Ich habe gegenüber dieser Zahlencrew aus Dresden die längste Zeit Neutralität gewahrt. Die gibt es jetzt schon eine Weile, man kriegt auch sicher jedes Jahr hier oder da mal einen Track mit, den man sich schon geben kann. Da übersieht man nahezu, dass "Kinder Der Nacht" inzwischen schon ihr fünftes …

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  • Vor 2 Monaten

    Es ist einfach zutiefst deutsch, zu lamentieren. Ich weiß nicht, ob es schon immer so war, aber immer ist irgendwer anderes an irgendwas, was einen selbst betrifft, schuld, immer ist irgendwas nicht in Ordnung, irgendwas fehlt durchweg, irgendwer hat es - natürlich zu unrecht - besser, irgendwer hat auf der Aida die leckeren Lachsröllchen, auf die ich mich so gefreut hatte, aufgegessen, immer kriegen die Ausländer unser Geld, unsere Frauen, unsere Jobs, nie zahlen die Arbeitnehmer das durch Leistung zurück, was ich ihnen als Arbeitgeber überweise (obwohl ich komischerweise ganz viel Geld damit verdiene), immer stresst mich als Arbeitnehmer die viele Arbeit (obwohl ich jeden Tag zwei bis drei Stunden Zeit finde, mich in der Kaffeeküche über den Arbeitsanfall zu beschweren), nie gibt der böse Lehrer meinen Kindern die 1 plus, die sie in ihrer geerbten Genialität verdienen, immer machen mir diese Grünzeug-Fresser durch ihre passiv-aggressive Art die Currywurst schlecht, irgendwer will mir immer den absoluten Kern meiner persönlichen Freiheit, nämlich (theoretisch) so schnell es irgend geht auf deutschen Autobahnen zu fahren, entziehen, immer sind alle neidisch auf mein wohlverdientes (geerbtes) Vermögen und wollen davon was abhaben, immer fällt der geleerte Joghurtbecher um, wenn ich den Löffel reinstelle, nie will eine Frau mit mir anbändeln, obwohl ich wirklich gut in WoW (und CS erst!) bin und erst letzten Monat, kurz nach meinem 33. Geburtstag, meine Bude im Souterrain meines Elternhauses aufgeräumt habe, immer schmerzen mir die Knie und der Rücken und der blöde Arzt meint auch noch, es gebe da eine Verbindung zu meinen Essgewohnheiten und meinem Gewicht (wie soll ich da mit Rauchen aufhören?), nie ist mein Leben wie das der anderen auf Insta. Diese Album ist also nur konsequent-zeitgeistig-deutsch. Denk ich an Deutschlands "Kinder Der Nacht", bin ich um den Schlaf gebracht, ist aber zugegebenermaßen auch nur ein Unterfall des Lamentierens.

  • Vor 2 Monaten

    Ah ja, die 187 Straßenbande für beige-tragende Normie-Girls, die glauben, dass alle Menschen wie sie mit einem süßen Lächeln und positiven Gedanken (und einem teuren Urlaub) ihre eigenen Probleme aus der Welt schaffen können.

    "Verschwendete Zeit" wird sicher der heiße Scheiß bei den nächsten Montage-Videos von Hochzeiten oder Reisen an Orten oder anderen Darstellungen unrealistischer Ästethik.

    Einfach nicht meine Welt. Ich würde 5 Euro darauf verwetten, dass einer von den Jungs seine Freundin schlägt.

  • Vor 2 Monaten

    War letztens auf Konzert von denen und bin so dankbar! 01088 machen einfach Musik die ich liebe und lebe. Hatte das Gefühl endlich mit Menschen zu sein die mir zeigen dass ich genug und richtig bin, nicht so wie mein Scheiss Vater der mir schon wieder kein Geld fürs Nagelstudio überwiesen hat oder die Dreckstherapeutin die meint ich müsste an mir arbeiten.

  • Vor 2 Monaten

    Das hier wäre eine gute Platte, wenn die Intention hinter ihrer Aufnahme die gewesen wäre, zu eruieren, wie kartoffelig und maximal weit entfernt von ihrem Urspung Rapmusik eigentlich sein kann.
    So natürlich 1/5, weiße Wohlstandskids, lasst die Finger von Rap, gottverdammt

  • Vor 2 Monaten

    Rezession auf jeden Fall erstmal stabile 4, vielleicht sogar 5/5 - habe hier und da sehr grinsen müssen und mich durchweg gut unterhalten gefühlt.

    Das Klangerzeugnis möchte ich nun allerdings gar nicht mehr anhören :(

    Vielleicht aber auch gerettete Lebenszeit, die für anderes nutzbar gemacht werden kann.

    Eventuell hierfür:

    "Jetzt die Frage, die mich gebrochen hat: Was an diesem Zustand provoziert denn diese ständig herbeifantasierte Melancholie, die wie Smog über diesem Album hängt?"

