Versöhnung und Liebe auf offener Bühne, danach lechzen Musik-Fans. Diese Reunions bleiben in Erinnerung, weil sie grandios waren, oder weil sie grandios scheiterten.
Manchester (laut) - Nach wie vor rätseln Oasis-Fans, was die ewigen Rivalen Noel und Liam Gallagher zum Waffenstillstand bewogen hat - von den erwartbar horrenden Gagenzahlungen abgesehen. In den 15 oasislosen Jahren verlieh zumindest Sänger Liam stets seiner Freude darüber Ausdruck, dass immer mehr junge Menschen (auf seinen Konzerten) die alten Hits mitgrölen. Die Mat Whitecross-Doku "Supersonic" von 2016 spielte hier rückblickend eine nicht unwesentliche Rolle. Daher wurde es nun höchste Zeit, dass Nachgewachsene die Band live erleben dürfen, die vor langer Zeit wie keine zweite für ein nach "abgestandenem Bier ohne Reinheitsgebot müffelndes New-Labour-Klassenbewusstsein nebst aufdringlichen Koteletten die Schläfe runter bis zum Pimmel-Attitude-Pseudomod-Stil" stand, wie die taz gehässig befand. Das Thema Reunion im Musikgeschäft ist dabei so alt wie die Menschheit selbst und wurde vor Oasis schon von ganz anderen Kalibern durchexerziert. Mit sehr unterschiedlichem Erfolg ...
Die größten und die unnötigsten Reunions
Bei aller Häme und Missgunst empfangen Oasis natürlich auch unendlich viel Liebe für ihre Entscheidung aus ihrer riesigen Anhängerschaft - wie bei allen Musiklegenden mit oft extremen Auswüchsen. So berichtet die BBC über Langzeit-Fan Stuart McCullagh, der nicht nur Songtexte aus "Cast No Shadow" und "Stop Crying Your Heart Out" tätowiert hat, sondern auch seinen Sohn Liam nannte und nun "so viele Konzerte mitnehmen will wie es nur geht." McCullaghs Frau kommentiert dessen Verhalten recht trocken: "Er benimmt sich wie eine 13-Jährige, die auf Taylor Swift steht."
Apropos: Nicht nur die US-Superstars von Linkin Park haben dieser Tage Probleme, im Schatten des immensen Oasis-Hypes noch Gehör zu finden. Sogar Pop-Ausnahmeerscheinung Taylor Swift muss um ihren London-Rekord mit acht Konzerten innerhalb eines Jahres im Wembley-Stadion bangen. Gerade kündigten Oasis dort eine fünfte Show an. Laut Birmingham City University könnten allein die ursprünglich angesetzten 14 Termine rund 475 Millionen Euro einbringen, wodurch der Kontostand der Gebrüder Gallagher um jeweils 59 Millionen Euro anwachsen würde. Aber natürlich geht es den Künstler*innen bei Reunions nie vordergründig um Geld, sondern um die Liebe ihres Publikums, was dachtet ihr denn?
4 Kommentare, davon 3 auf Unterseiten
Take That vergessen. Patience war (wie das gesamte Comebackalbum) nicht schlecht.