laut.de-Kritik
Bewahrt das Bewährte und lockt mit Neuerungen.
Review von Artur SchulzAlles in gewohntem Veröffentlichungslot bei Annett Louisan: Nach der CD folgt die Tour, und inzwischen bereits zum dritten Mal erscheint darauf ein Konzertmitschnitt auf DVD. Alles beim Alten also? Wenig Chance auf Neuerungen? Ganz so einfach macht es sich die Künstlerin nicht. Auch wenn natürlich Vieles in Sachen Ausführung und Songauswahl auf frühere Konzerte verweist, sind doch allerlei Änderungen am Start.
Zunächst einmal optisch: Nach all den Blondinen-Jahren bedeutet die Umstellung auf dunkelbraun noch immer eine Überraschung, auch was die Frisur angeht. Passend zum Sixties-Appeal kommen das schlichte Kleid und die stark an Hildegard Knef erinnernden falschen Wimpern. Doch zur Eröffnung stehen zunächst mit "Das Große Erwachen" und "Fettnäpfchenwetthüpfen" zwei Songs vom Album "Unausgesprochen". Als dritter Track steht mit "Das Schlechte Gewissen" dann erstmals ein Track vom aktuellen Album "Teilzeithippie" auf dem Programm.
Die 23 Songs bieten einen bunten Querschnitt über das bisherige Schaffen der Neu-Berlinerin. Der einstige, alle Türen öffnende Superhit "Das Spiel" ist diesmal allerdings nicht mit dabei. Dafür gibt es einige Änderungen in Arrangement und Darbietung altbekannter Titel. Besonders sticht dabei "Das Gefühl" hervor - hier gänzlich ohne instrumentale Begleitung, nur Annett und ihre besondere Stimme ganz allein am Mikrofon. "Chancenlos" bietet einen - sicher nicht gänzlich unabgesprochenen - Part mit einem im Publikum sitzenden jungen Mädchen, das sichtlich aufgeregt seinen großen Auftritt aber gefühlvoll und sicher absolviert und sich somit verdient den Applaus der restlichen Zuhörerschaft sichert.
Die eingespielte Band umrahmt die Louisan-Songs akustisch sparsam, aber stets effektiv. Allerdings geht dadurch auch ein wenig der Druck eines Songs wie "Ich Bin Dagegen" verloren, der in der Studioversion eindeutig rockiger zur Sache geht. Gegen Ende dann ein besonderes Schmankerl, wenn Annett gemeinsam mit ihrem neuen Lebensgefährten, dem kanadischen Singer/Songwriter Martin Gallop, "Something To Cry About" intoniert: Diese Nummer erlebt auf der Tour ihre Premiere. Bereits im Bonusteil der Special Edition von "Teilzeithippie" gab es eine Aufnahme ("Silver Lady") in Englisch. Für manch alten Fan sicher gewöhnungsbedürftig, aber warum nicht?
Annett Louisan begeht nicht den Fehler, trotz alteingessenen Teams einfach nur die x-te Kopie eines Erfolgsrezeptes zu wiederholen. Die Neuerungen auf Album und Tour sind gut eingewoben in ihren bisherigen Stil, ohne zu verschrecken. In Konzept und Ausführung stilistisch anders gestaltet als früher, stehen aktuelle Songs wie "Ich Brauch Stoff" indes immer gleichberechtigt neben Tracks wie "Eve" oder "Daddy". Gelungenes Paket.
6 Kommentare
Ich mag die kleine, habe sie längst aus der Vorurteil-Ecke wieder rausgeholt.
Die steht bei mir da immer noch.
Die Rezension ist natürlich von ... Arthur wem auch sonst
Aber ich geb ihm Recht die Louisane ist immer für was neues gut und kommt auch immer noch super an.
Sie mag polarisieren ist aber ohne wenn und aber eine der im Moment besten deutschen Künstlerinnen.
@Swingmaster Jazz («
Sie mag polarisieren ist aber ohne wenn und aber eine der im Moment besten deutschen Künstlerinnen. »):
jep.
Die Kleine hat was. Sehr schön.
By the way:
Mir gehen die extragroßen FSK-Kennzeichen auf die Nerven. Müssen die denn unbedingt auf den Front-Cover sein? Wer hat sich denn sowas ausgedacht?! Naja.
@Swingmaster Jazz (« Sie mag polarisieren ist aber ohne wenn und aber eine der im Moment besten deutschen Künstlerinnen. »):
Dem kann ich uneingeschränkt zustimmen!!!!
(kommt bei mir im laut-Forum bekanntlich nicht allzu häufig vor )