laut.de-Kritik

Drei Komiker suchen den Ausgang aus dem YouTube-Universum.

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Kaum ein halbes Jahr ist es her, dass ApeCrime ihren YouTube-Kanal rasierten und alle Videos löschten. Die damalige Begründung lautete, die Jungs könnten sich nicht mehr mit Prankvideos und anderen Albernheiten identifizieren. Stattdessen würden sie sich zukünftig nur noch auf ihre Musikerkarriere konzentrieren wollen.

Beim "Exit" aus dem YouTube-Universum biedern sich
hallige Pianosounds dudeligem Elektro-Pop an und begehen dann einen lockeren Dreier mit trappigen Club-Bässen. Was im erstem Moment etwas pervers klingt, entpuppt sich im zweiten als ziemlich beliebig. Die Beats kommen hochwertig und klar ausproduziert aus den Lautsprechern, wenn auch absolut belanglos.

Das eigentliche Verbrechen begehen ApeCrime mit ihren Texten. Schon dass YouTube-Komiker zu Musikern mutieren, macht nervös. Besonders, wenn es sich dabei um Rap handeln soll. Wir erinnern uns vage an die Haus-Maus-Versuche von Liont.

Doch die drei Spaßvögel aus Stadthagen setzen noch einen drauf und kombinieren Rap-Avancen mit "Menschen Leben Tanzen Welt". Klingt pervers? Ist es auch. Dem kompletten Album fehlt es nicht nur an Inhalt, sondern auch an Kreativität.

Ob "Achterbahn"-Fahrten, "Stolz" auf die eigenen Eltern oder Hater so grün wie "Yoda" - die Vortragsweise, mit der ApeCrime ihre Wandtattoos vorlesen, bleibt stets die gleiche. "Wir leben in ner Achterbahn, mal geht es runter, dann hoch / ich kann nur sagen es ist wichtiger mit wem als wo". Spürt ihr, wie das Adrenalin durch euren Körper fließt?

Gut. ApeCrime nämlich nicht. Die fühlen sich eher wie Kohlensäure, die der Cola entfleucht ("Yoda"). Während sie uns in einem Song erzählen, dass ihr Leben doch so geil sei, weil sie immer noch mit denselben Jungs wie früher abhängen ("Kanye Sagt"), sagen sie in den anderen "Alles was früher mal wichtig war wird einem irgendwann egal" ("Egal") und erklären, dass sie eigentlich nie für ihre "Träume" bereit waren.

Spaßig auch, wenn sich ehemalige YouTuber über weibliche Instagram-Nutzerinnen aufregen, die ständig auf ihre Außenwirkung bedacht sind ("Zombie"). "Ich brauch dich nicht mehr ficken, das hat mein Fame schon getan" - Gemerkt haben die Damen davon vermutlich nichts.

Liegt vielleicht daran, dass sich ApeCrime lieber in Belanglosigkeit als in Orgasmen ergießen. Den absoluten Höhepunkt erreichen sie mit "Driften": "Nice, siehst du wie es schneit / es ist fast halb drei / alle Straßen sind weiß, ich fahr für dich im Kreis / wir fahren einfach Donuts in den Schnee, lass uns draften / lass uns draften".

Keiner der dreizehn Songs baut auch nur ansatzweise Spannung auf. Es scheint nicht einmal möglich, eine potenzielle Zielgruppe auszumachen, denn weder Teens noch Mittzwanziger sollten sich von diesem Klangbild angesprochen fühlen. Dass diese drei tatsächlich mal einen relativ unterhaltsamen YouTube-Kanal geführt haben wollen, scheint absolut unglaubwürdig.

"Exit" erweist sich auf ganzer Linie als Totalausfall. Nicht nur bekommen Apecrime keine Kohärenz zusammen, weil ihnen der Inhalt dafür fehlt, sondern sie glänzen auch noch mit Geschmacklosigkeit. "Birdane", den Song über eine verstorbene Schwester, tragen sie mit der gleichen Monotonie vor wie alle anderen Lieder. Als wäre das bei einem so intimen Thema nicht schon schlimm genug, folgt gleich im Anschluss die Abrechnung mit stalkenden Groupie-Bitchez. Andererseits fügt sich diese Gedankenlosigkeit passend ins Gesamtbild von "Exit", dem gefräßigen Sumpf der Monotonie.

Trackliste

  1. 1. Achterbahn
  2. 2. On Off
  3. 3. Zombie
  4. 4. Driften
  5. 5. Egal
  6. 6. Stolz
  7. 7. Kanye Sagt
  8. 8. Suckers
  9. 9. Yoda
  10. 10. Träume
  11. 11. Letzte Wolke
  12. 12. Birdane
  13. 13. ISMA

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