laut.de-Kritik
Ex-Hole- und Pumpkins-Bassistin lässt Fragilität und Härte aufeinander prallen.
Review von Vicky ButscherIrgendwann muss jeder aus dem Schatten treten. Manche tun das klammheimlich, andere in einem hellen Lichtstrahl.
Ex-Hole- und -Smashing Pumpkins-Bassistin Melissa Auf Der Maur hat den strahlenden Weg ins Licht angetreten. Mit ihrem abgehangenen und doch modernen 90ies-Rock lässt sie alle Exes hinter sich, wandelt sich zum Ich. Ihr Innerstes möchte sie mit diesem selbst betitelten Fels von einem Album nach außen kehren. "Auf Der Maur" besticht vor allem durch seine perfekt aufgebaute Vielschichtigkeit und Dynamik; durch Melissas wandelbare und anpassungsfähige Stimme.
Je öfter man die Platte hört, desto intensiver dringt sie in den Hörer ein. "Feel me" fleht Melissa in "Followed The Waves". Wenn man richtig hinhört, ist das nicht zu vermeiden. Fragilität und Härte prallen hier aufeinander, wie man es selten gehört hat. Wer glaubte, krachende Gitarren und wummernde Bässe würden eine schöne Frauenstimme schlucken, den bekehrt dieses Album.
Einer Jam-Session gleich entstand das Werk. Das Who-Is-Who der Alternative-Rock-Götter der Jetztzeit gab sich dabei die Klinke in die Hand: Josh Homme und Nick Olivieri teilen ihren Platz mit Eric Erlandson, Paz Lenchantin, Twiggy Ramirez und James Iha. Wer aber nun auf welchem Track zu hören ist, möchte Melissa nicht verraten. Denn es geht ihr nicht darum, mit einem berühmten Künstlerkollektiv zu protzen.
Vielmehr ist es ihr Anliegen, sich selbst in der Musik auszuleben, Musik zu leben. Dabei zieht sie den Hörer mit Songs wie "Head Unbound" oder "Taste You" hemmungslos mit. Zwischen großer Distanz und emotionaler Auflösung ist jede Reaktion möglich.
Hinter einige Stücke wie "My Foggy Notion" hätte Produzent Chris Goss allerdings mehr Druck setzen können. Vor allem Melissas Vocals schwächeln an wenigen Stellen etwas blutleer. Schlimm ist das nicht, kann man doch einfach einen Song weiter skippen. Wenn der so berührend ist wie "Overpower Thee" oder "I'll Be Anything You Want", verzeiht man kleinere Schwächen schnell. Und bemerkt wieder das Strahlen, das diese zierlichen Person über ihre Musik aussendet.
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