laut.de-Kritik
Die Finnen experimentieren in alle Richtungen.
Review von Michael EdeleSo schnell kanns gehen. 2010 spielen Apocalyptica einen kleinen Secret Gig auf dem Wacken Open Air, und die Veranstalter nutzen die Gelegenheit gleich mal, um die Finnen für das Festival 2011 als einen der Headliner anzukündigen. Wäre doch eigentlich die perfekte Gelegenheit, die ein oder andere Originalstimme der bisherigen Veröffentlichungen mit auf die Bühne zu holen.
Auch wenn die vier Cellisten in Zukunft erst einmal mit Richard Gustaf Johnson (Ex-Leningrad Cowboys) durch die Gegend ziehen, so haben sie auf "7th Symphony" nämlich wieder vier Gastsänger/Innen an Bord. Da ist zum einen der ehemalige Bush-Fronter Gavin Rossdale, der auf der bereits veröffentlichten Single "End Of Me" eine absolut gute Figur abgibt. Nicht weniger hitverdächtig sind die Tracks "Not Strong Enough" mit Brent Smith von Shinedown oder "Broken Pieces" mit Lacey von Flyleaf.
Es besteht kein Zweifel daran, dass es für Apocalyptica ein Leichtes wäre, sich als traditionelle Rock/Metalband zu etablieren. Das Songwriting für gängige Rock- oder Metal-Nummern geht ihnen mittlerweile genauso leicht von der Hand wie ihre klassisch inspirierten Akustiknummern. Allerdings finden sich die unvergleichbar melancholischen Melodielinien der Finnen nun verstärkt in den Songs mit Gesang wieder.
Da sie sich bei den Stücken mit Gesang weitgehend an Richtlinien wie Strophe, Bridge und Refrain halten müssen, nutzen sie ihre künstlerische Freiheit in den Instrumentalen nun dahingehend aus, dass es hier richtig zur Sache geht. Nicht nur die obligatorische Lombardo-Kollabo in "2010" hat richtig Druck auf den Kesseln. Vor allem im Opener "At The Gates Of Manala" und dem Rausschmeißer "Rage Of Poseidon" ziehen die Finnen so richtig vom Leder.
Apocalyptica treten jedenfalls nicht auf der Stelle, sondern experimentieren in alle Richtungen. So hat es mit "On The Rooftop With Quasimodo" zum ersten Mal ein Song von Drummer Mikko aufs Album geschafft, der sich deutlich vom sonstigen Material unterscheidet. Auch "Bring Them To Light" mit Joe Duplantier von Gojira ist alles andere als eine typische Single mit Gesang geworden, denn die Nummer peitscht ordentlich nach vorne weg.
Die Skandinavier lassen sich auch auf ihrem siebten Album also nicht aus der Bahn werfen und ziehen ihr Ding mit bewundernswerter Konsequenz durch. Dabei treten sie aber keineswegs auf der Stelle, sondern sorgen an den richtigen Stellen immer wieder für die notwendige Innovation.
Noch keine Kommentare