    Diese Frage ist freilich rhetorischer Art, das ist mir schon klar. Nichtsdestotrotz juckt es mich, sie ein bisschen ernsthaft zu erörtern, nicht zuletzt, da ich im Arbeitssetting viel mit der beschriebenen Teilgruppe der Bevölkerung zu tun habe. Bock, anyone?

    • Vor 2 Monaten

      Ästhetik. Ich meine, es gab ja immer schon genug Künstler, die Depressionen ästhetisiert haben. Und wenn man die entsprechenden äußeren Merkmal besitzt (sprich: attraktiv ist) zieht das vor allem bei Boybands junge Frauen an, die diese Personen "retten" wollen. Ist zumindest ein weiterer Archetyp neben den klassischen Boybands, die der Frau in ihren Songs einfach nur den Hof machen.

      Hat ja schon bei Morrissey und Lil Peep funktioniert. Hier tut es das vom kommerziellen Erfolg her auch. Wenn man jetzt mal von den authentischen Fällen absieht, die wirklich Depressionen haben und hatten, ist es halt eine kalkulierte Masche. Vielleicht ist es auch das bei den Jungs hier: Nicht diagnostizierte Depressionen, denn an und für sich müssten sie ja eigentlich ihr bestes Leben leben.

      Wobei dann natürlich die Frage ist, ob jemand fröhliche Songs über Bier und Feiern hören wollen würde.

      Wobei... das gibt es ja eigentlich schon mit Ballermann-Musik.

    • Vor 2 Monaten

      Es soll Tiefgang simuliert werden, der die Kids nicht überfordert, aber trotzdem abholt. Neben dem Rettersyndrom kann man sich aber auch zu den "aufgeklärten" Leuten zählen, die sich auskennen mit den Problemen der Welt und sich nicht davor verstecken, Gefühle zu zeigen oder über Politik zu reden. (weil ist ja kein Gangsterrap, sondern wirklich mit Inhalt!)

      Liegt mit unter daran, dass der Müll als super krasser Indiescheiß beworben wird, als wäre es Mitte 2000 und Maximo Park eben gestartet. (siehe auch Diffus Magazin, Casper, Paula Hartman...)
      Message und Kunst können nicht mehr interpretiert werden, die wurden ja bereits in der Pressemitteilung als absolult großartig, weltverbessernd und brandaktuell erklärt. Die Kids käuen es genauso wieder und fühlen sich

    • Vor 2 Monaten

      , als ob sie auch iwo dazugehören. :)

      Man kann das ganze aber natürlich auch ins Erwachsenenalter mitnehmen. (Erst diese Woche Linkin Park Fans gesehen, die Shirin David als Industrieplant bezeichnen und sich freuen, dass "so ein Brett" auf die 1 gegangen ist.)

    • Vor einem Monat

      Hey ihr coolen und feudalen Typskys, vielen Dank für eure Reaktionen und bitte entschuldigt, dass ich meinerseits nun so lang gebraucht habe, hier auch wieder was zu schreiben - meine Brettspielexpertise war vorübergehend an einer anderen Stelle der Arena gebunden, aber ich bin nun wieder halbwegs zur Vernunft gekommen ;)

      Ok, also Masche, Masche, Masche... insbesondere per Ausschlachtung des (tatsächlich vorhandenen oder fiktiven) depressiven Gemütszustands.

      Dem kann ich schon folgen und es kommt mir auch gar nicht weit hergeholt vor. Gleichsam hebt die Aussage des Rezessenten doch gar nicht konkret darauf ab, oder? Vielmehr wird - so kommt mir das vor - auf einem noch allgemeineren Level grundsätzlich in Frage gestellt, ob Menschen denn überhaupt so einen Gemütszustand haben können (dürfen?), wenn sie doch gleichzeitig materiell gut bis sehr gut dastehen und (mal vereinfacht gesprochen) die meiste Zeit "ihr Leben feiern".

      Dieser letztgenannte Zustand könne eine solche Melancholie gar nicht provozieren, schreibt dieser YNK. Sie müsse also herbeifantasiert sein.

      Wirkt halt auf mich doch recht eindimensional und altherrenmäßig, diese Annahme.

      Kann da nicht tatsächlich irgendwo "echtes" Leid liegen unter all den Trips zum See, dem Pistazieneis und dem griechischen Weinchen?

      Könnte nicht die beständige Flucht in diese Kurzweil sogar die FOLGE der unerträglichen Grundstimmung sein? Die Melancholie den Zustand provozieren und nicht andersherum?

      Das denke ich mir alles so, wenn ich das lese und mal eine grundsätzlich wohlwollende und verständnisvolle Grundhaltung einnehme dabei. Und das Album natürlich immer noch nicht gehört habe, weil Kernschrott, ungehört 1/5, sollte klar sein ;)

  • Vor 2 Monaten

    Wann kommt die Rezension zu "Stimmen der Nacht"?