laut.de-Kritik
Techno-Poesie im Geiste von Autechre.
Review von Daniel StraubWortlosigkeit kann man der Berlinerin Antje Greie-Fuchs bislang nicht vorwerfen. Zu den ureigenen Gebieten ihrer künstlerischen Aktivität zählt sie nämlich neben dem Musikmachen auch Performance und Poesie. Nicht gerade eine Selbstveständlichkeit für jemanden, der elektronische Musik macht. Funktionieren die meisten Tracks in diesem Genre doch weitgehend ohne Worte. "Words Are Missing" stellt denn auch stärker die experimentelle Musik von AGF in den Vordergrund.
Vocals im eigentlichen Sinne sind auf dem sechsten AGF-Album nicht zu finden. Die Zeiten als Greie-Fuchs eine Hälfte des Duos Laub war und Großstadt-Pop veröffentlichte, scheinen aktuell weit weg zu sein. Das Spiel mit den Klängen ersetzt auf "Words Are Missing" das Spiel mit den Melodien. Für die Zuhörer bedeutet das, dass sie weit mehr gefordert sind, um die abstrakt collagierten Sounds für sich in einen Zusammenhang zu bringen.
Beats sucht man anfangs zumeist vergeblich. Vieles wird kurz angedeutet, dann zugunsten einer neuen Idee verworfen, später nochmals kurz aufgegriffen, weiterentwickelt und schließlich in einen ganz anderen Part transformiert. Wem "Quaristice", der gerade veröffentlichte Longplayer der britischen Elektronik-Pioniere Autechre gefällt, der könnte auch an den ersten paar Tracks von "Words Are Missing" seinen Spaß haben.
Stärker an ihre früheren Arbeiten knüpft "Where The White Animals Meet" an. Der Track basiert auf einem kontinuierlich durchexerzierten Viervierteltakt, der als Spielwiese für die auf einzelne Buchstaben reduzierten Vocalsamples dient. Aber schon im nächsten Track "Cognitive Modules Party II" prallen die Sounds wieder schroff aufeinander, werden abrupt zerrissen und in einen neuen Kontext gestellt. "Words Are Missing" ist kein Album zum Zurücklehnen und genießen.
Die beinahe meditative Stimmung von "Explode", einer Kollaboration aus dem Jahr 2005 von AGF mit dem finnischen Klangtüftler Vladislav Delay, findet sich auf "Words Are Missing" nur ganz selten. Die überwiegende Spielzeit ist von Tracks dominiert, die sich in ihrer Sperrigkeit gefallen.
Noch keine Kommentare