laut.de-Kritik

Wärmt mit südländischer Lebensfreude das Herz.

Review von

Hemdsärmlig wie eh und je joggt der Boss in Barcelona auf die überraschend dezente Bühne. Der Geräuschpegel des Palau Sant Jordi, der bereits bei der Vorstellung der E-Street Band positive Partyatmosphäre andeutet, erreicht ihren Höhepunkt. Ohne einleitenden Firlefanz heizen Bruce und E-Street Band mit den neuen Stücken "The Rising" und "Lonesome Day" dem Publikum von Beginn an mächtig ein.

Und dieses bedankt sich auf seine Weise, singt jede Zeile mit, als würde es sich um Klassiker wie "Born In The USA" oder "The River" handeln. Das oft zitierte Klischee südländischer Lebensfreude erwärmt so selbst die kältesten Zimmer deutscher Großstädte. "Wir waren total überrascht, wie schnell die Fans die neuen Lieder verinnerlicht und ins Herz geschlossen haben", erzählt Bruce im Interview des Bonus Materials.

Als wäre es mit den spanischen Zuschauern abgesprochen, jagt Springsteen dann den guten, alten Stimmungsmacher "Prove It All Night" hinterher, der das Publikum endgültig aus den Socken haut. Der Boss selbst sucht dabei stets den Kontakt, die Nähe zum Publikum. "Oft schaut man sich nur einen Fan aus dem Publikum an, als ob man nur für ihn spielen würde", gibt Springsteen Einblick in die Gefühlswelt on stage.

Von Stargehabe keine Spur. Springsteen galt ja seit "Born In The USA" als Mann des Volkes, als schwitzender Arbeiter. Im Alter mutiert er mit melancholischer Folk Rock-Rückbesinnung jedoch wieder zum Peoples Poet. Einer, der von innen strahlt, ohne die Menschen mit seinem Charisma zu verängstigen. So kommen "Empty Sky" und "You're Missing", die Balladen zum 11. September, nicht pathetisch, sondern intim und nachdenklich daher. Auch wenn Springsteen nach 80 Konzerten ein ungewohnt hohlwangiges Gesicht zur Schau trägt.

Fast sonnig und beschwingt grooven dagegen "Mary's Place" oder "Waiting On A Sunny Day" durch die dezibelstarken Boxen. Diesen Songs musste selbst ein Evergreen wie "The River" Platz machen. Auch die sonst so schwer nach vorne preschenden Evergreens "Born In The USA" und "Born To Run" rollen leichter als ein Moped durch die Halle - der Schweiß fließt natürlich trotzdem in Strömen.

Das Bonus-Material der Doppel-DVD wartet mit seltenen Live-Aufnahmen aus dem Boston Fenway Park und New Jerseys Giants Stadium auf, die dank der amerikanischen Fans noch etwas mehr Pathos versprühen als die von Barcelona.

Trackliste

  1. 1. The Rising
  2. 2. Lonesome Day
  3. 3. Prove It All Night
  4. 4. Darkness On The Edge Of Town
  5. 5. Empty Sky
  6. 6. You're Missing
  7. 7. Waitin' On A Sunny Day
  8. 8. The Promised Land
  9. 9. Worlds Apart
  10. 10. Badlands
  11. 11. She's The One
  12. 12. Mary's Place
  13. 13. Dancing In The Dark
  14. 14. Countin' on a Miracle
  15. 15. Spirit In The Night
  16. 16. Incident On 57th Street
  17. 17. Into The Fire
  1. 1. Night
  2. 2. Ramrod
  3. 3. Born To Run
  4. 4. My City Of Ruins
  5. 5. Born In The USA
  6. 6. Land Of Hope And Dreams
  7. 7. Thunder Road

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