laut.de-Kritik
Organisches Melodien-Picknick mit Spielplatz-Bezug.
Review von Matthias MantheGanz schön schwer, Au Revoir Simone ohne Rückbezug auf Image, Gestus und Äußeres zu betrachten. Erika, Annie und Heather bleiben der scheinheiligen Dreifaltigkeitsschiene aus süßem Mädchentum, Keyboards und dilettantisch-durchromantisierter Sentimentalität über weite Strecken derart prinzipientreu, dass der Gedanke aufkommt, das kleidsame Trio sei tatsächlich direkt aus der Filmrolle von Sofia Coppolas "The Virgin Suicides" geschnitten.
Dabei entpuppt sich die zunächst reichlich simplizistisch anmutende Idee fast schon als Geistesblitz, neben drei dünnen, aber dennoch (oder gerade darum?) sehr bezaubernden Stimmen, auf nichts als den Synthesizer, die Vintage-Drum-Machine und das Tamburin zu bauen. So warm und organisch wie "The Bird Of Music" klang Elektronik nämlich lange nicht mehr. Dieser Umstand ist vor allem der im Jahr 2007 beinahe schon unglaublichen Chuzpe geschuldet, bei der Klangsynthese auf keinerlei Computerbackup zu vertrauen.
So oszillieren die Brooklynerinnen zwanglos zwischen herbstsonnengetränktem Melodien-Picknick, Upbeat-Hoppsalauf, mal orgeligen, mal spacigen Cheapo-Synthie-Flächen, Hippie-Chören und Dreiviertelskizzen von Piano-Balladen daher. "Dark Halls" tut nur im Titel düster und ist eigentlich die fröhlichste Kinder-TV-Ramschmelodie einer ansonsten tagebuchverträumten Platte, während "A Violent Yet Flammable World" ein reizvolles Hauch & Response zelebriert. Mitpfeifen erwünscht.
Kommen die elegischen Liebesgeständnisse oft ohne prägnantes Drumming und somit etwas kraftlos daher, wissen die lebhafteren Spielplatznummern regelmäßig zu überzeugen. Es sind zufriedene Momente, die hier bedient werden. Wer wollte sich auch beklagen, wenn man, wie die Band im Clip zu "The Fallen Snow", gerade die Füße im sommerlichen Waldsee baden darf?
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