laut.de-Kritik
Deutscher Indie-Rock mit Saisonkennzeichen und Anti-Abwrack-Look.
Review von Yan VogelAuletta sind vier junge Herren aus Mainz, die großen Wert auf ein Auftreten als eingeschworene Einheit legen.
Dies fand seine Entsprechung im Aufnahmeprozess: Mit dem Ziel eines organischen Endresultats vor Augen spielte man das Grundgerüst live ein. Einige Timingschwankungen machen das Bild nur sympathischer.
Das Rhythmus-Gespann der beiden Brüder Jusch und Dan legt ein knackiges Fundament, auf dem sich Stimme und Gitarre mit ihren Melodien austoben. In fast jedem Lied nehmen Gesang und Gitarre den Hörer mit einprägsamen Tonverläufen in die Zange. Mal korrespondieren die beiden Elemente im Mix, mal bekommt jedes Element seinen angestammten Platz im Sinne einer solistischen Aufteilung. Dass die Mainzer derart mit populären Elementen spielen, ja sie geradezu herausfordern, verwundert kaum, schließlich bezeichnen sie sich selbst als melodien-geil.
Die ersten fünf Songs sind Perlen vor die kreischende Teenie-Schar. Hier zeigen Auletta, welches Potential in ihnen steckt: Morricone-lastige Klänge, wie man sie zur Zeit von Kasabian hört ("Im Westen Nichts Neues"), rockige, mit unbeschwerten Melodien versehene Abgeh-Songs ("Meine Stadt", "Roboter"), der Hang zu griffigen Wortspielen auf der ersten Single "Ein Engel kein König" sowie Melancholie und aufgestaute Sehnsucht an eine geliebte Person ("Dein Lied") in akustische Streicheleinheiten gekleidet. Zuwachs bekommt der transparente Live-Sound durch opulente Chorarrangements, dezente Synthesizer-Spielereien, wie ein Hammondsound oder coole Lead-Sounds/Licks von Gitarrist Martin.
Danach macht sich aufgrund der sonnenbeschienenen Lebenssicht ein wenig Redundanz breit. Auch beim internationalen Vergleich muss das Quartett (noch) Abstriche machen. Die oft gerühmten und viel zitierten Libertines sind anarchischer, roher und ungezügelter. Auch die Vertracktheit und der Abwechslungsreichtum der Arctic Monkeys oder von Maximo Park geht ihnen ab.
Trotz aller Fokussierung auf das liedhafte Element merkt man der Band die Detailversessenheit an, mit der sie auf dem Album zu Werke geht. Viele kleine versteckte Literatur-Zitate, ergänzende, gegenläufige, variantenreiche Melodien und eine versierte, aber immer songdienliche Rhythmus-Gruppe lassen den Hörer erstaunlich tief in die Songs eintauchen.
Die Jungs um Sänger/Gitarrist Alex Zwick präsentieren treffsicher und pointiert relevante zwischenmenschliche Themen. Die Vorliebe für Retrorock kauft man ihnen ebenso ab, wie die gewitzten, manchmal prätentiösen Texte.
In Sachen authentischer Lebensfreude haben Auletta entfernten Verwandten wie Madsen oder den Sportfreunden einiges voraus. So möchte man dem Hörer einen optimistischen Blick auf das Weltgeschehen ans Herz legen, um mit der Platte glücklich zu werden.
9 Kommentare
mag ich nicht
Kinder, wie die Rezension auch schon geschrieben ist. Für 'ne Deutschhausaufgabe okay, aber nicht auf dieser Plattform!
Der Artikel hat tatsächlich einen ziemlichen Hang zum Pathos!
Der Vergleich mit Maximo Park ist Blödsinn.
Habe mir das Album auf Empfehlung gekauft und angehört. Der in der Rezension genannte Vergleich mit Sportfreunde Stiller oder Madsen ist echt grotesk. Dazwischen liegen KLASSEN!!! Potential ist da. Aber noch haperts meiner Meinung nach an der Ausstrahlung der Band und den Texten. Friseusenlyrik gepaart mit dem Auftritt eines Bankangestellten... Mein Fall ist es nicht.
Vielleicht wenn sie Englisch singen würden.. Ich kann deutschem Gesang meist nicht viel abgewinnen. Die Musik an sich macht Spaß, aber in dem Genre gibts viel besseres. Kann man auch gleich Libertines hören.
Von daher würd ich auch sagen 3/5.