laut.de-Kritik
Echt starker Rock mit Schmalzfahne.
Review von Michael EdeleDie Zukunftsaussuchten von Aerosmith fielen in den letzten Jahren nicht gerade rosig aus. Während sich Steven Tyler die Zeit vor allem als Juror bei "American Idol" vertrieb, ließen Joe Perry und der Rest der Truppe kaum eine Möglichkeit aus, um zu verkünden, sie wollten sich nach einem anderen Sänger umschauen, um endlich wieder in die Gänge zu kommen.
Alles nur heiße Luft, wie sich nun dankenswerterweise heraus stellt: Elf Jahre nach "Just Push Play" kommt endlich wieder eine Aerosmith-Scheibe mit ausschließlich neuen Songs auf den Markt.
Die Wartezeit hat sich tatsächlich gelohnt. "Music From Another Dimension" ist vor allem eines: ein echt starkes Rock-Album! Klar, an den typischen Schmachtballaden kommt man nicht vorbei. Doch zunächst ist Rock'n'Roll angesagt. Los geht es mit dem relaxten "LUV XXX", das zwar keine herausragende Single darstellt, aber trotzdem durchaus leicht ins Ohr und von da direkt ins Blut geht.
Die Herren müssen nichts mehr beweisen und gehen die Sache entsprechend unaufgeregt an. Nicht nur Steven Tylers einzigartiger Gesang macht die Band unverwechselbar. Sie besitzt vielmehr einfach ihren eigenen Stil, der auch Songs wie "Oh Yeah" (schön mit Gospels), "Out Go The Lights" oder "Lover Alot" zu potentiellen Klassikern adelt.
Die herausragende Single "Legendary Child" bietet alles, das der Fan braucht. Das Riff kann quasi von niemand anderem als Joe Perry kommen, die Gesangslinie von Steven Tyler ist großartig, der Refrain schließlich birgt Aerosmith in Reinkultur. Das restliche Material weist leider vor allem mit den von Joe Perry gesungenen Tracks "Freedom Fighter" (mit Backings von Johnny Depp) und dem traditionellen Blues-Rocker "Something" auch ein paar Hänger auf.
Fünf Balladen haben sich außerdem auf das Album geschlichen. Davon überzeugt mich persönlich das unkitschige "Tell Me" noch am ehesten. Bei der typischen Aerosmith-Ballade "What Could Have Been Love" hingegen kann man schon sehr gespannt sein, welche Bräute sich dieses Mal im Video durch die Gegend räkeln. Wobei Liv Tyler und Alicia Silverstone schwer zu toppen sein dürften ...
Erwähnenswert ist vielleicht noch "Can't Stop Loving You", in dem Country-Chick Carrie Underwood ein Duett mit Steven singt, das zumindest mich ein wenig an die Damn Yankees erinnert. Die ganz große Schmalzfahne weht dann aber am Schluss mit "Another Last Goodbye". Da wäre ein rockiger Rausschmeißer doch angebrachter gewesen, dann wären die Bostoner mit vier Punkten nach Hause gegangen.
So bleibt es eben bei dreien und der Gewissheit, dass die alten Säcke zwar ewig gebraucht haben, dafür aber immer noch etliche richtig gute Songs auf der Pfanne haben. Ob in weiteren elf Jahren allerdings alle Mitglieder ihre Luft noch durch die eigene Lunge ziehen ... zweifelhaft. Also sollten sie sich mit dem nächsten Album ein wenig beeilen.
6 Kommentare
Also ich finde "What Could Have Been Love" total schrecklich! Den Rest müsste man sich mal anhören...
Nettes Album, nicht mehr und nicht weniger.
Like my man sodi said: Anders als ein neues Arrested Development-Album braucht das heute keiner mehr!
Halloween ist vorbei und diese Rockmumien steigen zu spät aus der Gruft!
Ich fände es ab und an mal ganz gut, wenn Leude vorbeikommen würden, um zu zeigen, dass auch Altern in Würde möglich ist... auch unter Rockmusikern...
Steven Tyler - ich warte auf eine Sequel zu Bubba Ho-Tep mit ihm in der Hauptrolle.