laut.de-Kritik

Gothic Novel Rock zwischen Souveränität und Überambition.

Review von

Vor zwei Jahren verbuchten ASP mit "Fremd (Fremder Zyklus, Teil 1)" einen Top Ten-Charterfolg. Mit "Maskenhaft (Fremder Zyklus, Teil 2)" steht nun der Nachfolger in den Regalen, der sich auch geschichtenerzählerisch als direkte Fortsetzung begreift. Heraus kommt ein Album zwischen Souveränität und Überambition in toller Staffage.

Als Fanprodukt zeugt das mittlerweile achte Werk der Hessen von echter Oberklasse. Es gibt mehrere Editionen in verschiedenen Ausstattungen. Besonders die audiovisuell luxuriöse Drei-CD-Box sei hervorgehoben. Sehr aufwändige künstlerische Gestaltung mit 30-seitigem Buch, schickem Artwork und der kompletten Scheibe in alternativem Mix sowie in Teilen als Remix-Version.

Das ist echter Gothic Novel Rock, Stories und Symbolik springen den Hörer aus jeder Ecke förmlich an. Und natürlich gehört es zum guten Ton quasi jeder ASP-Veröffentlichung, zu hören, wie Mastermind Alexander Spreng, der alte ASP, es mit dem ganzen komplexen Tüdelkram übertreibt, bis kaum einer mehr durchfindet.

Jeder Song ist eine Kurzgeschichte. Die Platte eine größere Story und beide Alben zusammen fungieren als große Klammer. Was den einen als philosophisch angemessen komplexes Konzept durchgeht, ist den anderen lediglich effekthaschendes und höchst verzichtbares Überladen der Tracks.

Dieser pathos-trunkene Ansatz kann nur funktionieren, wenn die Musik mitspielt und einen entsprechenden Spannungsbogen abliefert. An diesem Punkt wird es für die Platte recht eng. Wie so oft: ASP haben musikalisch einiges an schickem Theater zu bieten, was weit über den gängigen Szenehorizont hinaus geht. Leider reichen die songwriterischen Ideen dieser CD nicht aus, was mitunter arg an der Kitschschraube dreht.

Einen melodischen Übersong wie den frühen Kulthit "Und Wir Tanzten" sucht man vergebens. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf dem messianischem Duktus des großen Melodrams. Sprengs Vorliebe für tradiertes Liedgut im allgemeinen und die prähistorische Mittelalterfolkband Ougenweide im Besonderen sickert an allen Ecken und Enden durch. Schon der Opener "Augenaufschlag" kommt als eine Art Minnegesang um die Ecke, dessen liturgischer Ernst sofort zeigt, wo es lang geht.

Immerhin bleibt man bei ASP von groben handwerklichen Mängeln gesanglicher oder instrumenteller Natur verschont. Drittklassige Blutengelvocals oder einfallslose Produktion sind nicht Sache von Spreng. Alles sauber vorgetragen. Die mitunter leichte Klangfärbung in Richtung der Stimmlage Lacrimosas fällt deshalb nicht negativ ins Gewicht. Mit dem gruftigen Herunterdimmen des Gesangs trägt ASP jedoch mitunter etwas arg auf. Zu viel Kajal in den Vocals unterstreicht die emotionalen Zeilen oft nicht nur, sondern kleistert sie regelrecht zu. Unverständlich, warum durch solch überflüssiges Make Up Spreng den Lyrics eine große Schippe jener Effektivität nimmt, die ihm anscheinend doch so wichtig ist.

Besonders gelungen klingt ASPs Breitwand-Rock immer dann, wenn er der elektrischen oder folkenden Seite das charakteristische Piano als Kontrastmittel zur Seite stellt. Die besondere Ästhetik des Tasteninstruments tut den Tracks ersichtlich gut. Am Ende bekommt man ein Album, das nicht die melodische Raffinesse früherer Longplayers mitbringt, aber durch seinen atmosphärischen Rahmen einiges wieder wett macht. Sicher kein Klassiker, aber ein amüsantes Genrewerk, das die Anhänger nicht enttäuschen sollte.

Trackliste

CD 1

  1. 1. Augenaufschlag
  2. 2. Die Kreatur mit der stählernen Maske
  3. 3. Aufbruchstimmung
  4. 4. Wanderer
  5. 5. Schneefall in der Hölle
  6. 6. Die Löcher in der Menge
  7. 7. Reflexionen
  8. 8. Das Märchen vom Wildfang-Windfang (Schlüpftanz)
  9. 9. Panzerhaus
  10. 10. Per aspera ad aspera
  11. 11. Die Klippe

CD 2

  1. 1. Augenaufschlag (Alt. Mix)
  2. 2. Die Kreatur mit der stählernen Maske (Alt. Mix)
  3. 3. Aufbruchstimmung (Alt. Mix)
  4. 4. Wanderer (Alt. Mix)
  5. 5. Schneefall in der Hölle (Alt. Mix)
  6. 6. Die Löcher in der Menge (Alt. Mix)
  7. 7. Reflexionen (Alt. Mix)
  8. 8. Das Märchen vom Wildfang-Windfang (Schlüpftanz) (Alt. Mix)
  9. 9. Panzerhaus (Alt. Mix)
  10. 10. Per aspera ad aspera (Alt. Mix)
  11. 11. Die Klippe (Alt. Mix)

CD 3

  1. 1. Carpe noctem (Circadiane Rhythmik Remix von Lutz Demmler)
  2. 2. Panzerhaus (Zeromancer Remix)
  3. 3. Wanderer (Patrick Damiani Remix)
  4. 4. Weichen[t]stellung (Spießrutentanz Remix von Lutz Demmler)
  5. 5. Per aspera ad aspera (Langes Elend-Schnitt)
  6. 6. Die Kreatur mit der stählernen Maske (Samsas Traum Akustik-Cover-Version)

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3 Kommentare

  • Vor 10 Jahren

    Ich werde mal reinhören, aber ASP haben noch nie enttäuscht und sind mittlerweile die einzige deutschsprachige Gothband, die man sich mit Verstand anhören kann.

  • Vor 10 Jahren

    Ich finde das Album auf jeden Fall weit besser, als es in der Review weg kommt. Und ich weiß, Punkte sind Schall und Rauch, aber 2 für Mono Inc. und 3 für ASP wirkt sehr, als würde mit zweierlei Maß gemessen.

  • Vor 10 Jahren

    och komm....von wegen zweierlei maß....die einen kriegen drei punkt im verhältnis zu ihren gelungenen anderen alben (asp).
    ....und die anderen nen hinrichtungstext und schrammen gerade mal an der niedrigstwerttung vorbei....
    ....wer bei einer skala, die dem bewerter weniger raum gibt als das klassische 1-6 schulnotenprinzip, tatsächlich unterschiedliche kritiken und bands auf denselben massstab quetschen will, bekommt natürlich ein problem. d a s klappt nämlich nicht.