laut.de-Kritik

Klingt eher nach Pop als nach angepisster Kratzbürstigkeit.

Review von

Johnny Cash hat einmal über die berüchtigte Zeile "I shot a man in Reno, just to watch him die" aus dem "Folsom Prison Blues" gesagt, dass es ihm darum ging, den niederträchtigsten Grund zu finden, aus dem ein Mann mordet. Dies ist ihm beeindruckend gelungen. Im Opener "Girlfriend" - gleichzeitig die erste Single - argumentiert Avril Lavigne: "I don't like your girlfriend, I think you need a new one, I could be your girlfriend". Ich stelle mir die Erklärung des Typen vor, der nach diesem Vortrag seine Freundin verlässt: "Du, da gibt's dieses Mädel, das mag Dich nicht. Deswegen bin ich jetzt mit ihr zusammen, sie hat sich angeboten."

Teenage Niederträchtigkeit! Poppig untermalt inszeniert sich Avril Lavigne als Queen Bitch ("Hell yeah, I'm the motherfucking princess"), die den Jungen aus seiner tristen Beziehung erretten kann ("you could do so much better"). Hitverdächtig ist die Nummer allemal, der Rhythmus überträgt sich vom Fuß aufs Parkett, und die kleine Blonde ist stimmlich erstaunlich gut dabei. Eigentlich ein würdiger Nachfolger zu "Sk8er Boi". Ein Stück weiter hoch die Uptempo-Leiter gehts mit "I Could Do Better". Der Einsicht, dass andere sich verbessern können, folgt die Feststellung, dass Veränderung im eigenen Leben auch nötig ist. Da wird dem (gerade erst eingefangenen?) Schwarm schon wieder der Laufpass gegeben. Frauenpower für Teenagerzimmer. Am Ende aufgesetztes Lachen: Macht Euch keine Sorgen um mich, mir gehts gut.

Dann geht auch noch das Auto kaputt, das Telefon hat keinen Empfang (auch bei The Streets immer wieder ein beliebtes Sujet - "My phone doesn't work because it's out of range" hier, "I have crap reception in my house" da), "today it's like I'm under a heavy cloud". Der Powerballade über die Tücken des Alltags folgt mit dem Titeltrack eine schnellere Nummer - wie beim Opener schon mit massig Handclaps versehen - über schlechtes Benehmen und Arschlochtypen, doch Avril steht drüber, denn: "I can put up a fight". Erstaunen beim Blick in die Liner Notes: Josh Freese (Vandals, Nine Inch Nails, A Perfect Circle) massiert hier die Trommelfelle.

Auch auf der zurückhaltenden Ballade "When You're Gone" ist Freese zu hören, sonst sind als namhafte Gastmusiker Ex-Blink 182-Drummer Travis Barker und Lavignes Ehegatte Deryck Whibley (Sum 41) auf dem Album vertreten. Auf besagter Schmonzette trauert die Kanadierin wieder einem Typen hinterher ("We were made for each other"). Übel mitgespielt hat ihr der Kerl, um den es in "Everything Back But You" geht, warum würde sie sonst schreien: "I hate you why are guys so lame"?

Die Achterbahn der Gefühle kommt nicht zum Stillstand. In "Hot" herrscht wieder rosarote Verliebtheit. Auch musikalisch wechseln sich Ballade ("Innocence"), Powerballade, poppige Songs ("Contagious") und Uptempo-Rocker ("I Don't Have To Try", "One Of Those Girls") ab. Themen: Boys, Boys, Boys. Beziehungsprobleme werden ebenso schnell herbei wie weg gesungen. So offenbart sich Lavigne mal als quirlig-verrückt, liebenswürdig-charmant oder als (wenig glaubwürdig) angepisst-kratzbürstig.

