laut.de-Kritik
Der Gutmensch und Weltverbesserer zwischen Bosse und Unheilig.
Review von Andreas Dittmann"Ich widme dieses Album allen Träumern dieser Welt. Allen, die einen Traum haben. Allen, die eine Vision haben und bereit sind, dafür zu kämpfen. Einfach weil sie müssen." Andreas Bourani ist auch so ein Träumer mit einer Vision. Einer, der die Schule für die Musik hingeworfen hat. Einer, der jahrelang von Enttäuschung zu Enttäuschung gestrauchelt, aber nie gefallen ist. Einer der lange gekämpft hat, um seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen.
Jetzt hat er es also geschafft. Mit "Staub Und Fantasie" veröffentlicht er sein Debütalbum bei einem Majorlabel und die Single "Nur In Meinem Kopf" klettert bereits die Charts hinauf. Na dann erst mal herzlichen Glückwunsch, lieber Andreas. Willkommen im Pop-Zirkus.
Bourani ist nicht nur ein Träumer, sondern auch Gutmensch, heilloser Romantiker, Weltverbesserer und Optimist. Das zieht sich durch alle seine Texte. Ähnlich wie Tim Bendzko bleibt er darin immer nahbar, sucht seine Geschichten in seinem persönlichen Umfeld. "Du bist ein Wunder, du bist mein Wunder / Quäl dich nicht und lach dem Leben ins Gesicht." Ach wie schön. Ein Album voller persönlicher Mutmach-Songs. "Wer hofft, der wagt / Wer kämpft, der blutet / Du stehst auf und hältst deine Richtung, denn du weißt, es gibt eine Lichtung."
An Talent mangelt es dem Sänger bestimmt nicht. Die Texte sind wohl durchdacht, nachdenklich und sehr ehrlich. Singen kann er auch noch fantastisch. Seine glasklare Stimme drängt sich nicht auf. Sie hat aber den nötigen Soul, um genug Leidenschaft rüberzubringen. Sätze wie "Hier bist du sicher, du bist frei / Alles ist aus Liebe, wir baden in Magie" triefen zwar vor Kitsch, geraten dabei aber authentisch. Bourani glaubt an das, was er singt.
Musikalisch sieht die Sache etwas anders aus: In ihren guten, nachdenklicheren Momenten erinnern seine Songs an Bendzko, Bosse oder Clueso. In ihren schlechten allerdings an Unheilig. Zu viel Pathos, zu viel Kitsch, zu überproduziert. Elektro-Beats untermalen die ansonsten gut instrumentierten Melodien, was bereits in "Nur In Meinem Kopf Auf" auffiel. Ohne die Bumms-Beat-Untermalung im Refrain wäre die Single um Längen besser. Aber eben auch weniger radiotauglich.
Diese erzwungene Massenkompatibilität ist Bouranis größter Fluch. Die Songs klingen austauschbar, auf Mainstream glatt gebügelt. Dabei hat Bourani für einen Song ("Du Und Ich Und Sie") sogar mit Bosse gearbeitet. Da hätte er sich besser an dessen handgemachtem Songwriter-Pop orientiert.
Dass es auch anders geht, beweisen schließlich Songs wie das Piano-Stück "Mit Der Zeit", der Mid-Tempo-Groover "Frieden" oder der sanfte Abschlusssong "Du Lässt Dich Gehen". Bouranis Produzenten beschränken sich hier auf wenig Synthie- und Elektro-Einerlei und lassen vielmehr seiner Stimme Raum zur Entfaltung. So bleibt "Staub Und Fantasie" am Ende doch nur ein passables Pop-Album.
4 Kommentare
Hab nur ich das Gefühl, dass Schlager momentan ziemlich angesagt ist?
Mir gefällt seine Single besser als die von Tim Bendzko. Aber wie in der Review schon bemerkt: zu glatt und auf Albumlänge zu viel Pathos. Deutsch-Pop/Schlager bleibt auch weiter nicht meins.
"Nur in meinem Kopf" schalt ich jetzt nicht unbedingt ab im Radio. Aber das ganze Album ist ja ziemlich lahm.
Duuuu biiiist eeeeein Wunder..schnarch..
habe immer gedacht, Nur in meinem Kopf wäre von diesem Laith al Deen(?)...klingen ähnlich, finde ich. Mag das Lied irgendwie, ist zwar echt ziemlich schlager-mäßiger Pop, aber nervt nicht ^^