laut.de-Kritik

Eine poppig verpackte Geschichte voller Klischees.

Review von

Pünktlich zu den kletternden Temperaturen erscheint "The Last Young Renegade", das inzwischen siebte Studioalbum der Pop-Punker von All Time Low. Man erwartet ein weiteres Kapitel mit luftiger Highschool-Mucke, die niemandem weh tut und konturlos im Mainstream untergeht. Doch mit ihrem ersten Konzeptalbum verbinden die US-Amerikaner die Hoffnung, diesmal nicht als flüchtige Sommerromanze zu enden, sondern der Welt etwas Nachhaltiges zu hinterlassen.

Die Story behandelt das Schicksal eines Teenie-Rebellen, dem letzten seiner Art, der inmitten widriger Lebensumstände bemüht ist, seinen Platz in der Welt zu finden. Das abstrakte Erzählmodell birgt zwar reichlich Identifikationspotenzial für das jugendliche Zielpublikum, wirkt allerdings erschreckend flach konstruiert.

Damit dennoch eine gewisse Dramatik entsteht, haben lockere Pop-Punk-Elemente kaum noch Platz in der Inszenierung. Verzerrte Gitarren findet man nur noch zwischen den Zeilen, dafür sichern Synthie-Effekte und fein abgestimmte Beats ein melancholisches Ambiente.

In einem Jahr, in dem sich Linkin Park und Paramore Richtung Elektro-Pop verabschieden, mag das als logischer Entwicklungsschritt im Trend liegen, hier ist es ein durchsichtiger Schachzug, um das eigene Image in seriösere Bahnen zu lenken. Dabei setzen All Time Low auf massenhaft zuckrige Melodien, die wie "smoke in the summerrain" verfliegen.

80er Jahre Beat, die unbeschwerte Stimmung einer lauen Sommernacht und ein Chorus in hymnischer All Time Low-Manier. Wo sich zu Beginn der Reise noch semi-spannende Abenteuer andeuten, warten bald nur noch klischeehafte Wendungen auf den Protagonisten. Vorzugsweise sind die in charttauglichen Halbballaden verpackt.

Bittersüße Süchte ("Drugs & Candy"), schmerzhafte Kindheitserinnerungen ("Nightmares") oder Liebeskummer ("Dark Side Of Your Room") - die Themen erfolgreicher Jugendromane werden wie vorgefertigte Kapitel abgehandelt. Im Wechsel mit den euphorischen Hochphasen "Good Times", "Life Of The Party" oder "Nice2KnoU" entsteht ein lebensnahes Auf und Ab.

Vielleicht ist es das, was das neue All Time Low-Konzept an Sinnhaftigkeit transportiert. Hauptsächlich aber entlarvt es die Jungs als miserable Geschichtenerzähler. In altbewährten Pop-Punk-Strukturen war ihr Songwriting irgendwie besser aufgehoben.

Trackliste

  1. 1. Last Young Renegade
  2. 2. Drugs & Candy
  3. 3. Dirty Laundry
  4. 4. Good Times
  5. 5. Nice2KnoU
  6. 6. Life Of The Party
  7. 7. Nightmares
  8. 8. Dark Side Of Your Room
  9. 9. Ground Control (feat. Tegan and Sara)
  10. 10. Afterglow

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT All Time Low

Der Werdegang von All Time Low klingt stark nach amerikanischem Musiktraum. 2003 gehen Gitarrist Jack Barakat und Bassist Marc Shilling noch in dieselbe …

1 Kommentar