laut.de-Kritik

Punk Sinatra.

Review von

Die Revolution kann warten. Das Alterswerk der britischen Mod Rock-Legende The Who besteht aus einem beständigen Schwelgen in den Großtaten. Pete Townshend, Chef-Windmühle der britischen Krachpäpste The Who, und sein Sänger und Stahlschweißer Roger Daltrey drehen ihre berühmte Textzeile einfach um: "I hope i get old, before i die".

Auch wenn sich die beiden verbliebenen Originalmitglieder zu einem veritablen Alterswerk aufraffen konnten ("Who"), setzen Townshend und Daltrey im Geiste der verblichenen Rhythmus-Gruppe aus Keith Moon und John Entwistle auf eine sorgsame Politur der Klassiker. The Who vermählen ihre Klangkunst nun auf der vorliegenden Live-Nachlese mit einer Orchester-Darbietung. Aufgenommen bei der Show der Band im weltberühmten Wembley-Stadion am 6. Juli 2019, spielten The Who viele ihrer größten Hits sowie Songs aus ihrem Studioalbum unter freundlicher Unterstützung des Isobel Griffiths Ltd Orchestra.

Gemeinsam mit Ringo Starr-Sohn Zak Starkey, der bereits bei der Ausarbeitung des Studioalbums involviert gewesen ist, und Townsend-Bruder Simon, der behände in die sechs Saiten greift, schicken sich die ehemaligen Rock-Revoluzzer an, ihre Songs mit Klassik- und Big Band-Klängen aufzuhübschen. Starkey klöppelt dabei wie sein älterer Bruder mit Inbrunst und einem Hauch an Technik.

Dabei sind es die Stücke neueren Datums, die dezidiert mit einer Klassik-Begleitung im Hinterkopf entstanden sind wie das opulente "Hero Ground Zero", die einen Mehrwert bekommen. Von den Klassikern eigenen sich sie spärlich instrumentierten Tracks für eine Erweiterung am besten ("Behind Blue Eyes"). Songs mit einer hohen Sounddichte ("Baba O'Reily") verzeichnen außer ein paar Klang-Tupfern keinen nennenswerten klanglichen Zugewinn. Ob die Begleitung mo zart oder beat hüpfend ausfällt, entscheidet folglich der Song. Keine schlechte Variante.

The Who sprechen heutzutage ein Generation-Gemisch an, wobei der Durchschnitt locker Ü 40 ist. Live gibt Townshend den verrückten Part, während Daltrey in bester Entertainer-Manier die Massen für sich einnimmt. Punk und Sinatra musizieren in trauter Zweisamkeit.

Trackliste

CD1

  1. 1. Who Are You
  2. 2. Eminence Front
  3. 3. Imagine A Man
  4. 4. Pinball Wizard
  5. 5. Hero Ground Zero
  6. 6. Join Together
  7. 7. Substitute
  8. 8. The Seeker
  9. 9. Won't Get Fooled Again
  10. 10. Behind Blue Eyes

CD2

  1. 1. Ball and Chain
  2. 2. The Real Me
  3. 3. I'm The One
  4. 4. The Punk And The Godfather
  5. 5. 5:15
  6. 6. Drowned
  7. 7. The Rock
  8. 8. Love Reign O'er Me
  9. 9. Baba O'Riley
  10. 10. Tea And Theatre

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