laut.de-Kritik

Wer tanzt, der lebt!

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"We will not let you get away with this. Right here, right now is where we draw the line. The world is waking up. And change is coming, whether you like it or not", drohte Greta Thunberg 2018 in einer Rede vor den Vereinten Nationen. Asian Dub Foundation fühlen sich mit der 17-jährigen Schwedin im Geiste verbunden. Auf ihrem neunten Album "Access Denied" unterlegen die Briten eine geschnittene Version dieser Rede mit einem treibenden Breakbeat. Das Resultat "Youthquake" bringt den Grundton der Platte auf den Punkt: ADF sorgen sich um Mensch und Umwelt.

Dabei haben die Elektromusiker zwar die Welt im Blick, kehren aber auch vor der eigenen Haustür. "Swarm" behandelt die britische Flüchtlingspolitik und nimmt bereits im Titel Bezug auf eine Aussage des ehemaligen Premierministers David Cameron. Als einen Swarm of people" bezeichnete der Politiker die Immigranten. Auch dessen Nachfolgerin Theresa May wird in "Stealing The Future" zur unfreiwilligen Mitautorin. "Hands up if you're a citizen of nowhere and you're not scared", zitieren die Musiker aus einer Rede, die der Guardian 2018 mit Aussagen von Hitler verglich.

ADF-Gründungsmitglied Steven Savale bezeichnet "Access Denied" als Tanzplattet. Als Mittel, um die Probleme auszublenden, möchte er die Musk aber nicht verstanden wissen. "It has this sense that your dancing and partying against the way things are", wird er im Pressetext zitiert. Tatsächlich unterbricht keines der 14 Lieder den Bewegungsfluss. Wer tanzt, der lebt und kann deshalb auch noch Probleme lösen. Das ist die Botschaft, die die Band im Laufe der 52 Minuten unmissverständlich vermittelt.

Dennoch kratzt die Asian Dub Foundation an der Oberfläche. Herausfordernd werden die Texte höchstens, wenn die Band doppeldeutige Zeilen erst einmal unkommentiert lässt: "If you're muslim, you're a terrorist / A violent thug, if you're black / And if you're white they say you're mentally ill". Anders klingt es auf der musikalischen Seite. Die Arrangements gehen in die Tiefe, bedienen sich aus unterschiedlichen Genres. Immer wieder streut die Band Tempowechsel ein und tauscht Drum-Patterns aus. So füllen sie auch lange Instrumentalpassagen mit Leben.

"Can't Pay Won't Pay" ist Reggae auf Energy-Drinks. Ein Bass bohrt sich in den Vordergrund, eine verzerrte Gitarre dreht Schleifen und Beatboxer Dub FX sorgt für den Groove. "Coming Over Here" kommt zwar ohne Rap oder Gesang aus, erinnert aber mit Drum'n'Bass- und Industrial-Elementen an die ADF-Hochzeiten in den Neunzigerjahren. Die Übergänge zwischen Hip Hop, Jungle Punk und Ragga Dub sind fließend. Eine Flöte in "Realignment" und eine Akustikgitarre in "Front Line" sorgen für etwas Wärme im überwiegend elektronischen Klangbild.

Ein weitere Pluspunkt: die Gäste. Die palästinische Band 47 Soul lässt sich in "Human 47" über Grenzpolitik aus, und die chilenische Sängerin Ana Tijoux befürwortet in "Frontline Santiago" barrierefreie Bildung. Vor allem unterstreichen die Features die kämpferische Botschaft, die Asian Dub Foundation mit "Access Denied" senden. Damit hat sich auch ein Vierteljahrhundert nach dem Debütalbum "Facts And Fictions" nichts für die Briten geändert.

Trackliste

  1. 1. Can't Pay Won't Pay
  2. 2. Stealing The Future
  3. 3. Frontline
  4. 4. Access Denied
  5. 5. Realignment
  6. 6. Comin' Over Here (feat. Stewart Lee)
  7. 7. Human 47 (feat. 47 Soul)
  8. 8. Mindlock
  9. 9. Swarm
  10. 10. Lost In The Shadows
  11. 11. Youthquake Part 1, Greta Speaks
  12. 12. New Alignment
  13. 13. Frontline Santiago (feat. Ana Tijoux)
  14. 14. Smash And Grab The Future (feat. Dub FX)

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