Das ganze korrespondiert hervorragend mit dem reich bebilderten Booklet. Zugute halten muss man der Pop-Sängerin, dass sie - zumindest laut Credits - bei allen Stücken am Songwriting beteiligt war. Dennoch kommt dabei lediglich gut gemachter Pop heraus. Ohne Kanten, mit wenig Haftung und einer sehr kurzen Halbwertzeit. Ihre zur Schau gestellte Unangepasstheit ist deshalb kaum glaubwürdig, da sie selbst als Vorlage für den Massengeschmack herhalten muss. Um in der Geschmacksmasse landen zu können, wird die "motherfucking princess" von zu Beginn natürlich zensiert. Für ein ungläubiges Schmunzeln sorgt am Ende die deutschsprachige Version von "Girlfriend". Leider beschränkt sich Lavigne auf die Übersetzung des Refrains.

Trackliste

  1. 1. Girlfriend
  2. 2. I Can Do Better
  3. 3. Runaway
  4. 4. The Best Damn Thing
  5. 5. When You're Gone
  6. 6. Everything Back But You
  7. 7. Hot
  8. 8. Innocence
  9. 9. I Don't Have To Try
  10. 10. One Of Those Girls
  11. 11. Contagious
  12. 12. Keep Holding On
  13. 13. Girlfriend (German Version)

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124 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    @Torti (« aaalt! und ja, es geht nur um kommerz. leider bin ich diesem kommerzstreben auch zwei platten lang aufgesessen. A. L. ist nur eine Britney Spears mit e-gitarren, mehr nicht.

    geh echte musik hören!! »):

    Avril Lavigne und Britney Spears haben wirklich nichts gemeinsam. Und "echte Musik" ist doch auch eher relativ.

  • Vor 16 Jahren

    Zunächst mal möchte ich mich als Avril Fan der ersten Stunde outen. Sie ist wirklich anders (gewesen als all der Mainstream Glitter Glanz Scheiss aus America & Co. a la Britney, etc. Sie wollte asbrechen, unkonventionell sein ... und was ist sie nun? ... egal ... darüber will ich mich nicht auslassen.

    Was hier jedoch unverblümt zum Konzert gesagt werden sollte - und vergesst nicht - dies ist eine SUBJEKTIVE Meinung!

    Sorry, aber das Münchner Konzert am 17.06.08 war eine absolute Lachnummer. Lustlos und abwesend war Avril. Ein bisschen hampeln hier, ein bisschen klatschen dort ... sowas reicht für einen Topact nicht, genauso wenig reicht eine so stümperhafte Choreografie - entweder ordentlich oder gar nicht - aber nicht so. Das war gar nix!
    Der absolute Oberhammer war aber die Spielzeit: 60min - keine Zugabe, nichts! Sowas hab ich in über 45 Konzerten noch nie erlebt! Sie ist noch kein etablierter Superstar daher müsste Sie ihre Fans regelrecht füttern mit Songs und guter Performance ... stattdessen verfällt sie in eine Art Britney-Performance, die einfach nur schlecht ist. Sie wirkt nicht mehr authentisch ... dann lieber pure: Mic, Guitarre und losträllern ... ohne großen Pipapo!

    Sorry, aber das war die größte Frechheit, die ich jemals auf einem Konzert erlebt habe. 60min und Tschüß! Danke Avril - 1 Fan weniger für Dich ... und ich weiss, da werde ich nicht der einzige bleiben!
    Fanverarschung!
    Setzen
    6!

    Ciao,
    MW

  • Vor 16 Jahren

    die ersten alben mochte ich noch - damals mit 10. dann habe ich sie toleriert. was jetzt aber für ein müll rausgekommen ist... das ist echt nur scheiße. anfangs meinte sie noch immer "ich hasse diese blondierten überschminkten chicas, die sich immer selbst darstellen müssen" - was ist sie denn jetzt bitte? mit diesem album hat sie sich selbst verraten. alleine girlfriend lässt fans ihrer alten person losheulen (nicht mich, ich fand sie schon ne weile nervig^^): dämliches pseudopunkvideo zu einer schlecht gemachten pophymne und damit es sich auch ja gut verkauft, noch eine tussige rapbridge einbauen. und klauen. ich weiß nicht mehr, von wem, aber eine band hatte fast exakt das gleiche in gut nur mit boyfriend - gleicher text, gleiche melodie im refrain. so ei n zufall sagt avril. und gibt zu, dass sie die ganzen aufnahmen über blau war. das hört man.