laut.de-Kritik
Mit Reibeisenstimme und viel Soul im Herzen.
Review von Martin LeuteDiese 26-jährige Newcomerin bringt alles mit, um sich im Popbusiness zu etablieren. Auf ihrem Debüt paart sie Soul und Blues mit Rock-Elementen, legt mit euphorischen Refrains und ausgefeilter Produktion ein ausgeprägtes Popverständnis mit Retro-Appeal an den Tag und glänzt mit einer Reibeisenstimme, die unterschiedliche emotionale Befindlichkeiten mühelos ausdrückt.
Während der ältere Musikfreund sich an Janis Joplin erinnert fühlt, greift die jüngere Generation womöglich auf Pink als Referenzgröße zurück, um den Sound der Alex Hepburn zu beschreiben. Natürlich greifen beide Vergleiche zu kurz, vermitteln als Eckpfeiler aber doch eine Ahnung von dem vielseitigen Spannungsfeld, in dem sich die in Frankreich aufgewachsene und in London lebende Musikerin mit "Together Alone" bewegt.
Mit "Miss Misery" eröffnet sie das Album mit einer eingängigen Uptempo-Nummer, schlägt der Trübsal ins Gesicht und verleiht ihrem Drang nach einem glücklichen Leben einen euphorischen Ausdruck. Ebenso dynamisch präsentiert sie sich mit dem erdigen Kopfnicker-Song "Get Heavy", das mit einem E-Gitarrenmustern aufwartet und Jimi Hendrix alle Ehre erweist, sowie der Hit-Single "Under", mit dem sie sich zur fließenden Pianolinie und hymnischem Refrain ihre Qualitäten als Rockröhre ausschöpft. Diese untermauert sie mit dem stadiontauglichen "Angelina", das sich ebenso in einem kernigen Rock-Chorus mit Mitsing-Faktor entlädt.
Ihre ganze Größe und Eindringlichkeit offenbart Hepburn aber mit den weniger treibenden und dezenter instrumentierten Songs, wenn sie ihre Blues- und Soul-Affinität Geltung verleiht. Hier weht ein Hauch von Voodoo-Blues mit, wenn sich "Bad Girl" mit feiner Gitarrenlinie, nostalgischem Orgelspiel und Backgroundchor dramaturgisch zuspitzt, dort verlässt sie sich mit den Piano-Balladen "Broken Record" und "Reckless" ganz auf die Stärke ihrer Soulstimme und Gospel- und Streichereinlagen.
Ihre vokale Ausdruckskraft erreicht mit "Pain Is" und "Two Point Four" ihren emotionalen Höhepunkt, wenn sie sich nur von der akustischen Gitarre begleiten lässt. Mit "Love To Love You" schwelgt sie zum sonnig arrangierten Gitarrenspiel, Drums und feinen Backing Vocals in der Erinnerung an die geglückte Liebe und schafft schließlich eine atmosphärische Nähe zu den geschätzten Alabama Shakes.
Mit diesem Werk liefert Alex Hepburn ein außerordentlich facettenreiches und viel versprechendes Debüt ab, das sie als Musikerin offenbart, die die Errungenschaften der Popgeschichte so wirkungsvoll wie unverkrampft in ihre Vorstellung von zeitgenössischem Mainstream-Pop einbindet. Lyrisch wie musikalisch widersetzt sie sich mit diesen Liedern den zahlreichen Schicksalsschlägen, die sie in ihrem Privatleben erleiden musste. Das musikalische Ergebnis dieser Verarbeitungsstrategie muss allemal als geglückt eingestuft werden!
2 Kommentare
Ich kenne nur das Lied "Under" und das ist mega geil!
Das Album gabs schon im April in Frankreich zu kaufen - und das habe ich getan. Seit da läuft diese CD immer wieder und ich bin immer noch gleichermassen begeistert und beeindruckt. Was ich nicht ganz verstehe bei dieser sehr wohlwollenden Rezi: 3 Sterne...
Nun denn, ich gebe 5, dann sinds im Durchschnitt 4! Passt so!