Porträt

laut.de-Biographie

Deicide

Seit 1987 hat die Christenheit ernsthafte Probleme. Diese treten in Person eines Glen Benton (Vocals, Bass) und dessen Band namens Amon auf, die in Florida bis 1989 zwei Demos aufnehmen und damit gegen Gott, Kirche und Christentum angehen.

Metalsplitter: Metal-Hoffnungen beim ESC
Metalsplitter Metal-Hoffnungen beim ESC
Norwegen, Irland und Kroatien setzen auf harte Klänge. Ghost geistern ins Kino. Trennung bei Callejon. 5 Fragen an Alex Henry Foster.
Alle News anzeigen

Da das aber kaum ein Schwein interessiert, benennen sie sich nach Vertragsabschluss mit Roadrunner in Deicide um und liefern 1990 eine erstklassige selbstbetitelte Death-Metal Scheibe ab. Mit von der Partie sind von Anfang an die Brüder Eric und Brian Hoffman (beide Gitarre) sowie Steve Asheim (Drums). Erst mit der der zweiten Scheibe "Legion" kommt die Sache richtig in Fahrt, zusammen mit Gorefest beackert man nun auch Europa.

Selten blöde Aussagen und Aktionen betreffend die Opferung von Tieren zum Zwecke satanistischer Beschwörungen bringen Glen Drohungen von einer Gruppe namens Animal Militia ein. Man wolle ihm das Licht ausknipsen, wenn er einen Fuß auf englischen Boden setzen sollte. Das schreckt den Mann nur so weit, dass er seine Auftritte bewachen lässt, in Stockholm aber trotzdem beinahe den Arsch weggebombt bekommt. Wer sich aber selbst ein umgedrehtes Kreuz vors Hirn lötet, den erschreckt solches auch nicht sonderlich. Aussagen wie "Ich mag es, zu töten!" machen deutlich, in welchen geistigen Sphären man sich bewegt. Texte und Cover-Artworks sprechen ebenfalls eine deutliche Sprache.

Das '93er Album "Amon: Feasting The Beast" enthält ausschließlich die beiden Amon-Demos. Erst 1995 kommt mit "Once Upon A Cross" neues Material, das seines Covers wegen schnell wieder Kritik weckt. Es zeigt Jesus nach einer Autopsie komplett ausgeweidet. Später wird das Cover entschärft, indem man einfach ein blutbesudeltes weißes Laken über ihn deckt. Um seinem Ruf gerecht zu werden, schmeißt Evil Benton auf der Deutschland-Tour erst einmal einen Roadie raus, der dummerweise von seinen Eltern Christian getauft wurde, denn Benton weigert sich, das böse Wort auszusprechen.

"Serpents Of The Light" scheint zum ersten Mal einen Hauch Intelligenz in Glens Rübe anzudeuten. Hier geht es textlich nicht nur um die Verunglimpfung christlicher Werte, vielmehr geht er die Sache etwas gekonnter an und lässt sich über die Ignoranz kirchlicher Institutionen aus. Auch die mögliche Desillusionierung der Menschheit über den Kontakt zu Aliens macht Metzger Benton auf einmal nachdenklich.

"When Satan Lives" wird ein Jahr später veröffentlicht. Mit "Insineratehymn" kommt 2000 dann die Scheibe heraus, mit der die Band laut eigener Aussagen back to the roots geht. Was die kurze Spielzeit angeht, ist das durchaus korrekt.

Auch die erste Veröffentlichung im neuen Jahrtausend, "In Torment In Hell", hat mit gerade 30 Minuten nicht gerade Überlänge, überzeugt aber ebenso wie alle bisherigen Platten der Satanisten. Trotzdem hagelt es ob der Kürze Kritik. Deicide geben Roadrunner die Schuld, ein unfertiges Produkt veröffentlicht zu haben.

Schon 2002 geht es wieder ins Studio. Zwischendurch spielen Deicide noch Live-Auftritte. So headlinen sie im November 2002 eine Tour mit Mystic Circle. Zu dieser Zeit kommt es zum absehbaren Bruch mit Roadrunner, wonach Deicide bei Earache Records unterzeichnen.

Mit Destruction, Amon Amarth, Nile, Graveworm und anderen bereiten sie am X-Mass-Festival schwere Weihnachten, im November des darauffolgenden Jahres bespielen sie mit Cattle Decapitation und Hate Eternal die amerikanischen Bühnen.

Im Februar 2004 folgt "Scars Of The Crucifix" in unterschiedlichen Versionen mit diversem Bonusmaterial. In den USA erscheint es mit der "Behind The Scars"-DVD und in limitierter Auflage mit nur 3000 Stück. Für Europa gibt es eine Digipack-Version, auch hier mit "Behind The Scars: Under The Skin Of Deicide"-DVD, wieder nur mit einer bedingten Auflagen von 10.000 Kopien. In jeder sind signierte Plektren versteckt, wobei eines aus Metall besteht. Der glückliche Käufer dieses Stücks gewinnt eine Gitarre. Außerdem gibt es eine 2000 Stück umfassende Vinyl-Version mit anderem Cover. Klar, dass das Album mit so vielen Kinkerlitzchen als Kaufanreiz weggeht wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln. Beim neuen Label Earache avanciert "Scars Of The Curicifix" zum bestgehenden Album des Jahres.

