laut.de-Kritik

Warum die Hochglanzpolitur, Alison?

Review von

Alison Krauss war in hiesigen Breiten vollkommen unbekannt, ehe sie mit Robert Plant das wunderbare Kleinod "Raising Sand" aus dem Boden stampfte. Die Kollabo Schöne/Biest funktionierte im Verbund mit der hervorragend arrangierten Musik überaus gut. T-Bone Burnett zeichnete für die genial rumpelnde Produktion verantwortlich, die wesentlich den Charme und die Stimmung des Albums charakterisierte.

Beide Faktoren fehlen bei vorliegender Compilation, auch wenn mit "Sister Rosetta Goes Before Us" ein Song des besagten Albums vertreten ist. Vielmehr wird hier versucht, die Künstlerin Krauss als eigenständige Musikerin in Europa zu etablieren.

Das geht soweit in Ordnung, klingt harmonisch, rund und eingängig, glatt perlen die Songs aus den Boxen. Wer auf den etwas rauheren Spirit steht, an dem pluckert "Essentials" vorbei. Alison Krauss steht in den USA eben für Mainstream-Country. Wer 26 Grammys (Stand 2008) sein Eigen nennt, muss sich zwangsweise in der Schnittmenge der Geschmäcker bewegen.

Das Hochglanzprodukt offenbart sich auch in der optischen Gestaltung der CD. Wer ältere Bilder der Dame kennt, wird sich beim Blick aufs Cover zurecht fragen, was der Quatsch denn soll? Mit Mundwinkeln, die aussehen wie bei Jokers kleiner Schwester, und einer penetranten Makellosigkeit gleicht die im Booklet präsentierte sexy Hexy Krauss einem grotesken US-typischen Ideal.

Entweder man hat hier den Photoshop-Addict allzu lange unbeaufsichtigt vor sich hin pixeln lassen, oder die Dame hat im Anschluss an die Tour mit Robert Plant einen zweimonatigen Aufenthalt in der Klinik eines Schönheitschirurgen gebucht. Ekelhaft. Nicht ganz so gekünstelt kommt zum Glück "Essentials" daher. Ein paar mehr Ecken und Kanten täten der Dame gleichwohl gut - sowohl im Gesicht als auch in der Musik.

Trackliste

  1. 1. Simple Love
  2. 2. Sister Rosetta Goes Before Us
  3. 3. Let Me Touch You For A While
  4. 4. The Lucky One
  5. 5. So Long, So Wrong
  6. 6. Empty Hearts
  7. 7. Every Time You Say Goodbye
  8. 8. Wish I Still Had You
  9. 9. Broadway
  10. 10. Baby, Now That I've Found You
  11. 11. Sawing On Strings
  12. 12. Restless
  13. 13. When You Say Nothing At All
  14. 14. A Living Prayer

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Alison Krauss

Wenn bei einer Grammy-Verleihung wieder mal ein Newcomer in Tränen aufgelöst auf der Bühne steht, kann Alison Krauss müde lächeln. Immerhin hat sie …

4 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    "Vielmehr wird hier versucht, die Künstlerin Krauss als eigenständige Musikerin in Europa zu etablieren."

    Dürfte wahrscheinlich nicht funktionieren, jedenfalls nicht in wirklich nennenswertem Ausmaß.
    Wer sich noch an "Too Late To Cry" oder "Two Highways" erinnert, sollte glücklich sein und diese Compilation eher meiden.
    Daß sie es auch in jüngerer Vergangenheit (besonders mit Union Station) auch noch draufhat(te), kann man auf "So Long So Wrong" oder "Lonely Runs Booth Ways" hören.
    Leider hat sie danach -abgesehen von der Sache mit Plant- nichts mehr an erwähnenswerter Musik zustande gebracht. 2 Collections innerhalb von knapp 5 Jahren schaut ein wenig nach Rat- oder Orientierungslosigkeit aus. Im vorigen Jahr las ich noch irgendwo im Net, daß sie sich angeblich mit den Jungs von Union Station ein wenig überworfen hätte. Keine Ahnung, wie es momentan damit ausschaut, man hört oder liest eben nichts mehr davon.
    Ein richtig schön knackiges Bluegrass-Countryfolk-Album wäre echt wieder an der Zeit.

  • Vor 15 Jahren

    hm, hab das album neulich in der db-dauerrotation auf ner 4-stündigen ice-fahrt gehört.
    kannte sie erst seit dem grammy gewinn und "raising sand", deswegen kann ich die cd nicht wirklich einschätzen. mir ist nur aufgefallen, dass auf der platte auch live stücke drauf sind.

    für mich trüben die den eindruck des albums nen bissel, weil ich finde, dass es irgendwie nich ins konzept passt.
    ich meine, wenn man die besten stücke seiner karriere für ne europa cd zusammen tragen soll, kann man da doch nich live-auftritte reinschnipseln.

    irgendwie irritiert das den gesamteindruck.

    wie gesagt zur auswahl kann ich sonst nichts sagen, aber schön hat sich die cd schon angehört.

  • Vor 15 Jahren

    @Frane (« hm, hab das album neulich in der db-dauerrotation auf ner 4-stündigen ice-fahrt gehört.
    kannte sie erst seit dem grammy gewinn und "raising sand", deswegen kann ich die cd nicht wirklich einschätzen. mir ist nur aufgefallen, dass auf der platte auch live stücke drauf sind.

    für mich trüben die den eindruck des albums nen bissel, weil ich finde, dass es irgendwie nich ins konzept passt.
    ich meine, wenn man die besten stücke seiner karriere für ne europa cd zusammen tragen soll, kann man da doch nich live-auftritte reinschnipseln.

    irgendwie irritiert das den gesamteindruck.

    wie gesagt zur auswahl kann ich sonst nichts sagen, aber schön hat sich die cd schon angehört. »):

    Erstaunlich, daß man dieses Album bei der Deutschen Bahn im ICE quasi als Berieselung hören kann.
    Auf diese Art kann man es natürlich auch versuchen, ihre Musik hier einem breiteren Publikum vorzustellen. :D

    Wenn diese CD sich für dich schön anhörte, solltest Du wirklich ein Ohr in Bezug auf ihre frühen Alben riskieren. In ihren guten Stunden oder Momenten ist sie eine fantastische Bluegrass-Queen. Und daß sie auf der Fiddel sehr talentiert und gut ist, steht außer Zweifel, auch wenn sie sich den einen oder anderen Ausflug in gut bezahlte und mit Grammys geehrte Mainstreamgefilde leistet(e).

    Dennoch: die Tracklist dieser Compilation kommt mir auch ein wenig wie ein nicht wirklich inspiriertes Sammelsurium vor. Nichts gegen Live-Aufnahmen auf solchen Zusammenstellungen, aber wenn, dann gerade mal 1 oder 2, nicht mehr. Und die müssen dann auch wirklich ins Konzept einer Compilation passen.
    Wie auch immer, es kann mir im Grunde recht egal sein, da ich nun einmal glücklicher Besitzer ihrer "alten" Werke bin und diese Zusammenstellung sehr sicher nicht brauche.

  • Vor 11 Jahren

    Die laut-Rezension ist ziemlich oberflächlich. Es wird nicht auf die Songs eingegangen.
    Für eine Best Of-Kollektion von Alison Krauss hätte man auch locker ein Doppel-Album oder gleich ein Box-Set füllen können.