laut.de-Kritik

Derart kranken Scheiß kann man sich nicht ausdenken.

Review von

"Wir machen Musik und was dabei herauskommt, passiert einfach", sagt 31 Knots-Chef Joe Haege über seine Band. Anders geht es auch gar nicht. Diesen kranken Scheiß kann man sich nicht ausdenken. Ein Album wie "Trump Harm" kommt zustande, wenn drei komplett bekloppte Typen mit zu viel Zeit und Kreativität im Proberaum hocken und alles ausprobieren, was ihnen durch den Kopf oder in die Finger schießt.

So entsteht dann ein Song wie "Love In The Mean Of Heat". Scharfe Synthie-Fragmente rauschen von einer Box zur nächsten. Das Schlagzeug setzt mit einem simplen aber prägnanten Beat ein. Haeges Stimme, am Anfang noch sanft und ein wenig nölend, lässt sich gehen und wird fast zu Geschrei. Der Bass macht was er will und groovet sich durch den Song, während sich im Hintergrund Gitarre und Synthies Bälle zu werfen. Langsam faden die Instrumente aus. Bevor man sich fragt, was das war, knallt auf einmal ein frickeliges Indie-Rock Gitarren-Riff rein. Wahnsinn.

Die Platte setzt vor allem auf verschrobene Synthie-Effekte, rohe Gitarren-Vergewaltigung, wahnsinnig groovende Basslines, wilde Drum-Beats und theatralischen Gesang im Stil von Modest Mouse. Merkwürdig, dass viele der Songs dennoch eine eingängige Melodie besitzen. Wenn die Stimme das nicht übernimmt, macht es eben die Gitarre oder die Synthies. So haben 31 Knots doch tatsächlich poppige Momente. Die wirren Ideen, wie die Gameboy-Sound-Melodie in "Get One", überwiegen aber stark.

Der Opener mit dem grandiosen Titel "Onanist's Vacation" bietet eine starke Akustik-Gitarre, wilde Funk-Rythmen und ein chaotisches Schlagzeug-Intro. Haege klingt hier zum Teil wie Walter Schreifels und brüllt zwischendurch auch mal wie ein Löwe herum. "Candles On Open Water" schmerzt zu Beginn stark in den Ohren: die leicht angezerrte Akustik-Gitarre kratzt sich von wechselnden Seiten in die Gehörgänge.

Bei so vielen Ideen, die sich in den Songs auftun, gibt es natürlich auch solche, die komplett schief gehen. "Middle Ages" nervt zum Beispiel mit leierndem "Nanananana" und "Ages, Ages, Ages, Ages...". Klappe Haege! Das fuzzige Gitarren-Solo in "A Lot Can Tell" geht auf die Dauer auch auf den Wecker, zu wirr und unkontrolliert spackt Haege über sein Griffbrett.

"Trump Harm" ist kein einfaches Indie-Rock-Album. Nebenbei hören und entspannen geht nicht, dafür sind die Songs zu aufgeregt und anstrengend. Hinter jeder Ecke gibt es neue Wahnwitzigkeit zu entdecken und erforschen. Irgendwie ist es schon verwunderlich, dass Joe Haege neben Tu Fawning und Menomena noch die Kraft und die kreative Energie hat, um mit seinen Jungs solch ein Album fertig zu stellen.

Trackliste

  1. 1. Onanist's Vacation
  2. 2. Candles On Open Water
  3. 3. Middle Ages
  4. 4. Egg On My Face
  5. 5. A Lot Can Tell
  6. 6. Love In The Mean Of Heat
  7. 7. Stand Up
  8. 8. Dark Control
  9. 9. Get Gone
  10. 10. One Tongue Room (Come To My Senses)

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2 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    album ist natürlich gewohnt großartig! und das cover bereitet mir jedes mal wenn ich es ansehe lachkrämpfe

  • Vor 13 Jahren

    Schön, dass sich doch noch jemand für eine Rezi fand. Schließe mich gandalf an - Die Knots musizieren weiterhin auf höchstem Niveau, ohne die Fähigkeit, berührende Melodien raus zu feuern, einzubüßen. Für mich bisher immer noch DER Geheimtipp 2011 (wird sie nicht freuen, sie waren auch schon der Geheimtipp 2008 mit "Worried Well" etc. pp. - die Jungs frickeln im Prinzip seit Jahren größtenteils unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Schade!)