laut.de-Kritik

Ein Orgasmus zwischen Orgelgeschrubbe und Gitarrengemetzel.

Review von

Lange hat es gedauert, ehe uns die Black Crowes mit einem Album bedenken, das ihrer würdig ist. Nichts gegen das Comeback "Warpaint", aber erst mit vorliegendem Doppelalbum stanzen die Krähen ihren Namen mit dem nötigen Verve in die aktuellen Jahrbücher des Rock'n'Roll.

Wollten die Robinsons mit ihrem letzten Output scheinbar mit aller Vehemenz beweisen, dass sie noch rocken können, lassen sie es diesmal wieder etwas ungezwungener angehen. Deuteten die Crowes 2008 noch an, was sie in Sachen Improvisation auf die Beine stellen könnten, setzen sie es 2009 einfach auch auf Platte um.

Überhaupt muss der Entstehungsprozess gesondert Erwähnung finden. Die Scheibe ist an fünf Abenden im Studio entstanden. Live eingespielt vor einem handverlesenen Publikum. Das ist in ungefähr die Dauer, die ein Lars Ulrich benötigt, um sein Drumkit aufzustellen. Die Crowes nehmen währenddessen einfach ein Doppelalbum auf. Auch gut.

Das oben erwähnte improvisierte Element tritt mit aller Macht schon in "Been A Long Time (Waiting On Love)" zutage. Was als beschaulich dahin zuckelnder Songzug beginnt, nimmt immer mehr Fahrt auf. Nach knapp fünf Minuten legen die Crowes noch einmal Kohlen nach, wenn die Instrumente das alleinige Zepter übernehmen, und walzen am Ende der fast siebeneinhalb Minuten Spielzeit in einem Rausch aus Orgelgeschrubbe und Gitarrengemetzel alles platt. Dieser kleine Musik-Orgasmus mit eingebauter instrumentaler Onanie geht mit wehenden Fahnen durch die Qualitätskontrolle. Wahnsinn.

Neben der gepflegten Rock-Power impft die Band ihrem Sound auch noch Country-, Folk und Bluegrass ein - vorgetragen mit hörbarer Leidenschaft.

Irgendwie scheint mit dieser Doppel-Veröffentlichung der insgeheim gehegte Wunsch in Erfüllung gegangen zu sein, die Black Crowes mögen endlich wieder in die kreative Spur zurück finden. Die Lockerheit, mit der die Band an dieses Album gegangen ist, sprudelt aus beinahe jedem Track. Sogar funky wird es mitunter. "I Ain't Hiding" kommt gänzlich untypisch daher, mit Uhuhu-Chören und pumpender Rhythmik.

Der zweite Streich via Download-Tracks setzt der ohnehin schon famosen Scheibe das Sahnehäubchen auf. Das hat einen roten Faden. Da franst nichts aus, alles bewegt sich inm kompakten Rock'n'Roll-Rahmen. Herrlich.

Wer ob der Ankündigung eines neuen Werks des Sextetts nur noch müde gelangweilt mit den Augenbrauen zuckt, sollte sich diesem Zuckerstück in aller Ruhe widmen. "Before The Frost ..." hat das Zeug dazu, als geniales Spätwerk in die Bandgeschichte einzugehen.

Trackliste

Before The Frost ...

  1. 1. Good Morning Captain
  2. 2. Been A Long Time (Waiting On Love)
  3. 3. Appaloosa
  4. 4. A Train Still Makes A Lonely Sound
  5. 5. I Ain't Hiding
  6. 6. Kept My Soul
  7. 7. What Is Home?
  8. 8. Houston Don't Dream About Me
  9. 9. Make Glad
  10. 10. And The Band Played On
  11. 11. Last Place That Love Lives

... Until The Freeze

  1. 1. Aimless Peacock
  2. 2. Shady Grove
  3. 3. Garden Gate
  4. 4. Greenhorne
  5. 5. Shine Along
  6. 6. Roll Old Jeremiah
  7. 7. Lady Of Avenue
  8. 8. So Many Times
  9. 9. Fork In The River

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