Die geplante darauf folgende Tour birgt einige Turbulenzen. Von einer Junitour springen Deicide kurzfristig ab, was zu gegenseitigen Beschuldigungen der Band mit der Booking-Agentur führt. Ein ähnliches Szenario wiederholt sich beim Wacken Open Air im August, wo die Band ebenfalls kurzfristig absagt. Andere Termine in Europa klappen dann aber doch, wenn auch mit Hindernissen. Denn Gitarrist Brian verlässt die Band aus persönlichen Gründen. Deshalb springt der ehemalige Cannibal Corpse-Klampfer Jack Owen ein, der jedoch erst mal die Songs einlernen muss.

Wo doch eh gerade alles schief geht, schafft es der zweite Gitarrist Eric Hoffman nicht zum Flughafen, weshalb kurzerhand Vital Remains' Dave Suzuki einspringt. Glen selbst steigt als Gitarrist bei Vital Remains ein. Wegen des Todes von Drummer Steves Vater muss die Tour dann auch noch frühzeitig abgebrochen werden.

Deicide - Banished By Sin
Deicide Banished By Sin
Um einige Christen abzuschrecken, reicht es.
Alle Alben anzeigen

Ende des Jahres verlassen beide Hoffman-Brüder die Band. Grund sei laut Glen die Unzuverlässigkeit der Gebrüder, unter anderem hielten sie Termine nicht ein. Der ehemalige Cannibal Corpse-Mucker Jack Owen und Ralph Sandolla, der schon bei Iced Earth und Death spielte, greifen sich die Klampfen.

Aufsehen erregen Deicide in Chile, als lokale Kirchenmänner die Band an ihrem Auftritt im Juli 2005 hindern wollen. Hier merkt Benton wieder einmal, dass es nicht nur Vorteile hat, sich ein umgedrehtes Kreuz aufs Hirn zu brennen. Doch Chiles Minister Osvaldo Puccio setzt sich für Deicide ein, weil er in seinem Land keine Zensur kulturellen Ausdrucks duldet. So spielen die Amerikaner vor dreitausend Zuschauern.

Die Herbst- und Wintershows in Europa klappen zur Abwechslung einmal reibungslos. Bei der Roadrunner United Show am 15. Dezember im New Yorker Nokia Theater singt Glen den Obituary-Song "The End Complete", mit ihm spielen Sepulturas Andreas Kisser, Ex-Fear Factorys Dino Cazares sowie Slipknots Paul Gray (Bassist) und Joey Jordison (Drummer). Die gleiche Konstellation gibt auch Deicides Song "Dead By Dawn" zum Besten.

Dann stellt sich erneut heraus, dass Südamerikaner keine lockeren Späßchen auf Kosten eines Typen namens Jesus Christus verstehen. Weil die Band ihre Tour mit Postern ankündigt, die besagten Mann mit einem Schussloch im Kopf zeigen, stellen sich lokale Aktivisten quer. Mit Erfolg: Der Gig wird gecancelt.

Noch mehr Ärger gibt es, als der neue Gitarrist Ralph daraufhin erklärt, als Katholik gegen Satanismus zu sein. Wer die Texte der Band kennt, weiß, wo sich der Scherz versteckt. Aber sogar in Frankreich stoßen Deicide auf Probleme. Nachdem auf einem Friedhof Gräber mit dem Songtitel "When Satan Rules His World" verunstaltet wurden, dürfen sie auch auf dem französischen Hellfest nicht spielen.

Also geht es zurück in die Staaten, um das neue Album "The Stench Of Redemption" aufzunehmen. Die Turbulenzen setzen sich fort, als Ralph bei einem Gig in Texas verhaftet wird. Angeblich äußerte Glen, er habe es satt, von Promotern abgezockt zu werden. Er beendete das Konzert nach vier Songs, im damit einhergehenden Chaos bewarf der Gitarrist einen Polizisten mit einer Dose, weshalb es zur Verhaftung kommt.

Ein ständiges Auf und Ab prägt die nächste Zeit. Glen legt die Band vorübergehend auf Eis, was Ralph dazu nutzt, um bei Obituary einzusteigen. Auch Jack ist derweil nicht faul, sondern vertreibt sich die Zeit mit Estuary. So kommt es, dass Glen das nächste Album "Till Death Do Us Part" weitgehend allein mit Drummer Steve aufnimmt, der die meisten Gitarren einspielt.

Zwar ist Jack offiziell wieder dabei und auch mit auf Tour, der Posten an der zweiten Gitarre wechselt aber ständig. Mal ist Ralph dabei, meist steht aber Kevin Quirion auf der Bühne. "To Hell With God" schrauben Deicide jedenfalls wieder mit Ralph zusammen und zeigen sich darauf in bestechend guter Form.

Auf der anschließenden Tour wird Ralph aufgrund von Alkoholproblemen endgültig des Feldes verwiesen und durch Kevin als Vollzeitmitglied ersetzt. Zwei Jahre später darf sich Kevin erstmals im Studio in den Dienst der Mannschaft stellen und besteht die Prüfung mit Bravour ("In The Minds Of Evil"). Glen ist begeistert: "Kevin hat ganze Arbeit geleistet. Ich hoffe, dass mit ihm jetzt endlich wieder Ruhe in die Band kommt."

News

Alben

Surftipps

Noch keine Kommentare