laut.de-Kritik
Lovesongs mit dem Zauber der goldenen Ära des Soul.
Review von Dani FrommHin und wieder begegnen einem Alben, denen man ihre Rückwärtsgewandtheit einfach nicht übelnehmen mag. Die einem mit dem Zauber der Vergangenheit das Herz erwärmen. Ein Sänger wie Al Green muss den Soul der 70er Jahre nicht mit verzweifelten Reanimationsversuchen traktieren, um den Überresten dann ein modernes Kleidchen überzustreifen. In seiner Stimme lebt die goldene Ära der gediegenen Schlafzimmerschnulzen ungebrochen fort.
Flankiert von Corinne Bailey Rae, John Legend und Anthony Hamilton präsentiert Al Green mit "Lay It Down" einen Reigen wundervoll zarter, behutsamer Lovesongs: durchaus kitschig zwar, aber niemals billig. Wie ein angenehmer Sonntagsspaziergang am Arm eines Gentlemans der alten Schule.
Reverend Green weiß selbstverständlich um die hohe Kunst, die passende Kulisse zu kreieren. Er teilt sich die Verantwortung für die Produktion mit dem Grammy-dekorierten Songwriter und Keyboarder James Poyser und Roots-Drummer ?uestlove. Beide wirken auch als Musiker mit.
Die Bläsersektion wird bei den umtriebigen Dap Kings, die nicht nur Sharon Jones und Amy Winehouse den Rücken frei halten, entliehen. Adam Blackstones Bass sorgt für den allgegenwärtigen Groove, Jazz-Gitarrist Spanky Alford, dessen Kaminsims übrigens ebenfalls mehrere Grammys zieren, steuert die flirrenden Saiten seiner Akustik-Gitarre bei.
Der geballte musikalische Sachverstand resultiert jedoch keineswegs in instrumentiertem Overkill. Dezent, wie auf Zehenspitzen unterwegs, verleihen die Herren Musiker den elf Tracks statt dessen stets den passenden Rahmen. Spritzige Bläserakzente peppen "Just For Me" auf. In "You've Got The Love I Need" sorgen Bass und Gitarre für den entspannten und doch durch und durch dynamischen Hintergrund.
Basslastiger, mit deutlich mehr Gewicht auf den Drums, gerät "What More Do You Want From Me". "Take Your Time", ein gemächlicher, im Duett mit Corinne Bailey Rae vorgetragener Blick zurück, oder "Too Much" beziehen leise Melancholie aus den untergemengten Spuren von Blues. "I'm Wild About You" groovt im Ausgleich dafür wieder sauber geradeaus.
Mit "Standing In The Rain" beschließt die schwungvollste, tanzbarste Nummer, was mit "Lay It Down" begann und mich von der ersten Sekunde an restlos um den Finger wickelte. Innovativ ist anders, allein: Wen kümmert das schon, wenn der Genuss einer Platte nichts als ein breites Lächeln hinterlässt?
6 Kommentare
Lustig... vom Cover her erinnert der Typ irgendwie an Roberto Blanco
ja, über das cover bin ich auch erschrocken.
die promo-cd steckte in einer ganz dezenten blauen hülle mit blümchenmuster.
Huiii was er uns wohl damit sagen will... der Inhalt war aber anscheinend überzeugend
feine review, sanftmütig und so zärtlich, dass man ihr den fetten grinser schon fast tätlich anmerkt...
@Swingmaster Jazz (« Huiii was er uns wohl damit sagen will... der Inhalt war aber anscheinend überzeugend »):
der Inhalt IST überzeugend
aber das cover, das cover....
Super Album!