Fade Out
  7. 7. Black Coffee
  8. 8. Hollow Bones Pt. 2
  9. 9. All That I Want

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3 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 7 Jahren

    Heißt der Track aus 2012 nicht keep on swinging? Schade das nicht auf das innovative cover artwork eingegangen wird.

  • Vor 7 Jahren

    Meinungen sind natürlich immer verschieden. Aber wenn man ein Meisterwerk vor der Nase liegen hat, sollte man es schon erkennen.

    Absolute Hammer Scheibe! Ich sehe kein Lied, dass hier fehl am Platz wäre oder man als "Füller" bezeichnen könnte. Von Anfang bis Ende einfach nur stark.

    Meiner Meinung nach das aktuell beste Rock Album des Jahres und definitiv der bisherige Höhepunkt der Band.

    Zur Review: "Buchanas Bandkollegen können nicht mehr ganz Schritt halten." - Buchanan gehört wohl zur Zeit zu den besten Stimmen im Rockgenre. Scott Holiday steht ihm jedoch keinen deut nach. Viel bessere Gitarristen wird man auf dieser Welt wohl nicht finden.

    Der Song von 2012 heißt übrigens "Keep on swinging" und nicht "swimming". Genauso falsch ist der song name von "tied up". Weiß Gott wie der Autor noch den "Jay" dran gehängt hat. Es geht in dem Song nicht einmal ums kiffen, sondern um Liebe und Hingabe. Allein bei dieser Tatsache frage ich mich ob der Verfasser das Album überhaupt gehört hat.

    • Vor 7 Jahren

      Sie haben völlig recht lieber Jobe. Aber die Qualität der hier dargebotenen Albenbesprechungen ist schon seit jeher unterirdisch. Sie sollten sich darüber nicht wunder und lieber das hervorragende Album genießen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie noch einen schönen Sonntag.

      Hochachtungsvoll

      Ihr Amtsvorsteher

  • Vor 7 Jahren

    Nach fünfte Studioalbum der Rival Sons gibs jetz endlich für mich etwas verspätet das neue Werk auf die Ohren. Wieder gibt es eine beeindruckend Bandbreite an emotionsgeladenen Songs. Knarzig knallen die Riffsund wechseln sich mit verspielte Soloeinlagen ab. Sänger Jay Buchanan macht wirklich keine Gefangenen und schreit, fleht aber kann auch hauchzart anstimmen. Wenn moderner Garage-Rock dann genau so! Auch spirituell mit Gospelanleihen wird passend die Songdynamik animiert. Oft klingt es nach einer sehr feinen Jamsession die niemals Enden sollte und immer weider neue Wiederhaken zündet. Die Zeit ist bei den Rival Sons stehen geblieben...ein wunderbarer Zustand. 5/5 Punkte