laut.de-Biographie
Who Killed Bruce Lee
Der Nahe Osten erscheint uns gegenwärtig alles andere als nah. Die Schlagzeilen werden seit Jahren von Krieg und Vertreibung bestimmt. Kunst und Kultur bleibt für uns verborgen, unter der Oberfläche, ein verwaschenes Rätsel. Allenfalls schafft es hier und da ein Film aus dem arabischen Raum in unsere Gefilde. Die libanesische Band Who Killed Bruce Lee markiert ein schillerndes Gegenbeispiel.
"Uns ist sehr bewusst, dass ein Label unsere Herkunft gut ausschlachten und vermarkten könnte: 'Sie kommen aus dem Krieg, dem Terror, der Wüste. Von dort, wo man auf Kamelen reitet und jeder jeden tötet. Aber diese Band ist diesem Haufen Scheiße strahlend entstiegen ...' Das wollten wir absolut nicht. Wir möchten als Band vermarktet werden, die gute Musik macht.", erklärte die Band allerdings in einem Interview mit NTV.
Also gut, noch mal von vorne: Who Killed Bruce Lee spielen Rock'n'Roll, Vollgas-Schweinerock der besten Sorte. Das Bandprojekt startete bereits in den späten 90ern im Elternhaus von Drummer Malek Rizkallah, später covert die Truppe Songs ihrer Idole von Queens Of The Stone Age bis LCD Soundsystem – stetig vermengt mit einem internationalen, aber auch konkret libanesischen Flair.
Das ist folgerichtig: Ihre Heimatstadt Beirut, aka das Paris des Ostens, ist bis heute ein Melting Pot, eine Stadt der Gegensätze, in der vitale Subkultur und konservatives Traditionsbewusstsein mit voller Wucht aufeinander. In den vergangenen Jahren entstand hier eine regelrechte Rock'n'Roll-Szene mit zahlreichen vielversprechenden Bands. Doch nur die wenigsten schaffen den Sprung über die Landesgrenzen oder sogar in den Westen. Hier bildet das Quartett mit dem markanten Namen, das sich mittlerweile in Deutschland eine zweite Heimat aufgebaut hat, eine markante Ausnahme.
Who Killed Bruce Lee! Das klingt wie in Stein gemeißelt. Die Geschichte dahinter wurzelt aber in einer libanesischen Grundschule: Dort nämlich hatte Malek eine handfestes Wortgefecht mit einem Konkurrenten. "Mein Vater ist viel stärker als deiner!" "Nein, mein Vater ist viel stärker als deiner!" "Mein Vater hat eine Pistole!" "Weißt du was? Mein Vater hat Bruce Lee getötet!" End of story!
Man kann von Red Bull halten was man will, aber einen Soundclash in Beirut zu veranstalten erscheint als freshe Idee. Genau dort clashten die Jungs von Who Killed Bruce Lee mit dem ehemaligen H-Blockx Frontmann Dave Grappa zusammen. Glückliche Fügung! Die beiden Parteien verstanden sich prächtig und als die Libanesen kurze Zeit später für einen weiteren Red Bull Gig in Paris zum Tanz aufspielen, ist auch Grappa am Start und hat mit Deville Schober (Brainstorm Music Marketing) einen potentiellen Manager mit an Bord. Direkt nach dem Konzert wird ein Vertrag unterzeichnet und aus dem potentiellen wird ein waschechter Manager. Das Debütalbum soll in Deutschland produziert werden. Aber wo? Achtung, noch mal glückliche Fügung:
Denn in Berlin sitzen die "Riverside Studios" inklusive ihrem libanesischen Gründer Jad Souaid – die libanesische Musik-Connection funktioniert sofort. Jetzt sind alle Puzzleteile vorhanden! Nach nervenaufreibender Papier- und Visumsarbeit und einem Supportgig für Alt-J geht der Who Killed Bruce Lee-Flieger von Beirut nach Berlin. Unter der Regie von Produzent Victor Van Vugt entsteht das vielschichtige und energiegeladene Debüt "Distant Rendevous", das im Februar 2016 erscheint.
Es folgt eine brachiale 100-Konzerte-Tour durch den gesamten deutschsprachigen Raum inklusive zahlreicher Festivalgigs. Who Killed Bruce Lee sind sowas von angekommen und haben im Handumdrehen eine komplexe Brücke zwischen Ost und West gezimmert.
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