laut.de-Kritik
Explodierende Gitarrenhooks mit Potenzial zum Indie-Gassenhauer.
Review von Martin MengeleMan kann sich keine bessere Einleitung vorstellen. Die minimalistischen Gitarrenstrukturen, die einem aus "The Package" entgegen flirren, gehören zum Lieblichsten, was ich je gehört habe. Der Kauf der Platte hat sich eigentlich schon dann gelohnt, wenn Keenan zu den ersten Zeilen anhebt. Und wieder absenkt und wieder anhebt und ein endloses Auf und Ab auf seiner Stimmbandachterbahn fährt. Wenn sein Organ verbissener wird, und sich die Gitarre in ein sägendes Monster verwandelt, dann hält der Song das Versprechen aus seinem Titel: die volle Packung und zwar auf die Zwölfe!
Komisch aber, dass ein Vollgassong "Weak And Powerless" heißen kann und keineswegs so klingt. Es verwundert nicht, dass dieser vorab zur Singleauskopplung wurde. Ein catchy Mitgröhl-Chorus und eingängig explodierende Gitarrenhooks mit Potenzial zum Indie-Gassenhauer. Und trotzdem ganz und gar nicht der übliche Hitverdächtige.
Gefühlsmäßig bewegt sich diese Platte im selben Stadium wie The Cure zu "Faith" oder "Seventeen Seconds"-Zeiten. Gerade die Gitarrenarbeit bei "The Noose" erinnert in ihrer Grundstimmung an diese Vorbilder. Aber auch der sperrige Bass von "Gravity" könnte eher von Simon Gallup stammen, als von Mansons Twiggy Ramirez.
Das Erstaunlichste aber ist die produktive Hochform, in der sich Maynard Keenan bewegt. Nicht allein seiner überwältigenden stimmlichen Präsenz ist diese außergewöhnliche Platte zu verdanken, nein auch seinem (bei Tool geübten) Gespür als ausführender Produzent.
Durch den Einsatz von Industrial-Gitarren ("Pet") verweigert man sich weder der härteren Gangart, noch scheut man den parallelen Einsatz von spacig-verträumten Keyboardflächen. Das Potenzial von APC liegt aber eindeutig in der virtuosen Kombination der Stilmittel, was diese Platte zu einem außergewöhnlichen Wechselbad der Gefühle macht. Zorn und Wut werden zu Poesie, Romantik verschmilzt mit Melancholie, Gier vereinigt sich mit Sehnsucht. Vorbereitung auf braune Blätter und Nieselregen. Der Herbst kann kommen.
6 Kommentare
cooler nachfolger, aber nicht ganz so genial wie mer de noms.
gefällt mir besser als mer de noms, wobei die alben auch recht unterschiedlich sind.
fand mer de noms soviel besser.
Durch und Durch klasse Platte!
Highlights: The Package, The Noose, The Outsider und mein Lieblingstrack Pet!
Geniale Scheibe!
Vergleiche mit "Mer de Noms" seh ich ähnlich wie Albumvergleiche beispielsweise bei Tool oder NIN: A Perfect Circle ist für mich als Gesamtkunstwerk einfach genial.. die Platten sind unterschiedlich - und beide für sich einfach klasse!
@himself (« riesenplatte, noch immer. auch wenn die sakral/mystische athmo von mer de noms ja eigentlich absolut unschlagbar ist... »):
sind eben 2 paar schuhe. mir gefällt die thirteenth step mehr wegen solchen hammerteilen wie weak and powerless, the noose, the outsider, the package, vanishing, blue und pet mehr sowie die absolut genialen remixe auf der amotion (bird shake mix von blue, tilling my grave mix von weak and powerless sowie einer meiner absoluten lieblingssongs, der frosted yougurt mix von the outsider).
die mer de noms hat eine klasse atmosphäre die unter die haut geht, aber das zweite album ist abwechslungsreicher.