laut.de-Kritik

Neues von Griechenlands Stoner Rock-Pionieren.

Review von

Gut zehn Jahre ist es her, dass ein ganz besonderer Song-Tipp aus dem Mund eines Griechen über mein DJ-Pult auf meinen recht vernebelten Schirm prallte. 1000mods - Landsleute meines ebenfalls vernebelten Gegenübers - hatten zu dieser Zeit ihr Album "Super Van Vacation" auf dem Markt und der darauf enthaltene Song "Vidage" war die folgenden Wochen Dauergast in meinem Gehörgang. Die entspannte Rohheit und die Ohrwurm-Melodie gingen mir wochenlang nicht aus dem Kopf.
Seitdem ist das griechische Trio Stammgast in meinen Playlists. Der neue Longplayer "Cheat Death" wird mit dem Prädikat "heaviest and most hard-hitting" beworben. Die Abkehr vom gechillten Stoner Rock? Sollten Dani, Giorgos und Labros etwa die ihnen eigene Entspanntheit über Bord geworfen haben? Die beruhigende Anwtort in Kürze: Nein, aber auch Ja.

Bereits der Opener "Overthrown" bedient sich durchaus eindringlicher Doom-Elemente, an den Kyuss-artigen Fuzz-Pedals wurde noch einmal ein wenig hoch gedreht, alles in allem tatsächlich etwas heavier als erwartet. Das bedeutet jedoch mitnichten, dass der Sound von 1000mods in Hektik ausarten würde. Eher rollt der Track gemütlich aber bestimmt vor sich hin. Aufs Gaspedal tritt aber schon "The One Who Keeps Me Down". Die Nummer bedient sich ansonsten eher simpler und eingängiger Elemente. Ein bisschen klingt es wie ein hochgedrehtes "Anthem For The Year 2000". Schnittige Gitarren-Akkorde, gute Hook, das altbekannte Rezept eines ordentlichen Rock-Songs passt auch hier.

Richtig interessant wird es zum ersten Mal auf "Götzen Hammer". Das eigenartige Percussion-Intro löst sich alsbald in eindringliche und aufgeregte Gitarren-Riffs auf, monotone Teile wechseln sich mit dem melodiösen Chorus ab. Hittet tatsächlich ganz schön hard. Auf einer ähnlichen Welle surft "Speedhead", wobei hier ordentlich an der Temposchraube gedreht wird. So hat die Nummer ihre Anleihen eher im Hardcore Punk. Der Titeltrack "Cheat Death" dürfte in seiner Breitbeinigkeit vor allem die Kuttenträger*innen ansprechen. Das Trio arbeitet die heavy Seite der Scheibe durchaus ordentlich ab, ein bisschen Finesse an der einen oder anderen Stelle würde dem Ganzen aber nicht schaden.

Die Stärke der 1000mods liegt sowieso eher in den langsameren Groove-Monstern wie "Astral Odor" mit seinem grunge-angelehnten Sound oder "Misery", das sich in einem klassisch-melancholischen Stoner-Gewand inklusive plötzlichem Tempowechsel präsentiert. Diese Art Songs lassen den Griechen mehr Zeit, um ihre Ideen und Songwriting-Kniffe unterzubringen. In Kombination mit ihrer Jam-Lust, die die meisten Tracks auf mindestens fünf Minuten dehnt, entstehen spannende und in sich abwechslungsreiche Songs.

Auffällig sind hier die zahlreichen unterschiedlichen Herangehensweisen an den Gesang, der einmal klar und hell daherkommt, um im nächsten Song durch einige Effekte gegen die Musik anbrüllen muss. "Love" ist eine völlig entspannte Indie-Rock-Nummer mit einem gewissen Pop-Appeal, die sich gut ins Ohr schmiegt, "Bluebird" ein wunderschönes Akustik-Spiel, das den grundsätzlich eher eindringlichen Charakter der Scheibe für einen Moment unterbricht. Der zehnminütige Closer "Grey, Green Blues" macht seinem Namen alle Ehre und bildet mit seinen ausgedehnten Gitarrensoli und kleinen Orgel-Applikationen einen würdigen Abschluss.

Die drei Griechen liefern mit "Cheat Death" erneut eine passende Begründung dafür, warum sie in der Stoner Rock-Szene allseits beliebt sind und in ihrer Heimat als Pioniere des Genres gelten. Mit großer Sicherheit in den Fingern und guten Ideen im Gepäck hat das Trio erneut ein mehr als ordentliches Album zusammengestellt. Irritierend wirkt sich allerdings der Genremix aus. Zwar ist die Handschrift der Band durchaus erkennbar, ein wenig wirkt es aber so, als wollte man jede Richtung einmal einschlagen, um zu schauen, ob man dort nicht weitergehen möchte. Der rote Faden bleibt hierbei leider etwas auf der Strecke, glücklicherweise finden 1000mods aber doch jedes Mal zurück zu ihren Stärken: entspannte Stoner-Tracks machen.

Trackliste

  1. 1. Overthrown
  2. 2. The One Who Keeps Me Down
  3. 3. Götzen Hammer
  4. 4. Astral Odor
  5. 5. Love
  6. 6. Speedhead
  7. 7. Misery
  8. 8. Bluebird
  9. 9. Cheat Death
  10. 10. Grey, Green Blues

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