laut.de-Kritik
Zärtliche Hommage an musikalische Helden der Jahre 1991 bis 2001.
Review von Martin LeuteKürzlich lief im Radio eine fantastische Coverversion von Yo La Tengos "Tears Are In Your Eyes", begleitet von der Akustischen, untermalt mit weichen Pianotupfern, intoniert mit sanfter Stimme. Erfreut habe ich anschließend zur Kenntnis genommen, dass mir das Album "Takes" mit eben jenem Stück von der Redaktion zur Rezension überlassen wurde.
Adem nennt sich dieser Singer/Songwriter, der auch in Bandformation mit dem Four Tet-Mann Kieran Hebden in der Kombo Fridge aktiv ist. Bei "Takes" handelt es sich um das dritte Solowerk dieses Mannes mit dem Hang zu leisen Tönen, der seine Songs mit der Akustischen strukturiert und mit unterschiedlichstem kammermusikalischen Instrumentarium und sanften elektronischen Einlagen behutsam auskleidet.
"Takes" beinhaltet ausschließlich Coverversionen, deren Auswahl auf einen exquisiten Musikgeschmack schließen lassen und das melancholische Indie-Herz hüpfen lassen. Eine zärtliche Hommage an seine musikalische Helden aus den Jahren 1991 bis 2001. PJ Harveys "Oh My Lover" nimmt der mit der gezupften Gitarre und klagendem Gesang die Aggressivität, Lisa Germanos "Slide" unterlegt er gefühlvoll mit Harmonium- und Pianoklängen, dEUS' "Hotellounge" wird zur leisen, mit der Violine ausgemalten Folknummer.
"Starla" von den Smashing Pumpkins schwingt sich dagegen mit einem anhebenden Durcheinander aus Gitarre, Bass, Glocken und Percussion in etwas unruhigere Höhen, aber ohne den Hörer zu überfordern; im Instrumental "Gamara" von den Post-Rockern Tortoise vollführt er eine akustische Gitarrenakrobatik, die an José González erinnert.
Die Zurückhaltung dominiert auf "Takes", Adem reduziert die Songs aufs Wesentliche, ohne die Originale dabei aus den Augen zu verlieren. Die spannendste Transformation gelingt ihm wohl mit "The Cure A Weakling Child/ Boy Girl Song" von Aphex Twin, dem er mit Ukulele und Glockenspielen einen entzückenden Lo Fi-Charme abgewinnt und Björks "Unravel", dessen sphärisch anmutendes Arrangement von seinem warmen Gesang aufgefangen wird.
Mit dieser Songauswahl den großartigen Arrangements und wunderbaren Harmonien geht Adem auf Nummer sicher, auch wenn sich Konzept gegen Ende ausgereizt ist. Das Ergebnis gibt ihm dennoch Recht. "Takes" ist ein durchweg enorm entspanntes Werk eines feinsinnigen Singer/Songwriters, das reichlich Überraschungsmomente bietet. Mit solch zurückgelehnten Interpretationen wunderbarer Songs bin ich absolut einverstanden.
2 Kommentare
die myspace-lieder sind doch mal recht überzeugend. eine tolle stimme hat der mann.
mal hören.
Damn, wollte den Thread gerade erstellen und dann gibt es den schon. Großartiges Album!