laut.de-Kritik

Klarer Fall von Fast Food-Rap.

Review von

50 Cent, Boxer, Drogendealer und Rapper in Personalunion, mutiert im noch jungen Jahr 2003 zum größten afroamerikanischen Hip Hop-Hype seit Tupac Shakur. Mit "I Don't Give A Fuck"-Attitüde und tatkräftiger Unterstützung von Eminem und Dr. Dre schwingt sich sein drittes Album rekordbrechend an die Spitze der US-Charts. "Get Rich Or Die Tryin'" heißt das kapitalistische Motto der Stunde und das suggeriert bereits: geistige Genialitäten sucht man am besten woanders.

Bei 50 Cent regiert eine moderne Version des 2pac'schen "Thug Life", die jedoch dessen lyrische Tiefe nicht im Entferntesten erreicht. "Ali In His Prime" raucht sich "High All Time", wenn er als "P.I.M.P." "In Da Club" posiert, oder legt sich mit den "Wankstas" von Murder Inc an, als er Ja Rule erklärt: "U Not Like Me". Der 'Underground King' weiß aber über seine lyrische Beschränktheit durchaus Bescheid und setzt alles auf die Charisma-Karte. Sein selbstbewusstes Auftreten manifestiert im lässig-arroganten Flowdesign sorgt trotz Gangsta-Klischees für kurzweilige Momente, die dank latenter Ironie gar Ihresgleichen suchen. 50s Glaube an die eigene Klasse äußert sich zudem in den vom Meister höchstpersönlich performten Hooklines.

50s Stärken und Schwächen kennen natürlich auch seine Excutive Producer Dr. Dre und Eminem, die dem New York Native effektive, aber einfach gestrickte Beats auf den durchtrainierten Körper schneidern. So pumpen die straighten Synthies mal clubtauglich munter ("In Da Club", "If I Can't"), mal ghettokompatibel düster ("Heat", "What Up Gangsta", "Back Down"), ohne positive Gehörschäden anzurichten: Klarer Fall von Fast Food-Rap. Eigentlich schmeckt er ganz gut, ja macht vielleicht sogar süchtig, doch nach kurzer Zeit bekommt man wieder Hunger - Folge: man wird fett und unbeweglich.

50 Cent dagegen futtert dank der dicken Fans neuerdings von goldenen Tellern und bleibt mit Millionen verkaufter Platten weiterhin fett und beweglich im Geschäft. "Got Rich" anstatt "Die Tryin". Doch um die Bedeutung des gepuschten 50 am Ende zu relativieren, ein älteres Zitat von Jay-Z: "I'm About A Dollar, What's A 50 Cent." Also Eminem-Kiddies: "Don't Believe The Hype" wie Public Enemy. Esst mehr Soul Food.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. What Up Gangsta
  3. 3. Patiently Waiting
  4. 4. Many Men (Wish Death)
  5. 5. In Da Club
  6. 6. High All The Time
  7. 7. Heat
  8. 8. If I Can't
  9. 9. Blood Hound
  10. 10. Back Down
  11. 11. P.I.M.P.
  12. 12. Like My Style
  13. 13. Poor Lil Rich
  14. 14. 21 Questions
  15. 15. Don't Push Me
  16. 16. Gotta Make It To Heaven
  17. 17. Wanksta
  18. 18. U Not Like Me
  19. 19. Life's On The Line

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