Was schmerzt mehr? Wenn der Popsänger diese ikonische queere Hymne benutzt, oder wenn sie ein Autohersteller für einen Werbespot einkauft?
Berlin (dani) - Es fällt wirklich schwer, diese Steilvorlage liegen zu lassen: Mark Forster nennt seine neue Single "Genug". Eigentlich könnte man die Nachricht an dieser Stelle beenden, lustiger wirds nicht. Ein bisschen verblüfft hat mich der Track dann aber doch. Den Gedanken "Klingt gar nicht schlecht" hatte ich bei einem Song aus dieser Ecke schon lange nicht.
Produziert hat Forster den Track selbst, zusammen mit dem Mülheimer Produzententeam Junkx, und okay, das ist wirklich ein ganz ordentlicher Beat, bis ... ja, bis er halt doch auf Nummer narrensicher geht und Bronski Beats ikonisches "Smalltown Boy" benutzt. Klar funktioniert das, ist aber halt auch einfach ein bisschen feige, und wir müssen uns jetzt entscheiden, was mehr schmerzt: Wenn Mark Forster diese queere Hymne schändet, oder, wie auch schon geschehen, ein Autohersteller sie für einen Werbespot missbraucht.
Das Video illustriert mein Problem mit diesem Song ganz gut: Ich würde beides sehr viel lieber mögen, wenn Forster darin nicht vorkäme. Ohne erkennbaren Berührungspunkt zum Plot steht er im Gegenlicht vor diesem Hochhaus herum, auf offener Straße, und und ich frage mich, was er wohl mit der dargestellten Geschichte zu tun hat. Ist es sein Kleid, das diese Frau aus dem Fenster schmeißt? Und wo zum Teufel ist sein Klavier, an dem zu sitzen er behauptet? "Die tiefen Tasten klingen nach dir", aha. "Ich denk' an dein Tattoo, vermiss' dich ab und zu. Du sagst, du hast genug." Tja, woran liegt das?
An den Lyrics? "Du tanzt so laut, wie man weint, wenn man glücklich ist, du hältst es aus, so zu bleiben, wie du wirklich bist", singt Mark, und in den Kommentarspalten überschlagen sich die Fans vor Begeisterung, und fühlen sich, wie immer, in Herz und Seele zutiefst und individuell verstanden. Von so schwammigen Allgemeinplätzen aus den üblichen Versatzstücken Feuer, Liebe, tanzen, zaubern. Ich versteh' nicht wieso oder womit, aber offenbar erreicht Mark Forster die Menschen. Dass er auf seine letzte Single "Wenn Du Mich Vergisst" Kontra K als Featuregast eingeladen hat, der ja auch mit den immergleichen drei Motivationssprüchen Album um Album, Halle um Halle füllt, passt da bestens ins Bild.
Bei "Genug" handelt es sich um die zweite Auskopplung aus Mark Forsters Album "Supervision", es erscheint am 20. Oktober.
10 Kommentare mit 41 Antworten
"(...) zusammen mit dem Mülleimer Produzententeam Junkx."
Freud'scher Verleser.
alter. ich musste gerade checken, ob ich das nicht versehentlich geschrieben habe ...
Kann ich verstehen, ist einfach naheliegend.
"Du tanzt so laut, wie man weint, wenn man glücklich ist, du hältst es aus, so zu bleiben, wie du wirklich bist"
wtf? o-O
Wie kann man sowas unironisch singen, und vor allem wie kann man sowas unironisch anhören und darin einen tieferen Sinn sehen oder sich gar wiedererkennen?
Wandtattoo Wendy und Floskel Fillip mit F finden das gut.
Was sagt Kalenderspruch-Karsten dazu?
Er hört den Kram nur heimlich, weil er sich vor seinem klügeren Freund Aphorismus Andreas dafür schämt. Daher keine Ahnung.
Pffff, purer Neid! Wenn GMX eine Schlagzeile für die Brüste Deiner Ollen übrig hat, bist Du halt einfach ein geiler Musiker! Sonst hätte die ja keine Brüste. Oh man.
Da schätzt man doch Ed Sheeran als subtil. Hab mich schon gefragt, woran mich der Song noch erinnert, außer das Offensichtliche. Wie ideenlos kann man sein - oh, da ist ja noch der Text.
Aber wenigstens KLINGT es nicht GANZ so scheußlich wie, ähm, anderes Zeug.
Als täte das alles nicht schon nur beim Lesen genug weh...der neue Albumtitel dann "Supervision"...und das nächste Album von Max Giesinger heißt dann "Bausparvertrag", oder wie oder was?
Musik für Steuerzahler ahahaha
Ja, so in etwas oder "Musik" für den Kredit für ihre Doppelhaushälfte abbezahlende Spießbürger. Ich meine, es muss ja nicht wie in den 80ern und 90er sein, als sich viele große Künstler kurz- oder langfristig durch ihren toxischen Lebenswandel selbstzerstört haben, aber diese nunmehr zelebrierte, absolut langweilige Normalo-Durchschnittlichkeit von Ed Sheeran abwärts bis zu Forster und Co., wo man lieber die Sprache der Texte gar nicht verstehen würde, um nicht gleich von ihrer Grundschulpoesiealbumbanalität verbal erschlagen zu werden, kann es auf Dauer echt auch nicht sein...
Sowas kommt dabei heraus wenn eine Demokratie wirklich alles zu ertragen hat
Am liebsten hätte ich das Radio in die Ecke gefeuert ! Es ist so assi ! Genug ist Genug !
...und ab hier gehst Du allein?
https://www.youtube.com/watch?v=4BUKXND-_kQ