laut.de-Kritik
Sweet'n'Easy-Pop, gleichermaßen tanzbar wie entspannend.
Review von Artur SchulzMit reichlich Singles und begeistert gefeierten Live-Auftritten hat sich Frans Zimmer aka Alle Farben in der DJ- und Produzentenszene längst einen Namen gemacht. Sein mit Spannung erwartetes Debütalbum "Synesthesia" untertitelt er mit "I Think In Colours". Und tatsächlich: Das Ganze entpuppt sich als höchst bunt schillernde musikalische Reise.
Nach einleitendem Vinylknistern fürs "Intro" folgt eine gesprochene Aufzählung des Farbspektrums von Cyan bis Magenta. Klingt spinnert, fühlt sich beim Hören aber wohlig und harmonisch an. Richtig hinein ins Album geht es mit "Leaves". Über sanften, aber gradlinigen Beats perlt und schimmert soulig angelegter, weiblicher Gesang. "Down" bleibt weiter auf relaxter Danceschienentour, veredelt durch zart gehauchte Vocals.
"She Moves", mit intensiven Gesangsparts von Gastsänger Graham Cindy, bezaubert durch seinen fröhlich verspielten Refrain. Die Nummer leitet über in den Titeltrack "Synesthesia". Spätestens hier wird klar, wie trefflich Alle Farben seine Albenüberschrift gewählt hat. Die Synästhesie umschreibt das Zusammenwirken verschiedener, physisch auseinander liegender Bereiche, die dennoch als zusammengehörig empfunden werden. Die Verbindung von Farben mit Klängen gelingt Zimmer fein abgestimmt und ausgewogen.
Dabei fungiert er nicht als vertrackt tüftelnder Soundfussler, sondern stellt vor allem Harmonie und Wohlklang in den Vordergrund. Luftigkeit und Transparenz durchziehen sämtliche Tracks, detailfreudig eingespielt und mit viel Finesse inszeniert. Statt knalliger Dancebeats stellt Alle Farben häufig die jeweilige Leadstimme und sphärisch umherschwebende Melodien in den Vordergrund.
Das geschieht im Fall der Sängerinnen gern zart wispernd (wie z. B. Lydmor in "Because Of You"). Deshalb sorgen gerade die Titel mit energischer und souliger Interpretation für den nötigen Kontrast. Auf "D. Punk" erklingen plötzlich E-Gitarren-Riffs, bis es wieder hineingeht in die zentrale Club-Lounge.
Dieser nahezu stetig wiederkehrende Rückzug ins Herz des House stellt das einzige Manko des Albums dar. Ein wenig mehr Mut zu tatsächlich konträr angelegten Songs hätte dem so doch recht überschaubar gehaltenen Abwechslungsreichtum fraglos den Rücken gestärkt.
Auf "On And On" leiten Geigenklänge gefühlvoll hinein in einen kuscheltiefen Klangteppich. Hier verbindet Zimmer Dance mit dezent hingetupftem Chill, dennoch straff und kurzweilig inszeniert. Der grundsätzliche Verzicht auf allzu ausufernde Sphärenharmonien der Sorte Schiller bekommt den Tracks durchweg gut.
"Synesthesia" ist zur sonnigen Frühlingswiese geraten, auf der viele bunte Sound-Schmetterlinge herumtanzen. Nicht rein elektronisch eingespielt, sondern auch mit handgemachten Sounds ergänzt. In den besten Momenten - und davon finden sich hier reichlich - verbindet Frans Zimmer unangestrengt House mit Sweet'n'Easy-Pop, gleichermaßen tanzbar wie entspannend.
4 Kommentare
ist mir zu seicht. dann doch lieber die knowledge-schiene!
Also die Single ist eigentlich 08/15 aber die Stimme hebt das deutlich.
Dann doch lieber "Fehlfarben"...
Ich find das Album sehr schoen zum chillen