laut.de-Kritik
Von der Wüste geht es an den Feel-Good-Strand.
Review von Andreas BättigIn der schmalen Brust der Arctic Monkeys scheinen zwei Herzen zu schlagen: zum einen dieses unbändige,
hüpfige, rebellische; zum anderen das bleierne, schwere, Sinn suchende. Während in der Vergangenheit entweder
das eine ("What Ever People Say I am, That's What I am Not", "Favourite Worst Nightmare") oder das andere ("Humbug") schlagen durfte, kommt es auf der aktuellen Platte "Suck It And See" zur Symbiose. Doch bis hierhin war es ein weiter Weg. Dass sich die Affen in den letzten sechs Jahren dermaßen weiterentwickelt und gefestigt haben, erstaunt.
Es wäre zu einfach gewesen, an den Erfolg ihres Erst- und Zweitlings anzuknüpfen. Bestimmt wäre ein drittes oder gar viertes Album im Stile von "What Ever People Say I Am, That's What I am Not" zumindest bei den Fans gut angekommen. Möglichweise hätte Kritiker ihnen vorgeworfen, sich nicht fortbewegt zu haben, um im gleichen Atemzug darauf hinzuweisen, "dass die Band noch sehr jung ist und noch viel Zeit hat". Schlussendlich ist gegen diesen Indie-Rock mit unfassbar viel Drive auch überhaupt nichts einzuwenden. Der fegte wie ein Wirbelsturm durchs Hirn und mischte mal ganz locker die ganze Indie-Szene auf.
Dass die Monkeys mit diesem Stil auf "Humbug" gebrochen und geradezu eine musikalische Askese in der Wüste gesucht haben, tat ihnen gut. Mehr noch: Die Wüste hat die Affen gefestigt. Sie hat sie zur Ruhe gebracht, sie hat den Drive, ihre Energie in Bahnen geleitet, die der Band Tiefgang verleihen. Mag sein, dass manche "Suck It And See" langweilig finden werden. Denn es ist deutlich zugänglicher als "Humbug", aber auch wesentlich wüstenrockiger als ihr Erstling.
Auch diesmal zog es die vier Affen in die USA, nach Los Angeles. Auch dieses Mal ließ sich Turner von Rock-Größen inspirieren. Er habe viel Nick Cave, John Cale, Lou Reed, David Bowie und Leonard Cohen gehört, lässt er verbreiten.
Tatsächlich schwingt eine gewisse Reed-Lässigkeit in den Stücken mit. Allen voran bei "She's Thunderstorms". Der Bass hüpft, die Gitarren quengeln sich wild durchs Stück, Turner singt mehr gelangweilt als lässig die Strophen herunter. Auch "Black Treacle" fährt im gleichen Tempo fort. Backvocals unterstützen Turner – eine nette Ballade.
Erst bei "Don't Sit Down 'Cause I've Moved Your Chair" packen die Monkeys die schweren Gitarren aus. Die Riffs dampfen bedrohlich durchs Stück. Josh Homme hätte seine Freude daran. Natürlich dürfen dabei die lasziv gesungenen Back-Vocals nicht fehlen.
Düster kommt auch "Library Pictures" daher, dessen Anfang tatsächlich direkt aus einem The Horrors-Album stammen könnte: wirr, verzerrt, dreckig. Nur wenige Stücke später meldet sich Papa Josh mit seiner unverwechselbaren Stimme bei "All My Own Stunts" zu Wort. Im Duett schmachten die beiden Cowboy-Filme an, bevor das Stück ganz in Queens Of The Stone Age-Manier endet, mit quietschender Gitarre.
Gänzlich schunklig entlassen uns die Affen gegen Ende der Platte mit "Suck It And See" und "That's Where You're Wrong". Die Sonne Kaliforniens strahlt durch diese beiden Stücke. Man kann sich gut vorstellen, wie Turner lässig mit Sonnenbrille auf dem Kopf irgendwo an einem Boulevard sitzt und den Mädchen nachschaut.
"Suck It And See" ist das poppigere "Humbug"-Album mit einer gehörigen Portion kalifornischer Feel-Good-Stimmung. Ein driviges oder gar tanzbares Stück sucht man hier vergebens. Schlimm ist das nicht. Wenn man dem Album genügend Zeit gibt, zu wachsen.
19 Kommentare
Ja, ich mag die Monkeys wegen den ersten beiden Platten. Nein, mir gefällt der neue Stil nicht. Langweiliges Album, klingt zu eingeschlafen, keine Überaschungseffekte. Schlicht öde.
Mal sehen, ich glaube es wird ein bisschen Zeit brauchen. Für Humbug habe ich auch echt lange gebraucht, bis das gezündet hat. Man ist gespannt!
Bei aller Anerkennung für ihre musikalische Weiterentwicklung, aber etwas mehr Abwechslung hätte dem Album wirklich gut getan. Davon gabs ja auf "Humbug" mehr als genug. Gute Songs sind aber auf jeden Fall dabei.
Sooo. Überalbum. Ganz klar. All my own Stunts ist mittlerweile der beste Song. Eigentlich geht nur Laserquest immer noch nicht klar. Bei Hellcat hats mir die Gitarre in Verbindung mit den Lyrics angetan.
sehr starkes album welches 4 sterne verdient!
jedoch keine steigerung gegenüber den vorgängern
für AM-Verhältnisse schwach