laut.de-Kritik

Seiner Zeit voraus. Wie weit, weiß wohl nur der verschrobene Nerd selber.

Review von

Ich erinnere mich noch gut an einen Auftritt von Aphex Twin bei der Ars Electronica Verleihung vor zwei Jahren. Das Video zu "Come To Daddy" war nominiert: ziemlich verpeilt standen Twin (im verfusselten Wollpulli) und Mastermind Chris Cunningham vor dem Publikum aus Politik und Kunst. Dem war das nicht wirklich geheuer, sichtlich irritiert übergab einer der Juroren den Preis, den Richard D. James - alias Aphex Twin - grinsend entgegen nahm. Wieder war die Verwirrung bei den Hörern perfekt.

Verwirrend ist auch das neue Album "Drukqs". Verwirrend, aber bis auf wenige Ausnahmen nicht verstörend. Beinahe klassisch instrumentierte Stücke ohne Beats, Breaks und Störgeräusche stehen im krassen Kontrast zu rasenden Breakbeat-Orgien, die es einem schier unmöglich machen, darüber nachzudenken, was hier gerade passiert. Dann wieder Stücke wie "Bbydhyonchord" (jaja, bei der Suche nach den unaussprechlichsten Titel liegt Mr. James noch immer ganz vorne) oder "Avril 14th", die ein gewisses Pop-Appeal ausstrahlen und sich wie Balsam auf die geschundenen - und eben verwirrten - Ohren legen. Besonders bei diesen Songs wird man das Gefühl nicht los, dass der Mann, der angeblich noch immer mit einem alten Panzer durch Südengland fährt, Songs aufnehmen könnte, die die Charts toppen würden. Doch nichts läge ihm ferner.

So unterschiedlich die einzelnen Puzzleteile auf "Drukqs" auch sind, die mehr als 100 Minuten Musik wirken immer als Einheit und bei praktisch jedem Stück ist die Handschrift von Aphex Twin deutlich erkennbar. Diese hält scheinbar unendlich viele Überraschungen bereit, denn bei jeden Hördurchgang entdeckt man wieder Neues. Nicht nur das Album wächst, nein auch der Hörer selbst. Teilweise funktionieren die Songs auf mehreren Ebenen gleichzeitig, was anfangs anstrengend ist, bis einem plötzlich bewusst wird, dass es doch einen Zusammenhang gibt und das scheinbare Chaos einem System folgt.

Aphex Twin kann's noch immer. "Drukqs" ist wie so oft vollkommen losgelöst vom herkömmlichen Musikkosmos und seiner Zeit voraus. Wie weit voraus, das weiß wohl nur der verschrobene Nerd selber.

Trackliste

  1. 1. <b>CD 1:</b> Jynweythek
  2. 2. Vord hosbn
  3. 3. Klatfvgbung micshk
  4. 4. Omgyjya-Switch
  5. 5. Strotha tynhe
  6. 6. Gwety Mernans
  7. 7. Bbydhyonchord
  8. 8. Cack / ver 10
  9. 9. Avril 14th
  10. 10. Mt Saint Michel + Saint Michaels mount
  11. 11. Gwarek 2
  12. 12. Orban c4 trx 4
  13. 13. Aussois
  14. 14. Hy a soullyas lyf adhagrow
  15. 15. Kesson da lef
  16. 16. 54 cymrv beats
  17. 17. <b>CD 2:</b> Btoum - roumada
  18. 18. Lornaderek
  19. 19. 2 kthr
  20. 20. Meltphace 6
  21. 21. Bit 4
  22. 22. Prep g warlek 36
  23. 23. Father
  24. 24. Taking control
  25. 25. Petiatil cx htdui
  26. 26. Ruglen holon
  27. 27. Atx 237 v. 7
  28. 28. Ziggomatic 17
  29. 29. Beskhu 3epnm
  30. 30. Nanov 2

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