laut.de-Kritik

Die Welt ist im Arsch.

Review von

Seuchen, Terror, Mord und Totschlag: Die Welt ist schlecht. Die Tatsache, dass Meldungen über die frühzeitige Erschöpfung der Erd-Ressourcen und das fortschreitende Aussterben hunderter Tierarten nur noch am Rande wahrgenommen werden, beweist, dass unser Planet mittlerweile unter akuter Atemnot leidet. Was das alles mit Musik, insbesondere der des britischen Extreme-Metal-Duos Anaal Nathrakh zu tun hat? Jede Menge. Denn würden Mensch, Tier und Natur in friedlichem Einklang leben, dann würden die beiden AN-Hauptverantwortlichen Mick Kenney (Gitarre, Bass, Drumcomputer) und David Hunt alias V.I.T.R.I.O.L ihre Instrumente wahrscheinlich etwas liebevoller behandeln.

Da dem aber nicht so ist, tüfteln die beiden Engländer nun schon seit über einem Jahrzehnt an dem perfekten Armageddon-Soundtrack. Mit ihrem achten Album "Desideratum" kommen sie ihrem Ziel nun näher als je zuvor. Zwar schält sich das vertrackte, mit ungewohnt klarem Riffing aufwartende Intro ("Acheronta Movebimus") eher behäbig aus den Boxen, doch spätestens mit Beginn des eigentlichen Openers "Unleash" tropft selbst dem grimmigsten Black Metal-Jünger der Angstschweiß von der Stirn.

Wie ein zu Tode verängstigtes Mastschwein, das kurz vor dem Bolzenschuss wie wild mit den Hufen scharrt, schreit sich Sänger David Hunt die Seele aus dem Leib, während nicht enden wollende Snare- und Bassdrum-Attacken, sowie kreischende Gitarren im Background wie des Teufels Garde Spalier stehen. Man kann nur vermuten, was der Mann am Mikrofon der Hörerschaft mit auf den Weg geben will. Freundlich klingt definitiv anders.

Auch auf den anschließenden Songs des Albums geht es im Wesentlichen um die musikalische Symbiose aus Chaos und Schmerz. Das einzige Mittel, dass die Engländer einsetzen, um Krach A von Krach B zu trennen, ist das punktuelle Einstreuen von kurzen Sequenzen aus der Ü-Ei-Schatulle. So beweist David Hunt beispielsweise, dass er neben markerschütterndem Geschrei und tief grollendem Gegrunze auch durchaus qualitativ hochwertigen Klargesang auf der Pfanne hat ("The One Thing Needful", "Idol").

Des Weiteren wird die alles verschlingende Sound-Masse des Albums hin und wieder mit wild zuckenden Apokalypse-Zitaten, nicht minder verstörenden Industrial-Einwürfen und Genre-typischen Düster-Chören aufgepeppt. Gerettet wird am Ende aber keiner. Die Welt ist schließlich im Arsch. Und Anaal Nathrakh haben dafür endlich den passenden Soundtrack am Start, der ihnen definitiv zwei Logenplätze im Reiche Lucifers garantieren wird.

Trackliste

  1. 1. Acheronta Movebimus
  2. 2. Unleash
  3. 3. Monstrum In Animo
  4. 4. The One Thing Needful
  5. 5. A Firm Foundation of Unyielding Despair
  6. 6. Desideratum
  7. 7. Idol
  8. 8. Sub Specie Aeterni (Of Maggots And Humanity)
  9. 9. The Joystream
  10. 10. Rage And Red
  11. 11. Ita Mori

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