laut.de-Kritik

Von Elvis über Roy Orbison bis Johnny Cash.

Review von

Wie einst Brian Setzer 2005 mit "Rockabilly Riot Vol. 1" stattet nun auch Chris Isaak dem legendären Sun-Studio seinen Besuch ab. 19 Tracks lang erweist er den alten Helden des Rock'n'Roll seine Referenz. Dabei langt er abgeklärt statt kühn an die Originale hin.

Der Cash-Opener "Ring Of Fire" unterscheidet sich musikalisch nur marginal. Pluspunkte bringt die entspannte Herangehensweise. Doch ein Gute-Laune-Garant ist die Nummer eh immer. Mit Roy Orbison kann sich Isaak gleichwohl nicht messen. Was ihm durchaus bewusst ist: "Pretty Woman" ringt er dennoch mit viel Eigen-Schmalz in der Stimme neue Nuancen ab.

Die Produktion bleibt 50s typisch handgemacht. Nähe zum Original waren dem Sänger und seinem Mitproduzenten Mark Needham deulich wichtiger als überflüssige Sound-Gimmicks. Sauber und songdienlich agieren auch Mitstreiterinnen wie Michelle Branch bei ihren Vocalpaarts.

Doch nicht immer gelingt eine Adaption auf Augenhöhe. Zunächst macht Chris auf Jerry Lee Lewis' "Great Balls Of Fire" - dem Original ebenbürtig - eine Menge Dampf. Doch im Refrain fehlt der entscheidende Kick: Jerrys wahnwitzig kieksender Kehlkopfüberschlag ist einfach nicht zu toppen. Doch daran sind schon andere gescheitert.

Mit Elvis' "My Baby Left Me" fühlt er sich hörbar wohl und präsentiert von Anfang bis Ende eine mitreißende Umsetzung mit Drive und Energie. Das Schlagzeug peitscht nach vorn, die so federnd wie spröde herumjagenden E-Gitarren-Licks sitzen. Von Topmusikern klassisch interpretierter Rockabilly ist und bleibt unwiderstehlich - die Energie der Anfangsjahre immer wieder neu zu zünden schafft aber auch nicht jeder.

Im Gegensatz zu Setzer fördert Isaak aber kaum rare und unbekannte Tracks aus der Sun-Schatzkiste hervor. Er verlässt sich in erster Linie auf bewährte Namen und über Jahrzehnte hinweg erprobte Songs. Dem Hörspaß tut das keinen Abbruch, auch wenn etwa "It's Now Or Never" der Version des Kings nie wirklich gefährlich wird.

Chris Isaak bewahrt die traditionellen Strukturen, um sie mit seiner eigenen Note ins Jetzt zu holen. Dies gelingt oft gutem Niveau. Und der Respekt vor den Altvorderen schwingt immer mit: Let the good times roll, Baby.

Trackliste

  1. 1. Ring Of Fire
  2. 2. Trying To Get To You
  3. 3. I Forgot To Remember To Forget
  4. 4. Great Balls Of Fire
  5. 5. Can't Help Falling In Love
  6. 6. Dixie Fried
  7. 7. How's The World Treating You
  8. 8. It's Now Or Never
  9. 9. Miss Pearl
  10. 10. Live It Up
  11. 11. I Walk The Line
  12. 12. So Long I'm Gone
  13. 13. She's Not You
  14. 14. My Happiness
  15. 15. My Baby Left Me
  16. 16. Oh, Pretty Woman
  17. 17. Doin' The Best I Can
  18. 18. Your True Love
  19. 19. Crazy Arms

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