Auch die beiden letzten Mitglieder der Urbesetzung der Industrial-Metal-Band haben sich entzweit.
Los Angeles (ebi) - Fear Factory-Sänger Burton C. Bell nimmt nach 31 Jahren Bandgeschichte seinen Hut. Er verlässt die Industrial-Metal-Veteranen im Streit. Aktuell waren dem Ausstieg Meinungsverschiedenheiten mit Gitarrist Dino Cazares vorausgegangen. Beide gehören der Urformation an: Schlagzeuger Raymond Herrera war bereits 2009 ausgestiegen.
In einem langen Statement auf seiner Homepage, "In My Own Words" betitelt, warf Bell drei "ehemaligen und gegenwärtigen" Bandmitgliedern u.a. Geldgier vor. Die vergangenen Jahre seien zutiefst qualvoll gewesen. Man habe ihn rechtlich zermürbt und finanziell verkrüppelt.
"Nach reiflicher Überlegung ist die Erkenntnis gereift, dass ich mich nicht mit jemandem zusammentun kann, dem ich weder vertraue noch Respekt entgegen bringe. Daher kündige ich meinen Fans meinen Ausstieg bei Fear Factory an", schreibt Bell. Er wolle seine Energie fortan in sein anderes Projekt Ascension Of The Watchers fließen lassen. Die 2001 gegründete Goth-Alternative-Band veröffentlicht am 9. Oktober ihr zweites Album.
Cazares vs. Bell
Erst vor zwei Wochen hatten sich Bell und Cazares öffentlich gestritten. Letzterer hatte eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um das zehnte Studioalbum der Band zu finanzieren, Bell distanzierte sich umgehend: "Das Album ist seit 2017 fertig, Artwork inklusive. Das hier ist für Dinos Gerichtskosten. Ich habe mit diesem Beschiss nichts am Hut". Cazares konterte, es handele sich nicht um Betrug, sondern er wolle u.a. die bisher programmierten Drums von einem Livedrummer neu einspielen lassen - wovon Burtons Vocals nur profitieren würden, und weiter: Wow, er sinkt noch tiefer. Das ist wirklich schade, denn ich hatte darüber nachgedacht, ihn zurückkommen zu lassen".
Welche zwei weiteren Personen Bell in seinem Abschiedsstatement neben Cazares meint, sagte er nicht. Gleichwohl kann man es sich denken. Die Situation im Fear Factory-Camp war seit längerem verfahren: Cazares hatte die Veröffentlichung des fertigen Albums auf 2018 verschoben, Bell als Plattennamen "Monolith" genannt. Cazares wiederum twitterte 2019, dass es kein neues Fear Factory-Album geben werde. Als Grund schob er später die jahrelangen juristischen Streitigkeiten um den Bandnamen mit Herrera und Ex-Bassist Christian Olde Wolbers (1993 bis 2009) nach.
In einem Facebook-Statement im Zuge seines Disputs mit Bell hatte Cazares dann am 14. September geschrieben, er besitze wieder die vollen Namensrechte an Fear Factory. Deshalb habe er das drei Jahre alte Album noch einmal überarbeiten wollen, mit dem Ziel, es noch besser zu machen. So einfach sei das. Er verstehe das ganze Drama nicht, sei aber trotz allem auf niemanden sauer.
Ob bzw. wann das zehnte Fear Factory-Studioalbum tatsächlich das Licht der Welt erblickt, steht also weiter in den Sternen. Scheint es derzeit doch kaum vorstellbar, dass Bell nach dem Abschied Cazares grünes Licht für seine Vocalspuren gibt.
4 Kommentare mit 3 Antworten
Burton C. Bell ist Fear Factory. War vermutlich ein Fehler Dino Cazares wieder in die Band zu lassen. Hat auch ohne Ihn gut funktioniert (Siehe Archetype). Das Ende einer einst grandiosen Band (Siehe Demanufacture & Obsolete). Wenigstens konnten Sie uns 2015 mit Genexus ein gutes Abschiedsalbum geben. Bekomme bei "Expiration Date" jedes Mal Gänsehaut.
Dieses "neue" Album an dem Dino Cazares immer noch arbeitet kann mir nach dem Hintergrund gestohlen bleiben.
Erinnert mich sehr an die Geschichte bei Ill Nino. Das ging es ja dann auch um (vermeintliche) Veruntreuung, Markenrechte etc.
Letztlich ist da jetzt auch nur noch der Drummer verlieben und die Band dürfte nun komplett in der Versenkung verschwinden.
"Hat auch ohne Ihn gut funktioniert (Siehe Archetype)."
Nur weil sich C. Olde Wolbers sehr ins Zeug gelegt und den Löwenanteil geschrieben hat.
Was passiert, wenn er das nicht macht und Bell das Ruder übernimmt, erkennt man sehr gut am Totalausfall Transgression.
Also ich sehe es anders um ehrlich zu sein. Gerade Genexus war das beste was die Jungs seit Jahren hervorgebracht haben. Kein vergleich zu Archetype, das fand ich um Welten schlechter um ehrlich zu sein. Ich würde daher das 10 Album sehr begrüssen, vor allem wen ich lese das Dino das selbe Produktionsteam daran Arbeiten lässt.
Ist natürlich extrem schade, man ist seine Stimme ja schlieslich gewöhnt. Aber für mich ist Dino eindeutig die treibende Kraft hinter FF und sein Sound Prägt das ganze am meisten. Daher hoffe ich sehr das er das 10 Album volenden darf, die Live drums werden sicher besser klingen als nur PC. Und genexus war das beste Album seit 2 Jahrzehnten, daher freue ich mich das das Selbe team wieder daran Arbeiten darf.
Für meine Begriffe kein großer Verlust. Burton C. Bell war - von dem was ich 'live' erleben durfte - kein begnadeter Sänger und Fear Factory in allen Ehren, aber wenn jetzt nichts mehr kommt. ist es auch nicht sonderlich schade drum.
cazares hatte aber creds wegen brujeria bzw dem cover deren debüt platte